Junge Leser

(22 Kommentare.)

So stelle ich sie mir vor!
(Heute Mittag, beim Warten auf die S-Bahn.)


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22 Antworten zu „Junge Leser“

  1. Frau Rau

    Die Jugend liest noch Asterix! Hiermit gebe ich unsere Kultur doch nicht verloren.

  2. Genau, Frau Rau!
    Nix ist verloren, ist es nix?
    (Braucht’s Asterix.)

  3. Das sieht wirklich klasse aus, wie er so interessiert liest!
    Wie ist denn das Bild entstanden und was liest der Junge da?

  4. Der eine liest Asterix, der andere Clever & Smart. Entstanden ist das Bild beim Warten auf dem S-Bahnhof. Ich habe eine Kamera mit schwenkbarem Objektiv, das heißt, ich kann nach unten schauen und nach vorne fotographieren; das ist etwas unauffälliger. (Und ich habe 4-fach-Zoom statt des üblicheren dreifachen.) Fragen hätte ich mich doch nie getraut.

  5. Wenn ich da mal als erfahrener Erstleservater klugscheißen darf: Ja, Asterix ist ein super Einstieg für Jungs. Für meine immer noch. Und sehr angesagt bei den Kindern (dem Bild nach zu urteilen: gleiches Alter). Meine alten haben sie rausgekramt und leihen sie sich aus der Bücherei aus! Echt!
    Und ansonsten bin ich den unsäglichen Wilden Kerlen und dem noch unsäglicheren Harry Potter sooo dankbar, dass sie die nächste Generation ans Buch fesseln. Wirklich.

  6. Ich verstehe die Aufregung um Harry Potter auch nicht. Ist doch prima, wenn Kinder sich an solche (für Kinder doch ganz schön) dicke Schinken wagen und den nächsten direkt hinterher verschlingen.

    Was hat es denn mit den Wilden Kerlen auf sich? Mir sind da bislang nur zwei Kinofilme inkl. Mega-Merchandising untergekommen… gibt es da noch ein lesenswertes Buch?

    Wo wir gerade dabei sind: Da gibt es doch dieses neue von Walter Moers („Stadt der träumenden Bücher“?) und „Tintenherz“/ bzw. „-blut“. Die scheinen wohl auch für Kinder ziemlich reizvoll zu sein. (Für mich natürlich auch, aber ich hatte leider noch keine Gelegenheit…)

  7. @Hokey:

    „Wo die wilden Kerle wohnen“ ist ein lesens- und schauenswerter Kinderbuchklassiker von Maurice Sendak.

    „Stadt der träumenden Bücher“ ist vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt, wird aber auch von Erwachsenen (ca. bis 40 Jahre) gelesen und sehr gelobt.

    Cornelia Funke („Tintenherz“ und neu: „Tintenblut“) geht in die gleiche Kategorie. Wird von Kindern wie Erwachsenen begeistert verschlungen. Unglaublich packend ist auch Funkes „Herr der Diebe“ – schade, dass das nicht öfter empfohlen wird.

    Wenn ich so vergleiche, wie viel Ehre Rowling in ihrer Heimat (England/Schottland) zukommt, staune ich, wie wenig stolz die Deutschen auf ihre absolute Bestsellerautorin Funke sind (die inzwischen auch in die USA ausgewandert ist).

  8. Tanja, nein, das ist nicht gemeint (obwohl ich dieses Kinderbuch auch sehr mag), sondern wirklich das mit den vielen Nebenprodukten -> die wilden Fußballkerle.

    Ja, da gibt es 13 Bände von und die sind literarisch und vom Plot albern. Aber sie verführen meine Söhne, die große Fußballer sind, zum Lesen. Und das ist fein. Es ist die erste echte Jungs-Bücher-Serie seit den Fünf Freunden, die ja auch nicht mehr so wirklich taufrisch sind.

    Zum Thema Asterix aber: Habt ihr den gransiosen Wahl-Asterix gesehen?
    http://www.controlstation.de/Asterix/

  9. Die wilden Kerle habe ich mal zum Geburtstag verschenkt (an ein Kind). Fand ich klasse. Die wilden Fußballkerle kenne ich aus Referaten aus der Unterstufe. Als Bücher fand ich sie uninteressant (anders als Harry Potter: die ersten sind gut, und die letzten immer noch sehr interessant) – aber es ist wenigstens mal etwas, das auch die Jungs lesen. Hauptsache, sie lesen irgend etwas.
    Asterix ist natürlich noch besser.

