Bob Blume ruft zu einer Blogparade auf, indem er einige Fragen zur Diskussion vorschlägt. Blogparade: Da schreiben mehrere Lehrer – wenn sie mitmachen wollen – zu einem Thema. Ich mache selten bei so etwas mit: Mir fällt nur dann leicht, über etwas zu schreiben, wenn gerade der richtige Zeitpunkt da ist (ich Lust dazu habe). Ansonsten ist das mühsam, so interessant ich das Thema prinzipiell auch finden mag, und diese Mühe nehme ich nicht auf mich.
A) Gibt es an deutschen Schulen generell zu viele schlechte Lehrer?
Nein. Ich kann nur für bayerische Gymnasien sprechen; von anderen Schularten habe ich keine Ahnung – und selbst vom Gymnasium nur ein wenig. Es gibt schlechte Lehrer, sicher mehr, als manche meinen, und weniger, als andere glauben. Aber was heißt “zu” viele? Sicher wäre es eine spürbare Verbesserung, wenn es weniger schlechte Lehrer gäbe. Aber wie groß wäre diese Verbesserung, gemessen an anderen Schrauben, an denen man drehen könnte? Klein, glaube ich.
Rein praktisch wird ein Großteil der Lehrer, mich eingerechnet, im Mittelfeld sein, und damit muss man leben. Wenn es keine schlechten Lehrer am Gymnasium mehr gäbe, hätte Bayern dann das G8 nicht eingeführt? Nicht die mündlichen Noten in der Oberstufe stärken müssen, um die Schnitte zu halten? Nicht das Mathe-Abitur quasi-zurückziehen müssen? Das glaube ich nicht. Einen Anteil von schlechten Lehrern kann die Schule verkraften.
B) Woran erkennt man, ob ein Lehrer seinem Job nicht gerecht wird?
Das weiß ich nicht, und das halte ich auch für das Hauptproblem bei der Suche nach schlechten Lehrern. Indizien sind: Der Lehrer ist selber unglücklich mit seiner Arbeit. Oder es gibt häufig und regelmäßig Beschwerden. (Ein paar Beschwerden dürfen aber sein. Wer nie einen bösen Brief kriegt oder einen Test mit kommentierenden Pos-Its zurückkriegt, ist vielleicht etwas zu angepasst.) Ich glaube, ich habe noch nie einen Lehrer getroffen, der nicht für mindestens ein paar Schüler in der Klasse besonders geeignet war – und das gilt selbst für die Lehrer, über die viel geklagt wird.
Noch ein Indiz: Ein geringes Interesse an den Fachinhalten.
Am liebsten würde ich sagen: Die Schüler lernen nichts oder das Falsche, aber wie will man das feststellen?
C) Wie sollte man mit solchen Lehrern verfahren (dürfen)?
Nach der Probezeit kündigen. (Geht nicht mit Beamtenstatus.) Nachqualifizierung verlangen und anbieten. Alternativen aufzeigen. (Schwierig mit Beamtenstatus.)
D) Welchen Anteil hat das Lehramtsstudium?
Keinen großen. Es scheint allerdings möglich zu sein, ein Studium zu absolvieren, ohne ein besonderes Interesse an der Fachwissenschaft zu haben. Das wäre ganz schlecht.
E) Was sollte verändert/ verbessert werden?
Es ist ein Skandal, dass Referendare mit 17 Stunden Einsatz als billige Arbeitskräfte verschlissen werden. Baustellen sind das Verhältnis zwischen Kultusministerium und Lehrern (die einen hätten gerne eines, die anderen nicht) und die Auswahl von Schulleitungen.
Der Lehrerberuf sollte auf jeden Fall auch die fachlich interessierten Studierenden anziehen. Kein wissenschaftliches Schmalspurstudium.
F) Sollten die Schulen die Lehrer selbst aussuchen dürfen?
Ja, bei allen Nachteilen.
G) Sollte der Beamtenstatus abgeschafft werden?
Ja. Ich sage das eher als Bürger. Alle angeblich hoheitlichen Aufgaben, die verbeamtete Lehrer erfüllen, werden schon jetzt auch von angestellten Lehrern im gleichen Maß übernommen. Deshalb sehe ich keine Rechtfertigung dafür. Klar hat das Beamtentum auch Vorteile für Lehrer, auch Vorteile für Staat und Eltern/Schüler.
H) Sollte es eine Art “Belohnungssystem” wie in der freien Wirtschaft geben?
Ja. Oder nein. Ich weiß nicht, wie man das umsetzen sollte. Es gibt im Moment in Bayern (wieder) ein Bonussystem, mit dessen Umsetzung ich nicht zufrieden bin. Mit der aktuellen Folge von Studienrat, Oberstudienrat, Studiendirektor bin ich auch nicht zufrieden. Vielleicht sollte nur einen Dienstgrad haben und Zusatzaufgaben mit Boni honorieren. Wenn das allerdings als Sparmaßnahme umgesetzt wird, wird der Lehrerberuf aber weniger attraktiv für die Leute, die auch Karriere machen wollen – und die braucht es auch.
I) Woran gehen die Kollegen denn kaputt?
Daran, dass ihnen das Unterrichten keinen Spaß (mehr) macht. Aber woher das jeweils kommt, weiß ich nicht.
J) Wie entstehen die 30% Lehrer, die laut Schaarschmidt quasi dissoziiert sind?
Dazu habe ich nur Vermutungen auf einer sehr geringen Datenbasis.
- Maik Riecken zum selben Thema.
- Teacheridoo nimmt ebenfalls teil und kritisiert zurecht die Verwendung des Worts “Versager”. (Kommt aus einem Fernsehbeitrag, daher reißerisch.)
- Fontanefan
- Hauptschulblues Präzise und sehr klar.
- Kubiwahn Souverän.
- Annas Blog Aus Studierendenperspektive.
- Kreide fressen hält das ganze für eher sinnlos.
- Frau Henner schreibt über einen Aspekt der Sache.
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