01.07.04   Alphabetisches

Was man nicht sagen kann

Es gibt Dinge, die man unmöglich laut sagen, sondern nur schreiben kann.
Ich meine nicht: "Grmblhx", das geht zur Not. Immerhin versucht die Schreibung hier, einer bestimmten Aussage nahe zu kommen.

Nein, es geht um die Worte, mit denen ein etwas Deutsch sprechender Russe in dem englischsprachigen Buch, das ich gerade lese, eine Deutsche begrüßt: "Guten abend."
Das kann man schreiben, aber nicht sagen. (Wegen der falschen Kleinschreibung.)

Das ist zwar nur ein Beispiel für die vielen, vielen falschen deutschen Äußerungen in englischsprachigen Roman, es hat mich aber auf ein grundsätzlicheres Problem gebracht. (Nebenbei: Gibt's da keine Deutsch sprechenden Lektoren? Kennt da niemand einen Muttersprachler, den man wegen der paar Sätze fragen könnte?)

Bewusst eingesetzt ist ein ähnlicher Effekt in Compton Mackenzie, The Rival Monster (The Highland Omnibus p. 587). Dort wird der englische Dichter Spenser, ein Shakespeare-Zeitgenosse, in einem Gespräch erwähnt und von einer anderen Person als "Spencer" in deren wörtlicher Rede aufgenommen: Ausgesprochen wird beides gleich, aber die in der wörtlichen Rede verwendete Schreibung zeigt, dass der Sprecher den Dichter nicht kennt. Diese Information wird durch Schreibung vermittelt, durch Lautsprache geht das in diesem Fall und mit diesen Worten nicht.

Das englischsprachige Buch von oben ist übrigens aus dem Russischen übersetzt. Wie sagt man eigentluich auf Russisch "Guten Abend" auf Deutsch?

Herr Rau am 1. Juli 2004 um 13:02
Comments

"Gutten Àbbent!"

Posted by: Kai at 01.07.04 15:38

Noch ein Beispiel: In Terry Pratchett, Pyramids (S. 121), wird gerade das Wort "quantum" erfunden und von jemand anderem als "kwa-" ausgesprochen, der daraufhin korrigiert wird.

Posted by: Herr Rau at 03.07.04 17:17
Post a comment









Remember personal info?