Eliza

(4 Kommentare.)

Ohne die Sage Pygmalion (bei Ovid und früher) kein Drama Pygmalion von Shaw (1913, für das aber auch noch The Lady Automaton nötig war, was wohl nicht ohne E.T.A Hoffmann ging), ohne die Eliza darin keine Eliza in My Fair Lady (1956, Verfilmung 1964), und ohne diese Eliza vermutlich nicht das Computerprogramm Eliza von Joseph Weizenbaum (ab 1964), jedenfalls nicht unter diesem Namen. In seiner bekanntesten Ausprägung simuliert Eliza einen Therapeuten, mit dem man sich unterhalten konnte. Hier kann man mit Eliza spielen.

Weizenbaum war überrascht davon, dass manche Menschen diesem Programm menschliche oder menschenartige Gefühle zuschrieb. Aber so ist der Mensch.

Pareidolie

Der Mensch neight dazu, Gesichter zu erkennen, egal ob da welche sind oder nicht. Das heißt Pareidolie und man kann Wikipedia dazu befragen, wo sich auch diese zwei Beispiele finden:

Bill Ebbesen, 107-2-D1 – Danish electrical plugs – Studio 2011 (cropped), CC BY-SA 3.0

Das untere Bild ist das bekannte Marsgesicht, von dort übertragen.

Der Mensch ist – evolutionär gut erklärbar – besonders gut darin, Gesichter zu erkennen und zu deuten. Er ist auch darin, Muster zu erkennen und Zusammenhänge herzustellen, es ist ihm fast nicht möglich, etwas anderes zu tun, und das auch da, wo es gar keine Muster gibt. Lottozahlen, Fußballtoto, Roulette, jede Menge kognitive Verzerrungen.

Gilt natürlich auch für KI

Schon der wirklich, wirklich sehr eingeschränkten Eliza schreibt man schnell mehr Intelligenz zu, als drinsteckt.

Der Roman Small World (1984) von David Lodge ist sehr lustig und sehr empfehlenswert. Als Fortsetzung von Changing Places ist er die Fortsetzung der campus novel auf dem globalen Campus der wissenschaftlichen Kongresse. Es gibt viele akademische Helden und Heldinnen, die sich immer wieder auf solchen Veranstaltungen über den Weg laufen und dabei nach dem Vorbild der Artusritter Abenteuer erleben. Zu den Figuren gehören Morris Zapp und Phillip Swallow aus Changing Places, der naive Persse (Percy, Percival, Parzival) McGarrigle aus dem universitären Hinterland, und der frustrierte erfolglose Richard Dempsey, der ein Opfer von Eliza wird und sich immer mehr und intensiver mit dem Programm unterhält.

Zugegeben, am Ende stellt sich heraus, dass ein Kollege zwischendrin Eliza manipuliert und auf Dempsey zugeschnitten hat. So oder so ist „Unterhaltung“ aber schon einmal das falsche Wort. Es ist keine Unterhaltung, das ist niemand, mit dem man sich unterhalten kann. Wir sehen Gesichter, wo keine sind.

Und letztlich sind moderne GPT-Programme zwar viel, viel weiter als Eliza, aber dann auch wieder nicht.

Versehentlicher Blogparadenbeitrag

Ich schrieb gerade an diesem Beitrag, da las ich im Feedreader den schönen Blogeintrag von Armin zu KI und LLM und was allein schon mal das sprachliche Problem dabei ist. Sehr lesenswert, aber also schreibe ich das nicht noch einmal.

Und Jan-Martin schrieb gerade auch zu KI LLM (im Rahmen einer Blogparade von Joscha Falk) – pessismistischer als ich, aber er arbeitet auch mehr damit als ich und lässt auch mehr damit arbeiten. :-)


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Kommentare

4 Antworten zu „Eliza“

  1. Sehr interessant!

  2. Aginor

    Danke für den Beitrag!

    Und danke auch für die Links, sehr gute Beiträge auch dort.

    Ich benutze gerne den Begriff „sogenannte KI“, mit so viel Verachtung wie angebracht in der Stimme, wenn es sich um ein Gespräch handelt. Im Prinzip aus den gleichen Gründen die Armin darlegt.
    Nur ein – für mich recht wichtiger – Aspekt fehlt mir in dem Beitrag: Die böse Absicht hinter dem ganzen.
    Gerade „KI“-Chatbots haben mit Eliza gemein, dass sie versuchen den Nutzer zu weiterer Interaktion zu bewegen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Bei Eliza geht es nicht anders, weil ihre Fähigkeiten sehr begrenzt sind. Sie ist darauf angewiesen dass Nutzer den Großteil des Gesprächs bestreiten. Bei ChatGPT und Co. ist der Zweck, den Nutzer auszufragen und/oder zu manipulieren.

    Es geht bei sogenannter KI letztlich um das Geld verdienen. Die NutzerInnen werden ausgehorcht, und sollen manipuliert werden. Man will ihre Daten verkaufen, z.B. an die Werbeindustrie, und natürlich die „KI“-Bubble noch ein wenig zu füttern, damit mehr Investitionen in dieses System fließen. Also Trainingsdaten von Nutzern kostenlos bekommen, und idealerweise auch noch die Nutzer dazu bringen dass sie selbst Geld hineinstecken, über Abo-Modelle und dergleichen.

    Jan-Martin beleuchtet den „Dead Internet Theory“-Aspekt, und auch ein wenig diesen Manipulations-Aspekt.
    Es fällt mir aber ein wenig schwer, seine Sichtweise so ganz zu verstehen. Ich finde nicht dass man „KI“ verwenden sollte. ChatGPT ist als Tutor ungeeignet. Ich wüsste keine Rückmeldung die ChatGPT geben könnte, auf die man sich in irgendeiner Weise verlassen sollte. Und durch die Nutzung hat man gerade OpenAI kostenlos dabei geholfen, der Menschheit zu schaden.

    „The only winning move is not to play.“

    Ich bin anscheinend noch pessimistischer als Jan-Armin.

    Daher zur Stimmungsaufhellung noch kurz was zum „Marsgesicht“: Da habe ich erst letztens wieder ein schönes hochauflösendes Bild gesehen. Faszinierend wie die höhere Auflösung die Illusion komplett zerstört.

    Gruß
    Aginor

  3. Aginor

    Huch, sehe gerade Stunden später beim nochmal draufklicken und zwanghaften nochmaligen durchlesen meines obigen Kommentars dass ich am Ende eine „Jan-Armin“ Chimäre geschaffen habe.

    Sorry an Armin und Jan-Martin, das war unbeabsichtigt!

    Gruß
    Aginor

  4. >Ich benutze gerne den Begriff „sogenannte KI“, mit so viel Verachtung wie angebracht in der Stimme, wenn es sich um ein Gespräch handelt

    Ich denke diese Verachtung bisher nur mit, aber vielleicht sollte ich das auch deutlicher machen. :-)

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