  10. Zitat:
    „Wenn ich so vergleiche, wie viel Ehre Rowling in ihrer Heimat (England/Schottland) zukommt, staune ich, wie wenig stolz die Deutschen auf ihre absolute Bestsellerautorin Funke sind (die inzwischen auch in die USA ausgewandert ist).“

    Da fällt mir gerade der deutsch Bestseller-Autor ein, der irgendwo in Asien einen absoluten Wahn ausgelöst haben soll und den hier niemand zur Kenntnis nimmt. An Genaues erinnere ich mich leider nicht. Das habe ich vor einiger Zeit auf WDR 5 gehört und es schwirrte mir gerade so durch den Kopf…

  11. Den Deutschen, der in Asien top ist, müsste ich recherchieren, Hokey. Sagt mir gerade nichts – aber zu Messezeiten begegnet mir dann sicher mal eine adrette asiatische Buchdame, die mir da Bescheid sagen kann. Vielleicht Fantasy?

    Die Fussballkerle finde ich in Ordnung, ich habe sie nur überflogen. Die Serien sind leseförderungsmässig clever und funktionieren in der Regel. Die Kaminski-Kids z.B. laufen gut in der Schweiz aber auch Reihen, die schlechter sind als die Fussballkerle sprechen manche Kinder an, wie der Autor Brezina, der irgendwo eine Fabrik hat, in der er mindestens 4 Reihen parallel produziert. Mein Credo: Völlig wurscht – Kinder lesen lassen, sich nicht einmischen und nicht knausern.

    [WARNING, ab hier wird’s missionarisch]:

    Mein Sohn hatte von klein auf eine Monatsrechnung in Buchhandlungen, konnte einfach hingehen (als er ganz klein war natürlich noch mit mir) und fragen und bestellen und mitnehmen was er wollte. Es hat sich x-fach gerechnet, er hat ohne unser Zutun fliessend lesen gelernt, schreibt jetzt mit 10 Jahren fehlerfrei und formuliert ganz gut (für uns in der Schweiz ist die Schriftsprache ja eine andere, deshalb ist der frühe Einstieg noch viel wichtiger). Mehr als 150.– Fr. habe ich in keinem Monat bezahlt und ausser ins Mickey-Abo (das er immer noch heiss liebt) hat er nie in Schrott investiert. Im Gegenteil, er hat Buchhändlerinnen kennen gelernt, denen er vertraut und deren Empfehlungen er glaubt. Mit einer hat er sogar den Deal, dass er Leseexemplare für sie liest und ihr dann erzählt, was drinsteht, ob’s etwas taugt und wenn ja, für wen.

    Kurz: Nachhilfestunden sind sehr schnell viel teurer. Abgesehen davon ist die deutsche Sprache Zuträgerin für alle anderen Fächer. Ich schlage sehr viele Fliegen auf einen Streich, wenn ein Kind sich frei und locker in der Muttersprache bewegt, weil Bücher einfach dazu gehören. Immer! Auch Sachbücher über das Hirn und die Schildkröte und die Satelliten sowieso. Es gibt nichts, worüber es kein Buch gibt! Nicht nach dem Motto: „Hach, das kann es sich dann auf Weihnachten wünschen… Bis dahin gehen wir zur Bücherei und leihen und die drei ??? von 1974… Ist doch auch spannend, hab ich immer gerne gelesen.“ Wenn’s mit der Bücherei gut klappt, ist es wunderbar, wenn’s dort nichts Anziehendes für das Kind hat –> früh genug in eine Buchhandlung mit einer richtig guten Kinderbuchabteilung oder in eine spezielle Kinderbuchhandlung. Und nicht immer einmischen – falls ich das noch nicht gesagt habe.

