Gestern war Klassenelternabend. Das ist etwas anderes als Elternsprechabend: Bei dem laufen die Eltern von Raum zu Raum, um dort mehr oder weniger kurz allein mit bestimmten Lehrern zu reden. Beim Elternabend bleiben alle anwesenden Eltern einer Klasse im Klassenzimmer und die Lehrer kommen vorbei, stellen sich und ihr Fach kurz vor und stehen für Fragen zur Verfügung. Der Klassleiter bleibt am Schluss noch länger mit den Eltern zusammen und erinnert die Eltern daran, dass sie einen Klassenelternsprecher wählen können, der auch als Anlaufstelle für den Elternbeirat dient. Außerdem spricht er allgemeine Probleme der Klasse an – oder Lob aus – und versucht allgemeine Fragen der Eltern zu beantworten.
Lange Zeit war es an meiner Schule so, dass es für die meisten Jahrgangsstufen eigene Klassenelternabende gab – einen für die 6. Klassen, einen für die 7., einen für die 8., und so weiter. Das ist belastend für die Lehrer, die in vielen verschiedenen Jahrgangsstufen unterrichten: Die können dann nämlich an fünf Abenden dabei sein. Allerdings ist das ein Vorteil für Eltern mit Kindern in verschiedenen Jahrgangsstufen: Wenn sie alle Lehrer sehen wollen, müssen sie nicht zu zweit kommen oder vom einen Klassenzimmer zum anderen springen, sondern kommen einfach an zwei verschiedenen Abenden. Andere Eltern empfinden wieder das als umständlich, weil es ja ohnehin nur die neuen Lehrer der Klasse oder die mit neuen Fächern sind, die sie interessieren.
Gestern war es zum ersten Mal so, dass die Klassenelternabende für die Jahrgangsstufen 6-11 gleichzeitig stattfanden. Dieses Jahr unterrichte ich einen LK Englisch und dazu sechs weitere Klassen, fünf davon in Informatik – die habe ich abgeklappert, knapp mein Fach vorgestellt und mich präsentiert. Viel Zeit habe ich nicht dafür gehabt, doppelt so schnell geredet wie sonst, da die anderen Lehrer ja auch alle noch etwas sagen wollen und ich nur einstündig Informatik unterrichte. (Trotzdem, Objektorientiertheit musste sein. Außerdem musste ich meinen Palm mit Notenverwaltungsprogramm herzeigen, der Zufallsgenerator darin hat die Schüler wohl sehr beeindruckt.) Danach habe ich in der Klasse, in der ich Klassleiter bin, Fragen beantwortet und Informationen weitergegeben.
Und danach noch in die Alte Liebe, auf ein Pils, mit den Kollegen. Solche Rituale sind wichtig.
Bleibt zu sehen, ob die Eltern mit dem neuen Modell leben können – den Lehrern erleichtert es das Arbeiten ungemein.
***
Am Vor- und Nachmittag war ich gestern nicht in der Schule, sondern beim Bayerischen Rundfunk auf Fortbildung. Unser zuständiger Staatssekretär vom KuMi und der Intendant vom BR waren auch da und haben uns für unser Interesse und unsere Anwesenheit gelobt, also wird es wohl okay sein, solche eine Fortbildung an einem Schultag anzubieten. Auf der Fortbildung wurde das Projekt audiopi.lot vorgestellt (wir berichteten, auch mit Links). Dort hatten kleine Schülergruppen Hörstücke für den Audioguide der Pinakothek der Moderne erstellt. Und die vier Stücke, die uns vorgespielt wurden, waren wirklich toll. So einen Guide würde ich mir sehr gerne und freiwillig und nicht nur als Lehrer, sondern als Museumsbesucher anhören.
Die Schüler hatten bei der Projekt sicher viel gelernt – Selbstständigkeit, Disziplin, Teamarbeit, Schreiben, Zuhören. Die Stücke waren aber auch mit großem organisatorischem Aufwand und regelmäßiger, intensiver Betreuung produziert worden, alles außerhalb der Schule. Es musste ja schließlich etwas Professionelles herauskommen.
Die Fortbildung bestand letztlich in einem Aufruf an uns: Machen Sie so etwas doch auch einmal, vielleicht in kleinerem Rahmen!
Nun ja. Nuuuuun ja. Der Einwand, dass sei aber nicht ganz so einfach möglich, wurde beantwortet mit dem Hinweis darauf, dass in unserem nachmittäglichem Workshop ja auch ohne großen Aufwand tolle Konzepte entworfen worden sein. Nuuuun ja. Wir hatten dazu zwei Stunden Zeit gehabt, hatten große Papierbögen, Stifte, große Tische, viel Platz drumrum, mehrere Räume, hatten zuvor zu Mittag gegessen. Dazu Ruhe, Teppichboden und funktionierende Heizung. All das gibt es an einer Schule nicht oder nicht unbedingt. Und wir waren Lehrer, keine Schüler. Gar so einfach geht das an der Schule nicht, wie sich Nichtlehrer und ehemalige Lehrer das vorstellen.
Eines stimmt allerdings: Aufwändige Technik braucht man nicht zur Produktion solcher Hörbeiträge. Und etwas anderes stimmt auch: Selbst wenn die Arbeitsbedingungen für solche Projekte an einer Schule schlecht sind, irgend etwas geht immer. Also werde ich die Anregung vielleicht aufgreifen. Anregend war’s nämlich auf jeden Fall.
(Nebenbei habe ich gelernt, dass ich nur mäßig gut im Team arbeite. Jedenfalls manchmal. Und dass es gar nicht so einfach ist, wenn Teams zusammengewürfelt werden und irgendetwas produzieren müssen, auch wenn die Meinungen auseinander gehen. Dabei verlangen wir das bei der Gruppenarbeit oft. Teams sollten zusammenwachsen, also über einen längeren Zeitraum immer wieder gemeinsam arbeiten. Geht natürlich schon wieder nicht so einfach.)
Schreibe einen Kommentar