Howard Pyle, The Merry Adventures of Robin Hood

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1. Robin Hood und ich

Als Kind hatte ich ein Buch mit Robin-Hood-Geschichten. Das habe ich sicher etliche Male gelesen, kann mich aber nur noch an das Aussehen erinnern und wenig an den Inhalt, also wird es wohl sehr früh gewesen sein. Außerdem war mir Robin Hood, etwas später, in Ivanhoe von Walter Scott begegnet, in einer deutschen Jugendbuchfassung.

Vor allem kannte ich Robin Hood aus Fernsehserien, Parodien und Filmen: insbesondere 1938 mit Erroll Flynn, daneben eine Disney-Verfilmung aus dem Jahr 1951. Daher habe ich wohl seitdem eine Vorstellung davon, was kanonisch ist, was in einer Robin-Hood-Erzählung dabei sein muss: Bruder Tuck, der Kampf mit Little John, Robin in der Burg, die Befreiung von Gefangenen durch Robin Hood, Robin gewinnt verkleidet den Bogenschießwettbewerb, Guy of Gisborne (der oft fehlte), Prinz John und vielleicht noch Richard Löwenherz. Daran mussten sich alle Neuverfilmungen seit 1991 messen, und sie bestanden kaum.

Aber woher kam diese Vorstellung, was dazu gehört? Was ich erst durch diesen Blogeintrag herausgefunden habe: Es gibt tatsächlich einen Ur-Text, und zwar ist der von Howard Pyle und stammt aus den USA aus dem Jahr 1883: The Merry Adventures of Robin Hood.

2. Kurzer Exkurs

Howard Pyle war vor allem ein Illustrator, der ganze Generationen prägte, aber auch Autor. Ich kannte ihn vorher nur von diesem passiv-aggressiven Klappentext mit lobenden Zitaten zu einem Roman von James Branch Cabell:

DOMNEI (A Comedy of Woman-Worship)

The book is well bound, with colored illustrations. – Detroit News-Tribune.
There are four illustrations in color by Howard Pyle. – News-Leader, Richmond, Virginia.
The illustrations by Howard Pyle are gems of his talent as a colorist. – Philadelphia Press.
The book is attractively printed, with illustrations by Howard Pyle. – Boston Globe.
The story is illustrated with full-page pictures in color by Howard Pyle. – Pittsburgh Chronicle Telegraph.
The Pyle pictures are exceedingly spirited and colorful. – Brooklyn Standard Union, New York.
Will make a suitable Christmas present to a girl, and is illustrated in color by Howard Pyle. – JOSEPH M. QUENTIN, in The Portland Oregonian, Oregon.

This Comedy is now issued without illustrations.

Pyle hat auch andere Bücher von Cabell illustriert, eines habe ich sogar:

3. Jetzt aber: Howard Pyle, The Merry Adventures of Robin Hood

Natürlich gab es vor Pyle schon Robin-Hood-Geschichten in Form von Volksliedern, Balladen, Gedichten, versprengten Anekdoten und Schwänken; auch in Erzählungen des 19. Jahrhunderts. Insbesondere Ivanhoe (1819) von Walter Scott spielte eine großé Rolle für das Bild; sie führte den Konflikt Angelsachsen-Normannen ein. Pyle sammelte und bündelte diese Erzählungen, wobei er sie auch glättete und Robin veredelte. Das mit dem Geld für die Armen und die Gnade mit den Unterlegenen, das war ursprünglich nicht da; Robin Hood war erst einmal nur ein mehr oder weniger blutrünstiger Räuber im Wald, wie man das so halt hatte. Und natürlich waren die Geschichten widersprüchlich. Pyle kanonisierte all das.

Außerdem ließ er die Figuren in einem antikisierenden Stil sprechen, voller „thou“ und „quoth he“ und „an you want“, der älter klingt als manche Elemente der weit älteren Vorlagen. Und genau in dem Stil sprach dann auch The Mighty Thor in seinen Comics, wenn auch nicht von Anfang an, so doch zumindest in den paar Heften, die ich in sensiblen Phasen gelesen und aus denen ich gelernt habe, dass es „thou hast“ und „dost thou“ und so weiter heißt. Das war noch vor dem ersten SHakespeare in der Schule, und natürlich habe ich „thou“ erst einmal mit u statt mit au ausgesprochen. – Der Wikipedia-Artikel zu Pyles Robin Hood bringt anschauliche Beispiele für dieses halberfundene mittelalterliche Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/The_Merry_Adventures_of_Robin_Hood#Invented_Middle_English_dialect. Neu war mir auch das archaisierende „pottle“ für einen Behälter für Flüssigkeiten, Bier oder Wein meist. Etymologisch war nicht mit „bottle“ verwandt, das Pyle ebenfalls, aber seltener verwendet.

