E-Book und Papiertext (Heimito von Doderer, Die Merowinger: oder Die totale Familie)

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Das lese ich gerade, auf dem Kindle. Kostet mehr als die Taschenbuch-Ausgabe, weniger als die gebundene Ausgabe. Und ich stoße immer wieder auf Fehler, die nach typischen Scan-Fehlern aussehen.

Bisher war ich davon ausgegangen, dass die digitalen Ausgaben textgleich zu denen aus Papier sind. (Das jedenfalls, wenn es sich um Ausgaben in Verbindung zu nahmhaften Verlagen handelt. Es gibt ansonsten schon Unmengen schlechter Ausgaben gemeinfreier oder maschinell übersetzter Texte, die man für den Kindle kaufen kann.) Ist das nicht so, oder ist bereits die Papierausgabe fehlerhaft? Ich kann zum Vergleich nur Google Books heranziehen.

  • „wo man die Mannsbilder halbierte“, richtig ist: „balbierte“, S. 100
    man sieht bei Google Books in der Beck-Ausgabe von 1995 (Papier) das richtige „balbierte“; die digitale Beck-Ausgabe von 2016 (E-Book) zeigt zwar als Scan die korrekte Form zeigt (nämlich den Scan eben der Papierausgabe), bei der Vorschau und beim Suchen wird aber der tatsächlich digital erfasste Text gezeigt, und der ist bei dieser Ausgabe, die ich gekauft habe, „halbierte“.

  • „kamam“, richtig ist: „kam am“, S. 100
    wie oben, im Originalscan richtig geschrieben
  • „winkte reicht mit der behandschuhten Hand“, S. 104
    sieht falsch aus, aber der Originalscan hat das auch, wohl Schreibfehler
  • „Sprechbeziehungsweise Brüll-Trichter“, richtig: „Sprech- beziehungsweise“, S. 217
    im Originalscan richtig geschrieben
  • „erfüllt das A e von ihrer weizenblonden Lieblichkeit“, S. 188
    sieht falsch aus, aber der Google-Scan ebenso – ist das ein Scan- oder ein Satzfehler?
  • „Childerichs\ 00a0III.“ (Anfang Kapitel 20, ein weiteres Mal in Kapitel 25)
  • „Reliefeiner“ statt „Relief einer“ (Kapitel 21)
  • „auf ein höheres Podes“ statt „Podest“ (S. 304) – im Scan allerdings ebenfalls so
  • „Trink-Gemäßen“ (Kapitel 18) – im Scan allerdings ebenfalls so

Das heißt für mich: Die digitalen Texte bei Google Books (E-Book) und bei der Kindle-Ausgabe sind identisch, ist ja auch logisch. (Wer hat denn die Digitalisierung übernommen, der Verlag C.H. Beck oder Google Books? Laut Wikipedia gibt es da ja Kooperation, „Google erhält von den Verlagen Bücher oder bekommt PDF-Dateien zugesandt.“) Es gibt aber Unterschiede zwischen der augenscheinlich gleichen Papier- und E-Book-Ausgabe, hier mindestens drei Fehler, und das finde ich überraschend. Dass alte Texte gescannt werden müssen, ist verständlich, aber ich hätte dann doch gedacht, dass es ein Buch aus dem Jahr 1962, letzte korrekte Ausgabe zumindest 1995, schon in korrekter digitalen Form gibt. Wie kommt so etwas?


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2 Antworten zu „E-Book und Papiertext (Heimito von Doderer, Die Merowinger: oder Die totale Familie)“

  1. Um’s genau herauszufinden, müsste man die Buchdatei „auseinandernehmen“ und nachschauen. Ich vermute, dass da eine PDF im Spiel war. Bei einem modernen, mit InDesign o.ä. erstellten Buchblock, kann man die EBook-Datei umstandslos vom Programm schreiben lassen, was ins E-Book oder in die Postscript-Datei kommt, muss identisch sein. Mit PDF können erstaunlicherweise die dollsten Dinger passieren. Ich hab mal einen Buchsatz (damals noch aus Pagemaker) als PDF exportiert (die Druckerei wollte das so), also die Postscript-Datei in eine PDF umgewandelt. Mit den Druckmaschinen der Druckerei hat’s funktioniert, aber wenn man die gleiche PDF am PC ausdrucken wollte, wurde nur jede zweite Seite gedruckt (auf mehreren Systemen ausprobiert). Niemand aus meinem erweiterten Bekanntenkreis konnte das Phänomen erklären.

  2. Auf so etwas deuten auch die Fehler hin, die vor allem bei Wortgrenzen/Zeilenenden gemacht wurden. Bis auf das „balbierte“ statt „halbierte“, da ist bei der Endkorrektur vielleicht noch jemand darüber gegangen, der das Wort nicht kannte.

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