Am Anfang des Jahres wird der Stundenplan gemacht und meist noch ein- oder zweimal im Jahr aktualisiert. An dieser Aufgabe war ich die letzten fünf oder sechs Jahre beteiligt, das macht Spaß, ist viel Arbeit, kostet die letzte Ferienwoche und Nerven. Aber man lernt viel über den Schulbetrieb und die Kollegen. Trotzdem bin ich froh, dass diese Aufgabe ab dem kommenden Schuljahr von jemand anderem übernommen wird.
Eine verwandte Aufgabe ist der Vertretungsplan. Wenn jemand krank wird, auf einer Exkursion ist, wenn das Kind krank ist oder man aus anderen Gründen nicht zum Unterricht kann, dann muss eine Vertretung gefunden werden, Stunden verschoben oder getauscht werden. Die jüngeren Schüler werden beaufsichtigt, ältere Schüler kann man alleine lassen (meist ab der 10., denkbar auch ab der 9. Klasse; vermutlich entscheidet das das Schulforum, ich müsste nachschauen). Am besten ist als Vertretung natürlich ein anderer Lehrer der Klasse, der dann Unterricht machen kann; notfalls wird aber auch irgendwer in die Klasse geschickt. Dazu sind für die einzelnen Stunden des Tages Präsenzdienste eingerichtet, die als erste dafür herangezogen werden.
Manche Vertretungsstunden laufen sinnvoll ab, andere weniger; ob der Wunsch des Kultusministeriums, man möge doch bitte Verkehrserziehung machen, noch gilt, weiß ich nicht.
Früher ging das Vertretungsplanen bei uns von Hand. Alle Informationen über Lehrer, Klassen und Räume steckten an einer Tafel an der Wand. Das sah so aus:

Es erforderte viel Übung, alle Daten und Änderungen im Kopf zu behalten. Könnte ich nie. Inzwischen machen wir das, ähnlich wie den Stundenplan selber, mit einem Programm (dem Marktführer, glaube ich). Das macht das ganze viel einfacher und erlaubt das Jonglieren und Verschieben auch über mehrere Tage hinweg.
Warum ich das schreibe: Unsere Obervertretungsplanung ist diese Woche auf K12-Kursfahrt. Die mögliche Stellvertretung ebenfalls. (Der inzwischen designierte Nachfolger auch.) Damit das überhaupt ging, habe ich vor einem halben Jahr gesagt, dass ich schon mal für eine Woche das Vertretungsplanen übernehmen könnte.
Und das mache ich nun.
Um halb sechs stehe ich jeden Tag dieser Woche auf, so dass ich kurz nach sieben an der Schule bin. Rechner anschalten, Fenster öffnen. Dann warte ich auf die Anrufe mit Krankmeldungen, die alle so ab 7.15 Uhr kommen sollten. Ich füttere den Rechner mit den Änderungen, und er hilft mir dabei, Vertretungen zu planen. Deswegen bitte nicht erst nach 7.30 Uhr anrufen. Denn die Listen mit Änderungen sollten sinnvollerweise vor Unterrichtsbeginn ausgehängt werden. (Nächstes Jahr, neue Schule: Ausgabe auf Monitore in der Pausenhalle.)
Viele Lehrer schaffen das.
Ganz vertraut mit dem Programm bin ich noch nicht; eine Woche Einweisung musste reichen. Ich kann Lehrer krank melden und deren Stunden sinnvoll vertreten. Aber wie man Räume oder Stunden tauscht, das weiß ich noch nicht. Deswegen war auch ein Zettel am schwarzen Brett: Sonderwünsche bitte im Voraus mir mitteilen; Herr Rau, der mich freundlicherweise vertritt, ist nicht so sicher im Umgang mit dem Programm.
Viele Lehrer schaffen das.
Es macht Spaß. Ich sitze allein in einem Büro, trinke Kaffee, laufe Leuten hinterher und nehme Anrufe entgegen. Fast so, als hätte ich etwas Anständiges gelernt. Heute musste ich auch schon etwas unterschreiben, weil ich mit dem Vertretungsamt anscheinend auch andere Aufgaben übernommen habe.
Und die Kollegen… manche denken sehr selbstständig mit, wenn es um Verbesserungsvorschläge für sie geht. Ich schimpfe außerdem mitunter in mich hinein, weil manches einfacher wäre, wenn ich es zwei Tage früher gewusst hätte. Allerdings kann ich mich da überhaupt nicht ausnehmen: Oft genug habe ich Termine ganz vergessen oder erst am Vortag darauf hingewiesen. Es wäre wirklich praktisch, wenn jeder mal jeden Job machen könnte*; ich glaube, es liefe manches viel runder.
* wie bei Jorge Luis Borges‘ „Lotterie in Babylon“
Schreibe einen Kommentar