  12. Das ist eine schöne Idee und allemal sinnvoller als eine Handy-Prepaid-Karte. Ich freue mich schon darauf, mit meiner Tochter in ein paar Jahren durch die Buchhandlungen / Bibliotheken zu ziehen. Bis dahin bekommt sie jeden Abend eine kleine Geschichte (mit viiielen Bildern) vorgelesen.
    Und die Drei ??? waren schon immer meine Lieblinge, egal ob als Hörspiel oder Buch…

    (…googelt und findet…)

    Thomas Brezina heißt der Autor, der diesen Erfolg in China verbuchen konnte, glaubt man dieser Seite (weiter unten, enfach im Browser nach Brezina suchen), scheint aber nicht gänzlich unbekannt zu sein, verfolgt man seinen Werdegang bei Wikipedia. Österreichern dürfte er wohl eher bekannt sein, ich muss gestehen, ihn nicht zu kennen.

  13. @Hokey, danke fürs Googeln – Brezina hatte ich auch erwänt in meinem vorherigen Kommentar (kurz vor dem missionarischen Teil). Ich kann mir gut vorstellen, dass er für Asien kompatibel ist.

  14. Vic Frances

    Beginnen möchte ich mit einem „Hallo“ und einem Lob an den ersteller des Themas.
    Ich bn zufällig auf diese Seite gestoßen, weil ich für meine Rede im Deutschunterricht recherchiere.(11. Klasse am Gymnasium)Quälend zermarterte ich mir den Kopf, um welches Thema sich meine Rede spielen könnte.Politik nein danke.Schönheits-OP’s erstrecht nicht.Tierversuche und 3. Welt schon zu abgekaut. Dann habe ich mich wieder auf den Sinn der Rede besinnt und mir viel ein Thema ein,welches ich auch mit Leib und Seele vertreten könnte: Bücher!
    Ich selbst bin eine Leseratte geworden,dank meines Vaters und irgendeinem auslösenden Buch, an welches ich mich leider nicht mehr genau erinnern kann. In der Grundschule konnte ich überhaupt nicht lesen und hatte jedes Mal ein Gräuel davor. Doch genau wie es Tanja trefflich beschreibt, habe ich durch ein Buch,dass mich interessierte, die Lust am Lesen entdeckt, wodurch sich meine Einstellung zum Lesen samt Rechtschreibung völlig änderte. Meine Eltern waren natürlich begeistert.
    Und auch wie bei Tanja, gab mein vater mir ein Versprechen: „Ich kaufe dir jedes Buch, dass du haben möchtest!“ Seitdem hab es IMMER ein Buch,welches auf meinem Nachttisch mit einem Lesezeichen darin auf mich wartete. Ich werde ein paar der Beiträge für meine Rede verwenden und hoffe, dass Sie damit einverstanden sind.
    Mein Augenmerk werde ich nämlich auf das Problem legen,dass du wenig Kinder/Jugendliche ein Buch in die Hand nehmen und welche Folgen dies für die Gesellschaft hat. Können Sie es sich vorstellen, dass es Mitschüler gibt, die von sich sagen NOCH NIE ernsthaft ein Buch gelesen zu haben? Ich finde das mehr als traurig. Stattdessen wird sich immer nur die Zusammenfassung aus dem Internet gezogen oder den passenden Film ausgeliehen, wenn ein Buch in der schule gelesen werden soll.
    Vielleicht kann ich ein wenig das schlechte Gewissen meiner Mitschüler ansprechen und ihnen das Lesen ein wenig schmackhafter machen.
    Cornelia Funkes Tintenherz steht auch in meinem Bücherregal! Ich stimme Ihnen zu,dass es ein vortreffliches Buch ist, welches ich auch erst mit 15 gelesen habe.Die Art wie Frau Funke über das Lesen und die Freundschaft der Bücher schreibt finde ich unbeschreiblich,denn genauso fühle ich mich in Verbindung mit Büchern. Was Asterix und Mickey Mouse betrifft, war ich noch nie scharf auf Comics und Taschenbücher. Trotzdem finde ich es ebenso positiv, wenn sich ein Kind solcheFormen des Buches schnappt.Harry Potter ist und bleibt der Klassiker,um Kinder an das Lesen zu führen. Ich selbst habe mich geweigert an dieser Welle teilzunehmen, bis meine Oma mir zu meinem 10. Geburtstag den ersten Band schenkte. Natürlich habe ich 5 Minuten später an diesem Buch geklebt und in die Welt hineingelesen. Flglich bin nun auch ich iesem Bann erlegen und warte auf den letzten Teil, obwohl ich eingestehen muss, dass mit dem Anstieg des Reichtums der Frau Rowling ihre Schreibkunst abnimmt. Der sechste Teil war unter ihrem angesetzten Niveau. Aber gut.
    Wie gesagt finde ich Ihre Auffassungen fantastisch und bitte Sie weiterhin mit Ihren Kindern in die Bücherhandlungen zu gehen!

