Erster Schultag nach den Schneeferien. Draußen ist noch alles weiß aufgetürmt, zwischendurch schneit es immer wieder, manchmal auch heftiger. In solchen Ausnahmesituationen macht der Unterricht gleich mehr Spaß, Schülern und Lehrern, denke ich.
Im Computerraum, in dem ich meine Informatikstunden gebe, haben wir ein Programm, mit dem man auf dem Monitor des Lehrer-Rechners sehen kann, was gerade auf den Monitoren der Schüler-Rechner läuft. Ich verwende das selten; es ist einfacher, im Raum herumzulaufen oder sich hinten an die Wand zu lehnen und den Schülern über die Schulter zu schauen. Noch besser wäre natürlich ein Computerraum mit Rechnern, die an allen Seiten des Zimmers stehen, so dass die Schüler zur Wand schauen. Ob das Feng-shui-mäßig in Ordnung geht, bezweifle ich, aber der freie Platz wäre schon praktisch. Beim Neubau dann.
— Vor allem nutzt man das Programm, um alle Schülerrechner kurz abzustellen, so dass man die volle Aufmerksamkeit der Schüler hat. Und noch mehr nutzt man es, um auf allen Schüler-Monitoren das zu zeigen, was man gerade am Lehrerrechner macht. „Demo-Modus“ heißt das und ist sehr praktisch, um die Benutztung von Programmen zu zeigen.
Heute habe ich zum ersten Mal mein Tafelbild mit Hilfe dieses Programms gemacht. Die Schüler in der einen Klasse hatten als Hausaufgabe aufgehabt, Vor- und Nachteile von E-Mail und Brief zu sammeln. Das hatten sie auch brav gemacht (bis auf die, die ihr Heft zu Hause vergessen haben; es sind jedesmal zuviele). Ich saß am Lehrerrechner, die Schüler sahen auf ihren Monitoren mein Word-Dokument, in dem ich die Vor- und Nachteile, die die Schüler nannten, in einer Tabelle zusammenschrieb. Am Schluss noch ein paar Sätze, dann wurde das ausgedruckt (papiersparend jeweils auf A5 verkleinert); das war dan der Hefteintrag dieser Stunde.
Das hatte ich so geplant; es lief aber so gut, dass ich das in der anderen Klasse spontan weitergeführt habe. Da ging es um Vektorgraphiken und Objektdiagramme. Texttechnisch etwas schwieriger, mit Rahmen und Pfeilen und Beschriftungen zu den Pfeilen. All das habe ich am Rechner gemacht; die Schüler schauten mir auf ihren Monitoren zu. Wir einigten uns auf Formulierungen, Schriftgröße, Zeichensatz; verglichen fett und kursiv miteinander (nachdem ich den Schülern gesagt hatte, dass nur Anfänger unterstreichen). Wir schauten meinen lustigen Tippfehlern zu und ich konnte die Schüler mit fortgeschrittenen Wordkenntnissen verblüffen – Autoformat, Einrückung, Rahmen. Ich mach ja eh alles mit der Tastatur und ohne Maus.
Das entstandene Tafelbild war zwar weniger bunt als ursprünglich geplant, aber die Schüler hatten dessen Entstehung mit weit mehr Aufmerksamkeit verfolgt als sonst. So kam es mir jedenfalls vor.
Also: Ich will das öfter machen, dass ich quasi Sekretär für die Stunde spiele. Die Schüler selber am Rechner schreiben zu lassen ist mir dann zu unsicher, wenn es um graphische Elemente, echte Tafelbilder geht; außerdem konzentrieren sich die Schüler dann aufs Schreiben und nicht auf den Inhalt. Andererseits Irgendwann müssen sie es ja lernen.
Und in einigen Jahren muss ich die Datei dann nicht mal mehr ausdrucken, sondern kann sie den Schülern nach Hause mailen. (Das geht jetzt natürlich noch nicht, weil nicht alle Schüler E-Mail haben.)
Und vielleicht kriegen wir in der neuen Schule sogar so etwas wie dieses schicke Whiteboard. Man schreibt mit Plastikstiftchen auf dem Board, der rote Stift macht rote Striche, der blaue blaue und so weiter. Das ganze geht natürlich nicht wirklich aufs Board, sondern in den Rechner, der dann den Beamer den Strich auf das Board projizieren lässt. Mit Texterkennung, und Speicherung des Bildes, Ausdruckmöglichkeit und viel Schnickschnack mehr. Das wär schön.
Allerdings wäre das auch wieder Tafelarbeit, also ganz anders als das Gefühl heute, gemeinsam ein Dokument zu erstellen.
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