Mein erstes Mal Wahlhelfen. Um kurz vor 7 Uhr dort gewesen, es war weniger vorbereitet, als ich erwartet hätte.
Über Nacht war ein Tscholent im Ofen gewesen, ein klassisches ostjüdisches Schabbatgericht mit sephardischen Wurzeln: separat werden Zwiebeln und Fleisch angebräunt, dann zusammen mit eingeweichten Bohnen, Graupen, Kartoffeln und in meinem Fall auch weniger kanonischen Karotten in einen Schmortopf geschichtet. Würzen mit Pfeffer, Salz, Thymian, Paprika; mit Wasser bedecken und zehn bis zwölf Stunden (oder mehr?) bei 100° im Ofen lassen. So konnte man am Schabbatmittag einen Eintopf essen, ohne ein Feuer anmachen zu müssen.

Für nächste Mal: andere Bohnen nehmen, damit die sich farblich besser von den Graupen absetzen. (Aber Bohnen, Karotten, Graupen waren so im Haus.) Die Kartoffeln weglassen, die schmecken mir so nicht. Was außerdem noch drin war: ein Knödel aus halb Mehl, halb Fett (englisches suet in diesem Fall, musste auch mal weg), mit Salz, Petersilie und Wasser geformt und oben drauf gelegt.
Ich hatte ja keine Zeit, das Mittagessen zu bereiten, wegen Frühschicht als Wahlhelfer. Nachmittags müde hingelegt, zum Schließen der Wahl wieder dort gewesen. (Wobei trotz Schließen alles offen bleibt: auch beim Auszählen dürfte die Öffentlichkeit zusehen.) das hat dann noch bis nach halb zwölf gedauert und war recht anstrengend.
Anstrengend dann die Wahlergebnisverdauung. Noch ein Glück. Ich bin ja Laie, aber ich glaube, dass es den vormals stabilen rechten Parteien, also den schlichtweg konservativen, nicht den rechtextremen, übehaupt nicht hilft, auf die Grünen einzudreschen. Land oder Bund. Das hätte man auch schon nach der Landtagswahl zuvor lernen können, da hat die CSU auch schon den Wahlkampf vergiftet, da war ich auch schon auf einer Demo, „#ausgehetzt, da hat das denen auch nichts gebracht. Es gibt genügend Faschistenwähler und -wählerinnen, da sollte man diejenigen in deren Arme schubsen, die Angst haben, weil man ihnen Angst gemacht hat. Ich zweifle aber an Lernfähigkeit. Es hat zwar nichts genutzt, aber wenn man einfach mehr davon? Die FDP hat schon lange aufgegeben.
Überhaupt, die Grünen. Ich halte sie für die einzig große Partei, die konstruktive Vorschläge macht und zugleich nicht gegen andere Parteien hetzt. Dafür ist sie von anderen Parteien zum Buhmann ausgerufen worden. Auch bei den mit dem Grundgesetz vereinbaren Parteien sehe ich sonst Populismus und Nichtwahrhabenwollen. Ja, wir werden weniger haben. Nein, es muss uns nicht schlechter gehen, wenn wir das besser verteilen. Wie man das verkauft, so dass es ankommt, das weiß ich auch nicht.
Israel. Mir graut vor der „Verurteilenswert, aber“-Fraktion im Lehrerzimmer. Der verständnisvolle linke Antisemitismus.
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