    Vielen Dank für Ihre Anregungen.

  15. Im Namen aller anderen oben: Gern geschehen. Wenn Sie die Rede etwa zufällig mit dem Mikrophon aufnehmen sollten und keinen Platz hätten, wo Sie sie einer schmalen Öffentlichkeit präsentieren könnten — damit die sie dann zerreißt oder auch nicht –, dann dürften Sie sich gerne als mein Gast hier betrachten.

    (Nur so als Anregung. Man kann halt nicht aus seiner Haut…)

  16. Julia

    Ich möchte jetzt auch mal gerne meinen Senf dazugeben.
    Momentan mache ich mein Praxissemester an einem Gymnasium (da das Referendariat verkürzt wurde, hat man im Laufe des Lehramtstudiums die Möglichkeit das fehlende halbe Jahr in Form eines Praktikums zu absolvieren und so auch festzustellen, ob der Lehrerberuf überhaupt etwas für einen ist).
    Ich muss außer Hospitationsstunden auch mindestens 30 Unterrichtsstunden halten und da meine Fächer Deutsch, Geschichte und Ethik sind, komme ich gerade auch in den Genuss zu erfahren, wieviele Wörter den Kindern heute generell noch geläufig sind.
    Beispielsweise lesen wir in der 6. Klasse in Deutsch gerade Krabat. Die erste entsetzte Reaktion eines Jungen in der letzten Reihe, der das Buch zur Hand nahm war: „Da sind ja gar keine Bilder drin“. Unfreiwillig komisch.
    Wenn man mit den Kindern dann einen Abschnitt liest, sie nach unbekannten Wörtern fragt und dann Wörter wie Geäst, Schmalzküchlein oder Mühlstein kommen, ist man gelegentlich doch etwas erschrocken, da kann man eher verstehen, dass sie das Wort Pritsche nicht kennen.
    Den Vogel hat aber die 6b abgeschossen, als ich im Zuge meiner Steinzeit-Einheit Arbeitsblätter mit Bildersammlungen vorgelegt habe, sie einerseits raten mussten, was hier dargestellt ist und andererseits erkennen sollten, welche Entwicklungen denn stattgefunden haben könnten.
    Aus diesen Erkenntnissen habe ich ein Tafelbild entworfen und eben unter Anderem auch das Wort „Axt“ an die Tafel geschrieben.
    Nahezu jeder hat mich nochmal gefragt, was denn da rechts unten an der Tafel steht. Zuerst dachte ich, dass die Kinder vielleicht meine Schrift nicht lesen können und irgendwann dachte ich, dass sie ihren Spaß mit mir treiben, doch als der Fachlehrer mir nach der Stunde erklärt hat, dass dies ein Zeichen dafür war, dass die Kinder das Wort nicht kannten, bin ich aus allen Wolken gefallen.
    Als ich meine 6c heute gefragt habe, ob sie alle wissen was eine Axt ist, haben alle ganz empört „ja“ gesagt und gemeint, „wer denn sowas nicht wüsste…“
    Mir wäre nie in den Sinn gekommen, das Kinder das Wort Axt nicht kennen…aber das passiert wohl, wenn man keine Märchen mehr liest.
    Im Ethikunterricht in der siebten Klasse kannte auch keiner mehr „Hans im Glück“ und so haben sie dieses Märschen schließlich als Hausaufgabe nachlesen müssen.
    Da bin ich wirklich froh, wenn Kinder überhaupt etwas lesen und Harry Potter ist nicht das schlechteste was man lesen kann.
    Gibt es heute eigentlich noch soetwas wie einen Bücherkanon für Kinder?
    Zu meiner Zeit (also vor 15-20 Jahren, ich bin heute 23 Jahre alt) war einfach klar, das man Pippi Langstrumpf, Krabat, die kleine Hexe, das Sams, die unendliche Geschichte, alle Bücher von Enyd Blyton, der kleine Vampir, diverse Märchen von Grimm und Andersen, Urmel aus dem Eis etc kennt und gelesen hat.

