In der ersten Woche hatte ich die üblichen Ferienarbeiten: Eine Klausur zu Ende korrigieren (zugegeben, Uni, nicht Schule), einen Test korrigieren (12. Klasse). Aber keine Aufsätze zu korrigieren und keine anderen Prüfungen. So muss das als Nicht-Sprachen-Lehrer immer sein.
Aber ich habe natürlich sonst viel für die Schule vorbereitet, Videokonferenzen mit Kollegen ausprobiert und Sachen besprochen. Das hier ist aber die Videokonferenz zum sehr traditionellen Osterfrühstück von Frau Rau in vier Wohnungen mit elf Beteiligten und einem Besucher draußen im Garten, durch geschlossene Tür hereinwinkend. – Rote Bete mit Meerrettich als Beilage zu Wurst und Schinken, hier sehr wichtig.

Außerdem noch eine Videokonferenz mit Freunden, zu denen als Überraschung auch ein alter Freund aus den USA stieß und von dort berichtete.
Irgendwann habe ich auch Ensaladilla gemacht, also ensaladilla rusa – russischer Salat. Das gibt es in wohl jeder spanischen Bar als ración. Kartoffeln und Mayonnaise (selbst gemacht), dazu Karotten, Steckrübe, als gewürfelt und separat gekocht, mit Thunfisch und Erbsen für die Farbe. Sicherheitshalber noch etwas mehr Mayonnaise (aus dem Glas). Dekoriert mit Dosenspargel und Streifen gebratener, eingelegter Paprika. Ist sehr lecker.

Das Bein vom Zicklein, vor drei Wochen eingefroren, zubereitet mit restlichem Kombinatsgemüse und dem Steckrübenrest. Zweieinhalb Stunden bei 140 Grad, hätte noch etwas länger drin bleiben können, vielleicht.

Beim Einkaufen das hier gesehen und an ein Konzept aus der Informatik gedacht:

Das Konzept heißt „Semaphor“. Den braucht man, wenn verschiedene Programme („Prozesse“) gleichzeitig ablaufen oder quasi-gleichzeitig, also abwechselnd mal beim einen eine Code-Zeile, dann beim anderen, und so weiter. Man weiß nie, wann wer dran ist und sollte stets damit rechnen, dass das im schlimmsten möglichen Moment geschieht. Das kann eigentlich immer sein, wenn beide auf einen gemeinsamen gemerkten Wert zugreifen, etwa einen Kontostand: Wenn der eine Prozess etwas einzahlt oder abhebt, und der andere das quasi-gleichzeitig macht, können die sich so in die Quere kommen, dass der Kontostand am Ende falsch ist.
Die Lösung: Es darf immer nur ein Prozess gleichzeitig ans Konto, oder wenn es statt eines Kontos ein Aufzug für bis zu 4 Personen ist: es dürfen immer nur maximal 4 gleichzeitig in den Aufzug. Wie ein Semaphor genau funktioniert, ist hier nicht wichtig, aber man kann sich das so vorstellen, dass vor dem Konto 1 gelbes Steinchen liegt, oder vor dem Aufzug 4 grüne Steinchen liegen. Wer’s benutzen will, nimmt sich ein Steinchen und legt es nach der Benutzung wieder zurück, wenn kein Steinchen da ist, muss man warten. Mit so etwas arbeitet man in der 12. Klasse in Informatik. Und so funktioniert das im Supermarkt auch mit den Einkaufswagen. (Kann man auch mit Toilettenschlüssel oder mit Spielecken-Zugang im Kindergarten, oder dem Muschelhorn in Herr der Fliegen erklären.)
Kartoffel-Apfel-Kuchen, irisch oder walisisch: Den habe ich aus einer Art Küchengeschichte Großbritanniens, über die ich noch einmal schreiben muss (Dorothy Hartley, Food in England, 1954). So ganz ohne Backzeit und ohne Temperatur und mit nicht vielen Details, eins von früher. Ein Teig mit nicht viel Butter drin, stattdessen zermanschte Kartoffeln und ein Viertel so viel Mehl, wird halbiert, ausgerollt, mit Apfelstückchen belegt und mit der zweiten Teigscheibe bedeckt.

Kein Salz, kaum Zucker im Rezept, ich hielt mich daran, nahm lediglich eine Pie-Form, von der nirgendwo die Rede war. Ich ließ den Kuchen/Pie bei 180°C für 55-60 Minuten im Ofen.
Und danach laut Rezept oben ein Stück ausgeschnitten werden, dann Zucker und dünne Scheiben Butter hinein, wieder zugemacht und noch eine Minute in den Offen. Ich habe das mal halbherzig versucht und zumindest an einer Hälfte des Pies so operiert. Gegessen wurde dann auch nicht unmittelbar danach, wie angegeben, sondern zehn Minuten später.
Fazit: Ich mag Apfelkuchenfüllung, beim nächsten Mal etwas Salz in den Teig, das ganze noch 5 Minuten länger im Ofen lassen. Der Teig selber gut, passt zu den Äpfeln, gibt ihnen aber auch nicht viel – beim nächsten Mal den gleichen Teig mit herzhafter Füllung?
Und hier bin ich im Lokalteil der Süddeutschen Zeitung, im Rahmen einer Reihe darüber, wie Leute arbeiten während der COVID-19-Einschränkungen.
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