Die Geschichten

How Robin Hood Came to Be an Outlaw: Robin gerät in Streit mit zwei Männern und tötet sie, in dieser Fassung: in Notwehr. Dann trifft er und kämpft gegen Little John; „Now by my faith,“ said Robin, „thou art a right saucy varlet, sirrah.“ Natürlich werden sie nach dem Zweikampf zu Gefährten, ein Muster, dass sich in den kommenden Episoden wiederholen wird. Außerdem spaltet Robin jetzt schon beim Bogenschießen den Pfeil des vorhergehenden Schützen in der Scheibe.

Robin Hood and the Tinker / The Shooting Match at Nottingham Town / Will Stutely Rescued by His Companions / Robin Hood Turns Butcher: Der Sheriff von Nottingham will sich das Kopfgeld verdienen. Ein Kesselflicker will Robin an ihn ausliefern; man prügelt sich; danach wird er ein Mitglied von Robin Hoods Bande. Robin gewinnt verkleidet ein Turnier und befreit einen Kameraden aus den Händen des Sheriffs. Schließlich wird der Sheriff gefangen genommen und muss als Fest-Ehrengast im Wald die Rechnung bezahlen.

„Three suits of Lincoln green shalt thou have each year, beside forty marks in fee, and share with us whatsoever good shall befall us. Thou shalt eat sweet venison and quaff the stoutest ale, and mine own good right-hand man shalt thou be, for never did I see such a cudgel player in all my life before. Speak! Wilt thou be one of my good merry men?“

(Standard-Anwerbungsgespräch)

Little John Goes to Nottingham Fair / How Little John Lived at the Sheriff’s: Little John lebt für eine ganze Weile incognito beim Sheriff und genießt das faule Leben doch. Schließlich legt er sich mit einem Koch an und geht doch wieder zurück in den Wald. Den Koch nimmt er mit.

Little John and the Tanner of Blyth / Robin Hood and Will Scarlet / The Adventure with Midge the Miller’s Son: Eigentlich soll Little John nur einen Botengang verrichten. Aber dabei sammeln er und Robin Hood nach und nach einen Gerber ein (Arthur a Bland), einen flüchtige Verwandten (Will Gamwell, ab jetzt Will Scarlet), einen Müller (Midge the Miller’s son), jeweils nach einer Prügelei unter falscher Identität – und jeweils werden die herausfordernden Little John beziehungsweise Robin Hood ordentlich verprügelt dabei. Am Ende schließen sich alle Robin an.

Robin Hood and Allan a Dale / Robin Hood Seeks the Curtal Friar / Robin Hood Compasses a Marriage: Allan, ganz ohne Zweikampf als Genosse akzeptiert, will heiraten, der zukünftige Schwiegervater hat andere Pläne. Robin verspricht Abbhilfe. Es folgen neckisches wechselseitiges Hin- und Hertragen über den Fluss und der übliche Zweikampf; nachdem Tuck das Paar getraut hat, schließt er sich dr Bande an.

Robin Hood Aids a Sorrowful Knight / How Sir Richard of the Lea Paid His Debt: Einem Ritter droht der Verlust seiner Ländereien, weil er (ohne eigenes Verschulden; sein Sohn ist auf den Kreuzzüpgen in Bedrängnis geraten) einem Abt Geld schuldet. Robin nimmt einem andren Geistlichen Geld ab, den er dafür auf die Jagd einlädt, und leiht das dem Ritter. Nach einem Jahr zahlt der Ritter das Geld zurück und rettet David von Doncaster nach einem Ringkampf.

Little John Turns Barefoot Friar / Robin Hood Turns Beggar: Little John und Robin wollen herausfinden, ob man als umherziehender Mönch oder als wandernder Bettler das lustig-abenteuerlichere Leben führt, verkleiden sich dementsprechend, und erleben ein paar oberflächliche Abenteuer.

Robin Hood Shoots Before Queen Eleanora / The Chase of Robin Hood: Wir wechseln den Schauplatz. In London findet eine Bogenschützenparade statt, die Königin will den König (Henry II) hereinlegen und lässt heimlich Robin teilnehmen; natürlich geht es um eine Wette. Die gewinnt die Königin auch, aber der König ist vergrätzt, hält seine Versprechen nicht und lässt Robin Hood und seine Leute verfolgen. Robin kommt nur knapp wieder zurück in den Sherwood Forest.