    Die Idee mit der Buchhandlung finde ich übrigens großartig und habe diese auch gleich weitergegeben, das ist sicherlich keine Fehlinvestition.

  17. Beelzebub Bruck

    Auf die Gefahr hin, wieder einmal des Elitarismus verdächtigt zu werden: Ich finde es reicht nicht, Kinder, die das Gymnasium besuchen, dafür zu loben, dass sie überhaupt lesen. Und Asterix bzw. Harald Töpfer reicht auch nicht. Tatsächlich wurde, als der erstaunliche Erfolg des Zauberlehrlings offenbar wurde, frenetisch „gejubelt“, dass die Kinder jetzt wieder lesen würden. Tatsache ist, dass die Kinder nicht mehr lesen als früher und wenn, dann vor allem Fantasy-Schrott. Mehrheitlich warten sie darauf, dass der neue Film herauskommt.
    So jetzt erst ein paar die Disclaimer, damit niemand nix in den falschen Hals bekommt:
    Harald Töpfer Bücher sind gut gemachte Unterhaltung und zumindest die ersten beiden Bände gute Kinderbücher.
    Die gallischen Abenteuer, zumindest die ersten 20 Bände, gehören bestimmt zum Besten, was die französisch-belgische Comic-Literatur zu bieten hat.
    Ich glaube auch, dass zuerst mal Masse statt Klasse wichtig ist, damit ein junger Leser zum lebenslangen Leser werden kann.
    Vorläufiges Ende der Disclaimer.
    Ein Problem scheint mir aber zu sein herauszufinden, an welchem Punkt Lesen zur Herausforderung werden kann, darf oder muss. Auch da wird man den Entwicklungsstand von Kindern genau anschauen müssen. Wenn aber trotz vieler Mühe und oft auch großem materiellem Aufwand vor allem Jungen mit einsetzender Pubertät das (doch so sehr gewünschte) extensive Lesen praktisch einstellen und nur ein Bruchteil in der Adoleszenz den Weg dorthin wieder zurückfindet, dann liegen die Ursachen eben vielleicht nicht nur in der Pubertät, sondern auch davor, in einem Lesen, in Lesestoffen, die man schlicht nicht ernst nehmen kann, von denen sich ein 13- oder 14-jähriger Junge abgrenzen bzw. distanzieren muss. Schaut man dann den Buchmarkt an, die Regale selbst größerer Buchhandlungen, dann findet sich für diese männliche Altersgruppe praktisch nichts. (Jaja, bestimmt fallen einigen Mitlesern jetzt ein paar Beispiele ein…) Es bleibt dieser Altersgruppe – also von mir aus: tendenziell – nichts anders übrig, als sich mit Erwachsenenliteratur herumzuschlagen, so grenzdebiles Moers-Geschreibsel, oder mit Texten, die dann doch ein paar Nummern zu groß sind und Lese-Misserfolgen führen. Das ist eigentlich sehr traurig, denn es gab in Deutschland in den 70er Jahren eine Jugendliteratur, die ohne plumpe Anbiederung Jugendlichen auf Augenhöhe begegnete und dennoch deren Horizont erweitern konnte, also ein Bindeglied darstellte zur Erwachsenenliteratur. In dieser Lücke scheinen die Lese-Lehrer zu schwimmen.

    Fußnote: Weiß eigentlich jemand, wann die Krabat-Verfilmung herauskommt, die letztes Jahr produziert wurde? Mann sollte vielleicht vorher nochmal den Roman lesen, bevor es dann wieder heißt: „Kenn ich schon, hab den Film gesehen…“

  18. Vic Frances

    Vielen dank an Sie, Herr Rau. Doch ich denke nicht, dass mir ein Mikrophon zur Verfügung steht, leider. Aber es wäre sehr hilfreich wenn sie sich meine Rede einmal durchlesen würden und Correctio lesen würden. Ich denke, dass ihre Erfahrung und ihr Wissen der Rede das gewisse Etwas verleihen würde. Selbstverständlich nur, wenn Sie dem zustimmen.

