In meiner Kindheit in den 1970er Jahren war oft scherzhaft von „müder Krieger“ die Rede, wenn ein Kind schläfrig war. Das gab es auch in anderen Haushalten. Wo kommt das eigentlich her? Bibel, Kunstgeschichte, kalter Krieg, Schiller, antiker Topos? Bei Mastodon gab es immerhin diese Hinweise:
Die Korpussuche hat tatsächlich ein Ergebnis bei Karl May – über die Verfilmung von „Old Surehand“ von 1965: „Wie soll ein müder Krieger bei der ewigen Knallerei schlafen?“ Auch bei der Verfilmung vom Geist von Canterbury kommt der Ausdruck in den deutschen Untertiteln vor.
Als fester Ausdruck scheint es dennoch älter zu sein, z.B. in einem Artikel im Berliner Tageblatt über Massengräber im Ersten Balkankrieg im heutigen Babaeski. (Berliner Tageblatt, 1. März 1913, Abendausgabe, S. 3)
Zwei etwas weniger dramatische Treffer gibt es auch aus der Gartenlaube von 1855 in der dort abgedruckten Novelle „Die schöne Kathi“ von August Sander, jeweils bezogen auf erschöpfte Soldaten.
Von Picasso gibt es 1962 Der müde Krieger („El Guerrero Cansado“), ich habe auch eine Lithographie von Andreas Weber aus dem Jahr 1967 gefunden. Dennoch, für die Verbreitung des Begriffs scheint mir ein wesentlicher Zwischenwirt zu fehlen.
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