Pressemitteilung zu Lehrerstellen

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„Alle zum Halbjahr frei werdenden Stellen werden mit Absolventen des aktuellen Prüfungsjahrgangs neu besetzt“ – September ist Haupteinstellungstermin (Pressemitteilung 006)

Was ist denn das für eine Aussage? Natürlich werden alle frei werdenden Stellen neu besetzt, sonst wären es keine frei werdenden, sondern abgeschaffte Stellen. Und natürlich werden sie mit Absolventen des aktuellen Jahrgangs besetzt, mit wem sonst? Die Aussage bedeutet einfach nur: „Wir stellen zu diesem Termin niemanden von der Warteliste ein.“

Dass der Haupteinstellungstermin im September ist, stimmt, und soll den Gedanken nahe legen, dass im September mehr Leute eingestellt werden. Ist es diesen September oder 2013, an dem wegen der Lebensarbeitszeitverlängerung, abgesehen von Block-Altersteilzeit, kein Lehrer in den Ruhestand geht (weil das dann nur entweder im Jahr zuvor oder danach geschieht)?

Am Beispiel der Lehrerbedarfsprognose 2004 machte der Kultusminister deutlich, dass Studieninteressenten sich zu Beginn ihres Studiums über die Einstellungschancen zu Ende des Studiums zuverlässig informieren konnten und können.

Da ist möglicherweise etwas dran. Natürlich ist die Prognose 2004 nicht mehr online. Ich kenne keinen Link am Kultusministerium, der länger als zwei Jahre gültig wäre. Meine älteste Quelle ist die Prognose von 2007, und da steht tatsächlich drin, dass „Studenten für die Fächer Mathematik, Physik, Informatik, Latein, Spanisch, Kath. Religionslehre sowie Evang. Religionslehre“ bessere Chancen haben, „da sich insbesondere ab dem Jahr 2011 ein durch die veränderte Stundentafel am G 8 bedingter Nachholbedarf an Bewerbern mit diesen Fächern abzeichnet.“ In anderen Fächern brauche man deutlich weniger Lehrer, zu meinem Fach Deutsch gibt es allerdings keinerlei Angaben.

Ich weiß allerdings nicht, wie bekannt diese Prognosen sind; ich habe selber erst Anfang 2010 mitgekriegt, dass es die gibt.

»Als ich davon hörte, bin ich gestern nachmittag gleich rübergegangen, um sie mir anzusehen. Man hatte sich nicht gerade viel Mühe gemacht, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Ich meine, dass man’s jemandem gesagt hätte oder so.«
»Aber die Pläne lagen aus …«
»Lagen aus? Ich musste schließlich erst in den Keller runter …«
»Da werden sie immer ausgehängt.«
»Mit einer Taschenlampe.«
»Tja, das Licht war wohl kaputt.«
»Die Treppe auch.«
»Aber die Bekanntmachung haben Sie doch gefunden, oder?«
»Jaja«, sagte Arthur, »ja, das habe ich. Ganz zuunterst in einem verschlossenen Aktenschrank in einem unbenutzten Klo, an dessen Tür stand „Vorsicht! Bissiger Leopard!“«
(Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis)

Kommunizieren heißt ja auch im Lehrerzimmer nicht, dass man irgendetwas aushängt. Aber vielleicht wissen Unis, Berufsberater und Seminare da tatsächlich mehr.

Brauchen tun wir Lehrer natürlich schon an Schulen. Kranke und schwangere Lehrer werden durch Mehrarbeit vertreten. Ethik wird an den meisten Schulen, die ich kenne, in mehreren Jahrgangsstufen nur ein- statt zweistündig unterrichtet. Ist in Bayern halt doch nicht so wichtig wie Religion. Man hält sich insgesamt mit Referendaren über Wasser, die in den letzten Jahren immer mehr Stunden arbeiten mussten (so dass man weniger Lehrer fest anstellen musste).
Welt online vorgestern: Deutschland muss dramatischen Lehrermangel fürchten, auch wenn es da um die ganze BRD geht und nicht um Bayern. Eine Forderung von dort muss man unterstützen: dass Länder nicht mehr im Schweinezyklus anstellen – alle paar Jahre jeden Kandidaten, ob gut oder schlecht, und dann wieder alle paar Jahre keinen, egal wie gut.


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3 Antworten zu „Pressemitteilung zu Lehrerstellen“

  1. Und uns Lehramtsstudenten wird seit dem ersten Semester gesagt, dass wir sowieso alle für HartzIV studieren. Ungefähr in der Direktheit.
    Die Prognosen gibt es stets auf der KM-Homepage und sie sind durchaus den Studenten und Referendaren bekannt, was nicht sonderlich zur Motivation beiträgt.
    Dass Ethik in Bayern keine große Rolle spielt, sieht man übrigens auch schlicht daran, dass es nicht als Unterrichtsfach (am Gymnasium zumindest) zählt, sondern nur als Drittfach, man kann also nur mit Ethik/Philosophie erweitern, was im Übrigen nicht wenige machen, bzw. planen.
    Interessant finde ich diesen niedrigeren Stellenwert von Ethik vor allem, wenn ich auf meine eigene Schulzeit sehe, wo es einen GK evangelische Religion gab, zwei für katholische Religion und zwei für Ethik, ergo mehr Schüler, die in Ethik unterrichtet werden mussten als in evangelischer Religion. Ersteres zählt nicht als Unterrichtsfach, Letzteres schon.

  2. kecks

    …Bayern und Ethik. Immerhin muss man jetzt nicht mehr nachmittags nachsitzen, um in den Genuss der Vermeidung des katholischen oder evangelischen Unterrichts zu kommen (das war in den 90ern noch Usus!).

    Was die Lehrämter angeht: Momentan erweitern alle wie wahnsinnig. Ich bin mal gespannt, wieviele Leute ein akzeptables Exmaen in drei Fächern packen.

  3. Sabine

    Wenn man an einer Februar-Seminarschule arbeitet, ist die kollektive Einstellungssituationsverzweiflung ein ebenso fester Bestandteil des Schuljahres wie das Skilager der 6. Klassen. Jedes Jahr kommt eine neue Posse für den Geschichtenfundus dazu, die nur deswegen nicht lustig ist, weil Existenzen auf dem Spiel stehen.

    Am Ministerium haben sie auf den Klos wahrscheinlich die Spiegel abgeschraubt, damit die Herren und Damen dort sich nicht mehr selbst in die Augen schauen müssen.

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