Erähnenswert das Intermezzo, als der verfolgte Robin mit einem Schuster die Kleidung tauscht, kurz bevor die Soldaten dann den Schuster als Robin Hood festnehmen:

At this speech the Cobbler stared and gaped more than ever, for there was such a threshing of thoughts going on within his poor head that his wits were all befogged with the dust and chaff thereof. Moreover, as he looked at Robin Hood, and saw the yeoman look so like what he knew himself to be, he began to doubt and to think that mayhap he was the great outlaw in real sooth. Said he in a slow, wondering voice, „Am I in very truth that fellow?—Now I had thought—but nay, Quince, thou art mistook—yet—am I?—Nay, I must indeed be Robin Hood! Yet, truly, I had never thought to pass from an honest craftsman to such a great yeoman.“

„Alas!“ quoth Robin Hood, „look ye there, now! See how your ill- treatment hath curdled the wits of this poor lad and turned them all sour! I, myself, am Quince, the Cobbler of Derby Town.“

„Is it so?“ said Quince. „Then, indeed, I am somebody else, and can be none other than Robin Hood. Take me, fellows; but let me tell you that ye ha‘ laid hand upon the stoutest yeoman that ever trod the woodlands.“

Diese Identitätskrise geht doch wie Kleists Amphytrion, als Sosias auf den ihn nachahmenden Merkur trifft (Bayern Abitur 2017), auf Plautus zurück? Oder gibt es diese trottelige Verwirrung noch öfter?

Robin Hood and Guy of Gisbourne: Zwei Geschichten auf einmal – Kunststück, Robin Hood und Little John trennen sich wieder einmal, um zu schauen, wer das spannendere Abenteuer erlebt. Robin trifft auf sein finsteres Gegenstück, den gleichfalls Gesetzlosen Guy of Gisbourne. Der ist aber ein Schurke und Mörder, schreckenerregend in raues Leder gekleidet; Robin tötet ihn im Zweikampf und geht als Gisbourne verkleidet weiter. Währenddessen trifft Little John eine weinende Frau, deren drei Söhne vom Sheriff als Wilderer gehängt werden sollen. Ebenfalls verkleidet, soll Little John den Henker geben, er befreit die drei, wird aber selber gefangen genommen. Robin, als Gisbourne, wiederum befreit Little John.

King Richard Comes to Sherwood Forest: Der alte König ist tot, der neue ist Richard Löwenherz. Der ist gerade von den Kreuzzügen zurückgekommen und will einmal Robin Hood kennenlernen und verkleidet sich mit einigen Gefährten als reicher Mönch. Wie geplant werden sie angehalten und müssen die Hälfte ihres mitgeführten Goldes abgeben; dafür werden sie zu einem Festschmaus eingeladen, und einen Gesangvortrag gibt es ebenso dazu sowie eine Bogenschieß-Demonstration. Wer das Ziel verfehlt, so Robin Hoods lachende Regel, muss sich von einem dafür bestimmten Gefährten eine gewaltige Ohrfeige abholen, nach der man über den Boden purzelt. Als Robin Hood selber an der Reihe ist, will er sich keine herunterhauen lassen und übergibt das Amt dem Mönch. Der – Richard – entpuppt sich aber als überraschend muskulös und schlägt Robin Hood fast in die Bewusstlosigkeit. Bald darauf wird Richard erkannt, die Räuberbande, dem König loyal ergeben, wird begnadigt, aber auch aufgelöst – Robin Hood und ein paar andere treten in den Dienst des Königs, der Rest wird Waldaufseher.

Epilogue: Der auktoriale Erzähler warnt davor, weiter zu lesen und bittet darum, sich jetzt im Guten von der Handlung zu trennen, bevor es traurig wird. Das wird es nämlich. Wir überspringen ein paar Jahre, in denen Robin Hood Herzog wird, an der Seite von Richard I in Kriegen kämpft, und die Zeit im Sherwood Forest fast schon vergisst. Aber irgendwann stirbt Richard, der neue König – John, Johann Ohneland – gewährt Robin drei Tage Urlaub, die dieser mit einer Reise in den Sherwood Forest verbringt. Am alten Versammlungsort, einem großen Baum, stößt er noch einmal ins mitgebrachte Horn, und Little John hört das und eilt herbei. („As leaps the stag when it feels the arrow at its heart, so leaped Little John when that distant sound met his ear.“) Nach und nachkommen auch andere, und Robin verspricht, nie wieder fortzugehen.

