Inzwischen habe ich in vielen, noch nicht allen, Klassen einen Rhythmus gefunden. Mit der einen ging alles von Anfang gut, mit der anderen habe ich mit dem falschen Thema angefangen, bei der dritten wollte ich zu viel zu schnell – alles findet sich, nach und nach. Dennoch, gestern wieder eine schlechte Stunde gehalten, das kommt vor, sollte man sich nicht zu Herzen nehmen, notieren, weitermachen.
Der belehrende Tonfall darüber, was man tun sollte oder nicht, ist einerseits Berufskrankheit, andererseits hatte ich drei Wochen jemand im Blockpraktikum da und seit heute zwe Studierende im studienbegleitenden Praktikum. Ich bin in Deutsch nicht so gut, wenn hinten jemand zuschaut, in Informatik geht das besser.
Dieses Schuljahr habe ich fürs erste Halbjahr tatsächlich einen Plan angelegt, wann ich welche Schulaufgabe schreibe, wann welchen Übungsaufsatz korrigiere, wann welchen Test schreiben lasse. Sonst überwältigt mich die Masse. Übungsaufsätze: Da nehme ich das Minimum mit nach Hause, das uns seit den neuesten Regelungen erlaubt ist, deutlich weniger als früher. Wird das dem Lernerfolg schaden? Mal sehen; wenn das so ist, dann ist das so. Tests: Das ist das erste Jahr, in dem ich der aktuellen Mode folgend nur angekündigte Tests schreiben lasse. Ich halte das für pädagogisch weniger sinnvoll als die vielen Fürsprecher und Fürsprecherinnen dieses Vorgehens, aber soll sein, soll sein, wenn es mir die Arbeit erleichtert, dann gerne. Bisher ist es eher stressig: wenn ich weiß, dass ich über eine Stunde einen Test schreiben muss, dann bin ich in dieser Stunde sehr be- und in meiner Vorbreitung gefangen, das hat mir nicht gefallen.
Der Unterricht ist nicht nur ein Quell der Frustration, sondern vor allem der Freude für mich. In der einen Klasse hat das nicht funktioniert, was seit zwanzig Jahren funktioniert; dafür gefällt mir der neue Einstieg in Nathan so sehr, dass ich mich frage, wie ich das die letzten fünfundzwanzig Jahre habe je anders machen können, und zwar mit drei Minireferaten zu jeweils möglichst genau fünf Minuten:
- Die Kreuzzüge und Kreuzfahrerstaaten (wie ich darauf gekommen bin, steht in der zweiten Hälfte dieses Blogeintrags)
- Die historischen Tempelritter (was macht ein König von England da und ein Sultan von Ägypten; Richard Löwenherz und Robin Hood, diese ganzen roten Kreuze auf weißem Hintergrund, die man bei Rittern gerne sieht)
- Die fiktionalen Tempelritter (als Ausgangspunkt für Verschwörungstheorien)
Ansonsten weiß man doch gar nicht, warum Saladin im Nathan die Tempelherrn alle hat töten lassen, bis auf den einen eben, und was ein Tempelherr überhaupt ist. Wieso er einen weißen Mantel anhat (den Recha für Engelsflügel nimmt). Und auf die Tempelritter in Untergiesing, bei denen man beim Spaziergang am Auer Mühlbach entlang vorbeikommt, kann ich auch hinweisen.
Neben dem Unterricht gibt es noch viele andere Spiele, die man an Schulen parallel dazu spielt: Arbeitsgruppen, Schulentwicklung, Schulleitung triezen, solche Sachen. Auch das macht Spaß. Aber ich vermisse das Sabbatjahr: ich habe so viele Ideen und Sachen, die ich machen und über die ich schreiben möchte, und komme nicht dazu.
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