Wir befinden uns im dritten Jahrtausend n. Chr. Ganz Bayern… Auch das von unbeugsamen Lehrern bevölkerte Gymnasien in F.? – Auch das, keine Sorge. Wir sind so unterjocht wie jedes andere Gymnasium auch.
Dennoch finden in diesem Schuljahr an unserer Schule viele traditionelle Aktivitäten nicht statt, die über den regulären Unterricht hinausgehen.
Und das kam so: Wir müssen dieses Schuljahr alle eine Stunde mehr unterrichten. (Bei gekürztem Weihnachtsgeld.) Davor unterrichteten die Lehrer am Gymnasium regulär 23 Stunden pro Woche, etwas weniger bei diversen Extra-Jobs. Das sind je nach Fächerkombination fünf bis elf Klassen, mit drei Stunden pro Klasse als Durchschnitt. Eine Stunde Mehrarbeit heißt letztlich, bei einem Drittel aller Lehrer eine Klasse mehr, und das macht dann richtig Arbeit: Verwaltugnskram, Schulaufgaben korrigieren, Übungsaufsätze. Den Unterricht vorzubereiten, das geht nämlich tatsächlich ganz gut.
Für nächstes Jahr ist eine weitere Stunde mehr geplant, also 25 Stunden, also für 2/3 aller Lehrer eine Klasse mehr.
Dazu kommen weitere Finstere Pläne des Kultusministeriums, Unzufriedenheit mit Schulpolitik, einem überholten Schulgebäude. In der Öffentlichkeit fehlt außerdem die Anerkennung für den Beruf. Ich selber kann in einer Hinsicht nicht klagen: Meine Nachbarn sind reizende alte Herren und Damen, für die Lehrer noch ein Respektsberuf ist.
Gezwungen werden kann man als Lehrer meist nur zu Wandertagen, Sitzungen, abendlichen Sprechstunden und natürlich Unterricht. Skilager, Klassenfahrten, Theaterbesuche, Auslandsreisen, Kursfahrten, Austauschprogramme – all das macht man über den Unterricht hinaus. Der Lehrplan und die Schulordnung sehen solche Fahrten allerdings vor. Geld ist dafür aber wenig da, also müssen Lehrer bei solchen Exkursionen vorher unterschreiben, dass sie die Reisekosten nur zur Hälfte ersetzt bekommen.
Nochmal: Man ist mit einer Gruppe eine Woche unterwegs, hat Aufsichtspflicht rund um die Uhr, und darf die Hälfte der eigenen Kosten dafür selber bezahlen. (Außerdem leidet der Unterricht der anderen Lehrer durch die fehlenden Schüler, da ja nicht immer Klassen geschlossen fahren. Der Kollege muss außerdem vertreten werden.)
Also finden in diesem Schuljahr demonstrativ keine Abitur-, Klassen-, sonstige Fahrten statt, es sei denn, sie werden dienstlich angeordnet und die Kosten werden voll übernommen.
Natürlich schneiden wir uns ins eigene Fleisch. Diese Veranstaltungen machen uns selber Spaß, bei aller Anstrengung und bei aller Gleichgültigkeit, mit der viele Schüler sie annehmen. Wir halten sie auch für wichtig. Das Kultusministerium interessiert sich nicht besonders dafür, und die Öffentlichkeit auch nicht. Manche Eltern sehen nur, dass ihr Kind nicht wegfahren darf, andere verstehen unsere Haltung. Direkt kommunizieren – etwa über ein Rundschreiben – dürfen wir mit den Eltern übrigens nicht.
Und jetzt müssen wir überlegen, ob wir das nächstes Jahr fortsetzen, vielleicht in abgewandelter Form, oder weitermachen wie immer. Unterlaufen wird diese Regelung ohnehin bereits schon.
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