Der König ist empört, es kommt zu Streit und Kampf. Die Kämpfe an der Seite von Richard, heißt es, haben Robin weniger friedlich und versöhnlich werden lassen. („Now, had Robin Hood been as peaceful as of old, everything might have ended in smoke, as other such ventures had always done before; but he had fought for years under King Richard, and was changed from what he used to be.“) Wenn er auch erst einmal die Truppen des Königs und Sheriffs zurückschlägt, so gibt es doch mehr Tote als früher, und die Brücken sind abgebrochen.

Um von einer Krankheit oder Schwäche (oder vielleicht auch nur dem Alter) zu genesen, begibt sich Robin in eine Abtei, wird aber von der Priorin verraten und umgebracht: statt ihn zur Ader zu lassen, lässt sie ihn verbluten. Little John ist in den letzten Minuten dabei; der Sterbende verlangt noch einmal Pfeil und Bogen und will dort begraben werden, wo der abgeschossene Pfeil landet.

Gedanken dazu

Es wird ernster

Die späteren Geschichten, ab dem traurigen Ritter und bis auf das Mönch-Bettler-Verkleidungs-Intermezzo, werden immer ernster, wenn auch immer noch nicht wirklich realistisch. Der Schluss war dann wirklich sentimental-mitnehmend, gut viktorianisch. Ich war sehr gerührt. Die Geschichte mit der Priorin und dem Tod Robin Hoods kennt man in etwas abgewandelter Form aus dem Film mit Sean Connery und Audrey Hepburn.

Natur

Das Leben in der Natur wird idealisiert, natürlich:

And here is a country bearing a well-known name, wherein no chill mists press upon our spirits, and no rain falls but what rolls off our backs like April showers off the backs of sleek drakes …

Right merrily they dwelled within the depths of Sherwood Forest, suffering neither care nor want, but passing the time in merry games of archery or bouts of cudgel play, living upon the King’s venison, washed down with draughts of ale of October brewing. …

I do verily believe that this is the merriest feast, the merriest wight, the merriest place, and the merriest sight in all merry England.

Erst ab „The Chase of Robin Hood“ verdunkelt sich das Wetter, man summt „Let’s face the music and dance“ von Irving Berlin vor sich hin:

Not long after Robin had so gone to his rest a great cloud peeped blackly over the hills to the westward. Higher and higher it arose until it piled up into the night like a mountain of darkness. All around beneath it came ever and anon a dull red flash, and presently a short grim mutter of the coming thunder was heard. …

And now came the first gust of wind, rushing past the place, clapping and banging the doors and shutters, smelling of the coming rain, and all wrapped in a cloud of dust and leaves. As though the wind had brought a guest along with it, the door opened of a sudden and in came a friar of Emmet Priory, and one in high degree, as was shown by the softness and sleekness of his robes and the richness of his rosary. …

In the meantime the storm broke. Another gust of wind went rushing by, and with it fell a few heavy drops of rain, which presently came rattling down in showers, beating against the casements like a hundred little hands. Bright flashes of lightning lit up every raindrop, and with them came cracks of thunder that went away rumbling and bumping as though Saint Swithin were busy rolling great casks of water across rough ground overhead. The womenfolks screamed, and the merry wags in the taproom put their arms around their waists to soothe them into quietness.

Im Schulbuch

Die Geschichte von den drei Söhnen, die als Wilderer gehängt werden sollen und befreit werden, kenne ich als Dramenszene aus einem Englisch-Schulbuch der 7. Klasse, immer wieder gerne gemacht. Da ist aber gleich Robin der verkleidete Bettler, nicht Little John, und es gibt keine Gisbourne-Elemente. Ich habe dieses Erscheinen im Buch und insbesondere die Fassung als Drama immer sehr begrüßt.

Der Quarterstaff

Geprügelt wird sich auch gerne mit dem langen Stab, dem Quarterstaff, ikonisch beim ersten Aufeinandertreffen von Robin Hood und Little John. Zum Kampf damit gibt es viele Videos mit unterschiedlich viel sülzigem Geschwurbel. Hier ein paar der besseren:

Interessant: Robin verliert im Zweikampf mindestens so oft, wie er siegt. Der eigentliche Gewinner wird dann meist Bandenmitglied.

Schauplätz

Konkrete, wiederkehrende Schaupätze: Der Blue Boar Inn, „a sweet little inn“ am Rande des Waldes, und der große Baum, unter dem sie ihr festes Lager haben.