    Als nächstes bin ich sehr schockiert, was den Beitrag von Julia betrifft.
    Allen Ernstes konnten 6. Klässler (11-12 Jähre?) nichts mit dem Wort Axt anfangen? Diese Eltern müsste man doch in ein Erziehungskamp schicken. Ich selbst habe Krabat in der Schule gewonnen, als ich bei einem Lesewettbewerb in der 6. Klasse gewann. Demnach war ich im gleichen Alter wie ihre Schüler. Für mich war es nicht im geringsten schwer zu erschließen und Wörter wie Mühlenstein, Geäst usw. waren für mich normal. Ich wusste ja, dass es mit der Sprache und der Rechtschreibung der Jugend immer weiter abwärts geht, doch dass es derart ausartet war mir nicht bewusst. Ich muss ihre Frage, Frau Julia leider mit einem NEIN beantworten. Es gibt keinen Bücherkanon mehr.

    Nun zu Ihnen Herr Bruck. Ich kann Ihr Anliegen durchaus nachvollziehen, doch muss trotzdem widersprechen. Es trifft zu, dass die Regale der Kinderbücher immer kleiner werden. Nichtsdetotrotz gibt es weiterhin genug Auswahl für richtig Leseratten. Wenn Sie sagen, dass es für ein bestimmtes Jungenalter keine Bücher mehr gibt, muss ich leider Kritik üben. Es kann sein, dass es mehr Pferdebücher und Mädchenproblem behandelnde Bücher gibt, aber wer es liebt zu lesen findet IMMER ein passendes Buch. Ich begann auch vor 2 Jahren ratlos vor den Kinderregalen zu stehen, weil sich eben dieses Sortiment aus rosa Pferdebüchern vor mir erstreckte. Na und? Ich habe eben meinen Radius erweitert und bin zu anderen Regalen übergewandert. Und es ist abermals Unsinn, wenn Sie sagen, dass die Jugend mit dem Genre der Erwachsenen überfordert ist. Wozu gibt es eine Inhaltsangabe auf dem Buchrücken? Und wenn es eben einem Kind gefällt, warum sollte es sich dieses Buch nicht aussuchen? Selbst wenn Fragen, aufgrund schwieriger Wörter aufkommen sollten haben sie einen Mund zum fragen, oder liege ich da falsch?
    Schließlich wächst man an Herausforderungen.

    Mit freundlichen Grüßen

  19. Beelzebub Bruck

    Vic Frances, wir sind schon einer Meinung. Eine „richtige Leseratte“ wird immer ein Buch finden, das interessant ist, Kinder bzw. Jugendliche sollen nahezu fast alles lesen dürfen, was ihnen in die Finger kommt, auch Erwachsenenliteratur, denn – genau!- , man wächst mit den Herausforderungen. Die Zahl der Kinder, denen „Axt, Geäst und Mühlenstein“ (Buchtitel?) fremd sind, nimmt jedoch zu. Vor allem die Zahl der Jungen, die an „Axt, Geäst und Mühlenstein“ scheitern, nimmt zu. Eine These, warum sehr viele, und möglicherweise auch sprachlich interessierte und begabte Jungen gar nicht zu den Leseratten werden, besteht darin, dass die Alltagshürden zu hoch sind bzw. dass zu wenig Anstrengungen (auch finanzieller Art) unternommen werden, um Kinder und Jugendliche zum Lesen zu verführen. Eine weitere These besteht darin, dass das Leseangebot an Jungen vorbeigeht. Verlage und Buchhandlungen müssen Geld verdienen, die Zielgruppe der 12 bis 15-Jährigen Jungen lohnt nicht, man setzt lieber auf die „Schnelldreher“ aus der Rowling-Produktion. Kurzgefasst: jemand der auf dem besten Weg ist, ein lebenslanger Leser zu werden, ist ja nicht das Problem von Eltern und Lehrern, sondern diejenigen, die dann mit der Pubertät das Lesen einstellen.

