Neulich habe ich eine DVD gesehen, und vorher hat man mich freundlicherweise darüber informiert, dass es illegal ist, Raubkopien aus dem Internet herunterzuladen: „Stop film piracy!“ Ähnlich ist es mit der Software-Piraterie, das soll man ja auch nicht tun.
Als Sprachliebhaber, der beständig Schülern erklärt, was eine Metapher ist und wie sie funktioniert, frage ich mich: Wie kommt eigentlich der Pirat zur Software? Wie ist die Metapher motiviert?
Okay, sowohl Piraterie als auch unerlaubtes gewerbliches Kopieren von Software und Filmen sind ein Verbrechen, aber das reicht natürlich nicht. Liegt es daran, dass Piraten ein lustiges und abenteuerliches Leben führen und über das Gesetz spotten? Dann hätte die Urheberrechtsschutzindustrie tatsächlich das Selbstbild der frühen Software-Piraten übernommen.
Vorläufer waren vielleicht die Piratensender, illegale Radiosender außerhalb des Zugriffsbereichs der lokalen Zuständigkeiten. Hießen die so, weil die (tatsächlich oder im Glauben des Publikums) irgendwo auf einem Schiff außerhalb der Hoheitsgewässer sendeten? Oder doch auch nur wegen Rechtundgesetz-Spotterei und abenteuerlichem Leben?
Um die Sache zu komplizieren, gibt es auch noch Ersatzteilpiraterie: Wenn Originalersatzteile unerlaubt nachgebaut und verkauft werden.
Heißt das Piraterie, weil man nur das wie auch immer transportierte Gut stiehlt und den Besitzern zumindest irgendetwas lässt – die Originaldaten, die Originalbaupläne, das Schiff? (Obwohl natürlich die echten Piraten nicht nur die Ladung, sondern auch und im Krieg vor allem das Schiff genommen haben.)
Früher gab’s auch mal Luftpiraten, aber das hört man jetzt nicht mehr so oft; „Flugzeugentführungen“ ist jetzt der übliche Ausdruck. Auf Englisch hieß das immer schon „hijacking“ und galt zuerst für das Entführen von LKWs und dem nachfolgenden Stehlen der Ladung. Echte LKW-Piraterie also. (Woher kommt eigentlich „hijacking?“)
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