Schon vorgestern bei TeachersNews.Net, heute in der Süddeutschen:
Katastrophale Ergebnisse brachte ein Test über die Grundlagen der Schulgrammatik zutage, der im Wintersemester 2006/2007 an allen bayerischen Universitäten durchgeführt wurde. Die Befragung von über 1000 Studienanfängern im Fach Germanistik ergab ein schulgrammatisches Grundlagenwissen, das dem Stand von Fünft- und Sechstklässlern entspricht.
Das dürfte niemanden überrascht haben. Wieviel Grammatik zur Bildung gehört, weiß ich nicht; vielleicht ist die gar nicht so wichtig. Allerdings sollten zumindest die Germanistikstudenten mehr von der Sprache verstehen als der durchschnittliche Abiturient.
Im Lehrplan steht Grammatik nur für die ersten Jahre, wird nur dann behandelt und geprüft und dient vor allem auch als Beitrag zum Fremdsprachunterricht: gewisse grammatische Konzepte will ich im Englischunterricht voraussetzen können. Vielleicht nutzt die Grammatik den Schülern wenigstens beim Erlernen der Fremdsprache, und kann danach mit nur mäßig beunruhigten Gewissen vergessen werden. Ein bisschen schade um die viele darauf verwandte Zeit ist es aber schon. (Und außerdem sollen die Lehrpläne dann nicht so tun, als verfügten die Schüler in der Oberstufe über gesicherte Grammatikkenntnisse. Wenn man das wollte, müsste man mir Zeit dafür geben. Zugegeben: Vielleicht habe ich die schon und nutze sie nicht. Mal sehen. Ich könnte mal meine 11. Klasse Grammatik wiederholen lassen.)
Echtes Interesse an Grammatik haben vielleicht auch die wenigsten Germanistikstudenten, und das gilt wohl auch für Deutschlehrer: Sie sind eher Literatur- als Sprachwissenschaftler. Ich selber diskutiere lange und gerne darüber, ob man im Deutschen sagen sollte, dass „schnell“ ein Adjektiv ist, das als Adverb verwendet werden kann, oder dass es ein Adverb „schnell“ neben dem gleichlautenden Adjektiv gibt. (Ich bin für letzteres, schließlich sagt man auch „Relativpronomen“ und nicht „bestimmter Artikel, der wie ein Relativpronomen verwendet wird“.) Und Possessivbegleiter… gibt’s in der Schulgrammatik inzwischen die Kategorie „Begleiter“?
Ebenfalls heute in der SZ: „Bürokratie statt Bildung: Wie Eltern mit Prozessen und Beschwerden das Klima an den Schulen vergiften“. Mehr dazu bei norberto42.
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