  20. Vic Frances

    Wenn ich Sie also richtig verstehe, sprechen Sie von mangelnder Verführung der Jungend in Bezug auf das Lesen. Doch was soll ihrer Meinung nach unternommen werden?Meiner Meinung nach gibt es genug Autoren, die sich auf das Kinder- und Jugendalter spezifizieren. Folglich kritisieren Sie die Buchhandlungen und deren Auswahl an Exemplaren? Doch liegt diese Auswahl nicht in anderen Händen? Ich muss gestehen, dass ich mich auf diesem Gebiet nicht auskenne. Klären Sie mich bitte auf. Doch sagen können Sie mir sagen, warum Sie so sehr auf dieses Jungenalter pochen? Haben Sie einen Sohn in diesem Alter oder reden Sie von Ihnen selbst?
    Die Beispielwörter Mühlenstein und Geäst entnahm ich dem Beitrag von Julia, die von der Klasse 6b und dem Buch Krabat sprach.
    Doch ich stimme Ihnen zu, dass zu wenig getan wird, um Kinder im Lesen zu fördern. Aber dies liegt leider nicht in unserer Macht an diesem gegenwärtigen Zustand etwas zu ändern. Wenn doch weiß ich es nicht wie.

  21. Beelzebub Bruck

    Ich habe einen Sohn (13), der ein so begeisterter Leser ist, dass man ihm das Lesen manchmal sogar „verbieten“ muss, really bookish… Bei Buchhandlungen liegt die Auswahl dessen, was im Laden ausliegt, beim Buchhändler, bei Buchhandelsketten (Thalia, Pustet, Weltbild, Hugendubel) bei deren Großeinkäufern. Die Entscheidung, was gedruckt wird und also überhaupt eine Chance auf Verbreitung hat, liegt bei den Verlagen und deren Programmgestaltern. Und nein, ich bin nicht der Meinung, dass das erreichbare Angebot breit genug ist. Autoren gäbe es vielleicht wirklich genug, nur die erhalten offenbar nicht die Chance zur Veröffentlichung bzw. sie schreiben am Bedarf vorbei. Außerdem stellt sich natürlich die Frage, wie Bedarf entsteht, z.B. ob er erzeugt oder wenigstens beeinflusst werden kann. Der Potter-Hype ist z.B. in seinen Ausmaßen sicher das Ergebnis einer exzellenten Marketing-Strategie: vom Buch zum Film zur Bettwäsche und zur Legofigur. Von nix kommt aber nix. Um eine Sache derart ausschlachten zu können, muss am Ausgangprodukt schon etwas dran sein.
    Als Deutschlehrer liegt es zumindest in begrenzter Hinsicht „in meiner Macht“ etwas zu ändern, also Kinder im Lesen zu fördern, es ist sogar meine berufliche Aufgabe. Daher auch mein Interesse an der Jungenseite des Problems. Zwar nimmt die Lesebereitschaft auch bei Mädchen ab, hat aber anscheinend noch nicht die kritische Dimension erreicht, wie das bei Jungen der Fall ist. Und es ist schlicht auffällig, dass uns Lehrern vor allem die Jungen ab einem bestimmten Alter „verloren gehen“. Dementsprechend suche ich nach Ansatzpunkten , also nach dem wieso, woher, woher, wozu, mit dem dieses Problem zu bearbeiten ist. Und weil sich das sicher nicht aus einer einzigen Perspektive und monokausal erklären lässt , widerspreche ich eben gern mal, denen, die glauben mit lesebegeisterten 10-Jährigen das Spiel schon gewonnen zu haben. Obwohl ich ja zugebe, dass ein lesebegeisterter 10-Jähriger vermutlich Voraussetzung für einen lesebegeisterten 15-Jährigen ist.

  22. Vic Frances

    Gut Herr Bruck, gegen ihre Ausführungen ist leider nichts einzuwenden.
    Doch was wollen Sie dagegen tun? Außer Bücher zu empfehlen? Darf ich fragen wofür sich Ihr Sohn interessiert? Falls Fantasy und so eine Art Vampire in heutiger Zeit(aber eben für Kinder) könnte ich Ihnen die Reihe von Darren Shan empfehlen.
    Ich hätte Ihnen auch gerne Eragon empfolen, aber ich muss leider gestehen, dass ich das Buch einfach nur schlecht finde. Ich habe es bis heute noch nicht beendet.
    Ich hoffe für Ihren Sohn, dass er das Lesen nicht aufgibt. Er soll weiter sein Interesse hegen und Ihnen Herr Bruck wünsche ich Erfolg in Ihrer „Revolte“.

    Mit freundlichen Grüßen

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