Das Buch stand auf meiner Liste, wie kam es dorthin? Ich erinnere mich vage an einen Podcast, oder etwas über die Verfilmung, aber vielleicht habe ich nur darüber gelesen, als ich mich vor dem Kauf über das Buch informierte. Genug, es stand eine Weile hier herum, bevor ich es dann endlich las; antiquarisch erworben, eine Ausgabe für die DDR, gedruckt in Ungarn 1968, übersetzt von Henriette Schade-Engl; es gibt auch eine jüngere Übersetzung. Leseempfehlung.
Die Pendragon-Legende ist der erste Roman des ungarischen Literaturwissenschaftlers und Übersetzers Antal Szerb, geboren 1901, 1945 von den Nazis umgebracht. Der Roman entstand nach fünf Jahren Aufenthalt in Frankreich und einem Jahr London; dort und in Wales spielt die Geschichte auch. Die Hauptfigur, János Bátky, ist eine Art Privatgelehrter, hat ein kleineres Einkommen, arbeitet aber immer wieder als wissenschaftlicher Sekretär für reiche Leute. Er lernt auf einer Party in London Lord Pendragon, den 18. Earl of Gwynedd kennen und wird von ihm auf dessen Anwesen in Wales eingeladen, weil sie sich beide für die Alchimistenszene im England des späten 17. Jahrhunderts interessieren. Leichte Spoiler folgen.
*** Sanfte Spoiler ***

*** Sanfte Spoiler ***
Große Freude machte mir das Hineinfinden in den Roman, das Herausfinden, um welche Art Genre es sich handelt. Es beginnt als eine Art gemütlicher Kriminalroman, nur wenig ernster als P. G. Woderhouse ihn geschrieben hätte. An einer Stelle gestehen sich zwei Möchtegerndetektive, dass sie keine Ahnung vom Verfolgen haben, und orientieren sich an den Methoden des ihnen bekannten Emil und die Detektive.
Zur Krimigeschichte gesellt sich dann rasch ein walisisches Anwesen samt Familienruine und -legende. (Es wird ein wenig viel zwischen London und Wales hin und her gefahren, finde ich, aber das ist schon in Ordnung.) Wir kriegen unheimliche Spukereignisse in der Nacht, die sich rasch auflösen in Fassadenkletterei und altertümliche Kostüme; ein nur mäßig geheimes Laboratorium; dörflicher Aberglaube, ein halbwahnsinniger Seher. Und so wird nach und nach doch noch eine Gruselgeschichte daraus. Das Finale auf einem nächtlichen Plateau fand ich überraschend spannend erzählt.
Ich fühlte mich erinnert an Arthur Machen, vielleicht sogar an Lovecraft – oder sind es einfach nur Machens Spuren in Lovecraft? Es gbt sozusagen Ratten im Gemäuer und Wurzeln in den vorhergehenden Generationen, wie bei Lovecraft. Hier Asenath Waite, dort Asaph Pendragon, ein schwarzer See wie bei Poes Usher; dazu Rosenkreuzer und geheime Bücher. Nicht alle Fragen werden restlos zu meiner Zufriedenheit geklärt, das mag ich. Vielleicht ist es aber nur meine literarische Verbildung durch Eco und Lovecraft und Masken der Illuminaten von Robert Anton Wilson, die mich spekulieren lässt. Man müsste die Geschichte nur ein wenig für eine größere Zahl an AbenteurerInnen anpassen, dann hätte man schon ein Call-of-Cthulhu-Szenario.
Ich habe mir schon mal ein weiteres Buch des Autors besorgt, Oliver VIII, das auch sehr interessant klingt.
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