Frauen

Wo sind die Frauen? „Maid Marian“ wird zweimal in Erinnerungen genannt, jeweils nur en passant, sie spielt ansonsten nicht mit. Was fehlt: Die als junger Mann verkleidete Frau unter den Räubern.

Locksley

„Locksley“ fast taucht nur als „Locksley Town“ auf, in einer Geschichte verkleidet sich Robin als „Robert o’f Locksley“. Die Königin spricht ihn einmal als „Locklsley“ an.

Angelsachsen und Normannen, Ritter und Nichtritter

Der Konflikt Angelsachsen-Normannen, in Ivanhoe eingeführt, spielt keine große Rolle. Nur einmal, als sie den fesch gekleideten Will Gamwell (später genannt: Will Scarlett, nicht zu verwechseln mit dem rotgekleideten Sänger Allan a Dale) für einen Stutzer halten, bricht es aus Robin heraus:

By Saint Dunstan, Saint Alfred, Saint Withold, and all the good men in the Saxon calendar, it doth make me mad to see such gay lordlings from over the sea go stepping on the necks of good Saxons who owned this land before ever their great-grandsires chewed rind of brawn!

Neu ist der Bishop of Hereford als Widersacher, und Richard of the Lea als unterstützender Ritter.

Räuber

Robin Hood ist erst einmal auch nur ein Räuber. Er lebt mit seiner Bande im Wald, und wenn ihnen das Geld ausgeht („wenn ihnen die Zeit lang wird und sie schon lange keine Gäste mehr hatten“), schicken sie Teams aus, um reiche Reisende aufzuhalten und zu entführen („einzuladen“) und ihnen Geld abzunehmen („für die Teilnahme am Fest zu bezahlen“):

„We keep an inn, as it were, in the very depths of Sherwood, but so far from highroads and beaten paths that guests do not often come nigh us; so I and my friends set off merrily and seek them when we grow dull of ourselves. Thus the matter stands, Sir Knight; yet I will furthermore tell thee that we count upon our guests paying a reckoning.“

Klar, die Reisenden kriegen dafür reichlich zu essen und zu trinken und musikalische Unterhaltung dazu, aber eigentlich ist das auch nur Wegelagerei. (Wer wider Erwarten kein Geld hat, wird allerdings doch eingeladen.) Aber wir haben schon vor Schiller und vor Rinaldo Rinaldini eine Räuberverehrung. In Deutschland gibt es den Schinderhannes und den Schwarzen Jonas. Ist heutige Truecrime-Faszination, ein Genre, das mich eher abstößt, so ähnlich?

Wie Gaffer Swanthold zu sagen pflegte

Mehrfach zitiert Robin Hood einen Gaffer Swanthold mit (nicht sehr) weisen Sprüchen. Am Schluss kommt ihm Tuck aber auf die Schliche:

„Hearest thou our master?“ quoth he, with a sly wink. „Whenever he cometh across some poor piece of wit he straightway layeth it on the shoulders of this Gaffer Swanthold—whoever he may be— so that the poor goodman goeth traveling about with all the odds and ends and tags and rags of our master’s brain packed on his back.“

Vorlagen dafür

Eine Vorlagen ist „A Gest of Robyn Hode“ (Wikipedia), hier in moderner Rechtschreibung und mit modernen Flexionsendungen, ansonsten aber sehr nah am spätmittelenglischen Original: https://chaucer.fas.harvard.edu/gest-robyn-hode-regularized. Es gibt keine Henry-Richard-John-Trennung, sondern nur einen König. Es sind nur ein paar Episoden, aber darunter ist bereits das Ende; die Ohrfeigen sind auch dabei, nur der zeitliche Ablauf ist anders: Robin Hood bleibt nur ein Jahr in der Stadt, und danach 22 Jahre im Wald, bevor er von der Priorin verraten wird; ausführlicher wird der eigentliche Tod in einer weiteren, etwas späteren Ballade besungen, „Robin Hoode his Death“ (Wikipedia). Eine Verfilmung mit Hugh Jackman kommt 2026 ins Kino.


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3 Antworten zu „Howard Pyle, The Merry Adventures of Robin Hood“

  1. Susann

    Der Klappentext – das war schon harter Tobak für den Autor! Musste sehr lachen, vielen Dank!

  2. Gerne! (Der Autor war vermutlich beteiligt am Klappentext.)

  3. Pony Express

    Das wird wohl die BBC Television Serie mit Richard Greene (1952) gewesen sein, an die ich mich erinnere.

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