Viele Leute fragen mich derzeit, warum ich meine alte Schule verlassen habe. Tatsächlich fragt mich niemand, steht ja auch alles hier im Blog. – Erzählt hat man mir schon davon, dass eine liebe Kollegin an der alten Schule eines der Fachschaftsfotos, die im Lehrerzimmer als Ausdruck hängen, handschriftlich um ein empörtes „abtrünnig“ ergänzt hat, aber jetzt habe ich endlich auch ein Foto davon gekriegt:

An der alten Schule gab es die Tradition, dass der Elternbeirat nach dem Elternsprechabend die Lehrer und Lehrerinnen noch zu einer „Kartoffelessen“ genannten Veranstaltung einlud. Vor fünfundzwanzig Jahren fand das außerhalb der Schule statt (und vielleicht gar nicht nach diesem Veranstaltungstermin?) und es gab tatsächlich frische gekochte Kartoffel, zusammen mit Butter und Käse und Dips. Dann wechselte die Location und es gab immer weniger Kartoffeln, und seit dem Schulneubau mit der Mensa darin findet das an der Schule statt und ohne Kartoffeln, dafür natürlich mit reichlich anderen Gerichten. Es heißt aber immer noch „Kartoffelessen“, auch wenn nicht mehr viele Lehrkräfte die Ursprungstradition erlebt haben.
An der neuen Schule heißt das „Lehrersupp’n“, und es gibt Suppe statt Kartoffeln. Da war ich gestern abend; es war schön, einen anstrengenden Tag so ausklingen zu lassen. Nach dem Unterricht war ich auf einer Konferenz gewesen, und danach war Elternsprechabend. Richtig schreiben darf ich darüber ja nicht, und noch halte ich mich deswegen ein wenig zurück. Eine Kollege fragt mich schon immer, wann ich jetzt endlich mal über die Schule blogge.
(Kleine Anekdote wenigstens: Ich sitze ja jetzt in einem Büro zu einem doch immer wieder von Lehrkräften besuchten Gang, und die Tür lasse ich fast immer offen. Am Anfang war das vielleicht eine willkommene Einladung, hereinzuschauen; inzwischen ist das eher eine Gelegenheit für mich, Vorbeihuschenden Arbeit aufzudrängen, sehr praktisch in diesen Abiturtagen.)
Über den Elternsprechabend an dieser Schule werde ich auch noch nichts schreiben, aber über Elternabende im Allgemeinen. Ich mag die, egal ob in Präsenz oder online, auch wenn sie natürlich immer zu einem Zeitpunkt kommen, wo man schon genug zu tun hat. Aber ich kriege immer wieder einen kleinen Kick davon, etwa mehr Enthusiasmus und Anstrengungsbereitschaft. Außerhalb der Schule wirken Schülerinnen und Schüler oft sehr viel älter und reifer auf mich als im Unterricht (bei Tanzkursen sowieso), und bei Erzählungen der Eltern wirken sie sehr viel jünger, verletzlicher, empfindlicher, individueller und sich das vor Augen zu führen, motiviert mich. Selbst cum grano salis, und in diesem Moment weiß ich nicht mehr, ob ich das Bröckelchen Latein aus dem Zitatelexikon im elterlichen Haushalt habe oder doch aus einem Heft Marvel Fun and Games, Nummer 13 vielleicht, in den USA bei der Verwandtschaft gekriegt, mit Bleistift in der Hand die Rätsel darin lösend, auf dem Teppich im Wohnzimmer liegend, während um mich herum der Fernseher lief und Erwachene irgend etwas machten, was weder Fernsehen noch Rätsel-Comics-Lesen war.
Schreibe einen Kommentar