Schon wieder nur ein Rückblick

Ich habe wohl viel zu tun: ich würde gerne bloggen, komme gerade aber nicht dazu. Gestresst fühle ich mich nicht, will heißen: die üblichen Stress-Faktoren (Arbeit, Weihnachtsgeschenke) führen nicht zu einem Gefühl der Überlastung. Aber ich reihe meine Arbeiten in eine schöne Prioritätswarteschlange ein, grob weiß ich auch, was ich wann mache, am Montag dürfte die Liste nur noch sehr kurz sein. Ich nehme mir weiter viele Ruhepausen, hauptsächlich in Form von Lesen und Kaffeetrinken in Freistunden in der Schule. Und arbeite nie nach halb acht abends, ich weiß nicht, wie Kollegen das schaffen, da noch zu korrigieren oder was auch immer. Dafür habe ich zum ersten Mal seit vielen Jahren eine Klausur nicht in der vorgesehenen Zeit korrigiert und zurückgegeben. Ging nicht anders. (Allerdings bin ich einige Male um fünf aufgestanden.)

Erste Meldung heute morgen: Yahoo schließt wohl Delicious. Ernsthaft? Yahoo mag ich nicht besonders, die Mailinglisten dort sind sehr praktisch, ansonsten interessiert mich nichts an Yahoo. Bei Delicious bin ich schon, bevor es von Yahoo gekauft wurde, und Delicious werde ich vermissen. Delicious verwaltet meine Lesezeichen im Browser: sie sind zentral gespeichert, ich muss mich nur von jedem beliebigen Browser aus bei Delicious einloggen und kann auf meine verschlagworteten Lesezeichen zugreifen. Das allein bieten andere Dienste auch. Ausschlaggebend für Delicious war für mich das schöne Firefox-Plugin: die üblichen Browser-Lesezeichen benutze ich fast gar nicht mehr, sie werden ersetzt durch die ganz genauso zu bedienenden Delicious-Lesezeichen. Ich will ja nicht nur an meine Lesezeichen herankommen, ich will sie vor allem mit ganz wenig Tastendrucken erreichen können. Wer da eine Alternative weiß, würde mich freuen.

Serverausfall an der Schule führte zu Unterrichtsausfall bei mir, weil ich mich darum kümmern musste. Viel mehr als Systembetreuer anrufen, herumlaufen, Schlüssel holen, Serverraum aufsperren konnte ich nicht tun – aber Telefon, Server und Schlüssel sind an den drei so ziemlich entgegengesetztesten Ecken der Schule. Und dann habe ich den Server angeschaut und siehe! er lief schon wieder, und dann wieder die Clients anschauen und siehe! sie konnten auf ihn zugreifen. Aber bestimmt heißt es dann wieder, Herr Rau hat den Server repariert.

Siebtklässler hat mir lustigen Trick gezeigt. Wir haben im Computerraum eine Software, mit der man die Schülerrechner ein wenig fernsteuern kann. Nutzbar ist eigentlich nur die Funktion, bei denen man die Monitore der Schüler quasi ausschalten kann. Das heißt, ausgeschaltet werden sie nicht, es werden nur ein Logo und ein Schriftzug eingeblendet, auf dem etwa steht: “Die Lehrkraft hat den Rechner eben gesperrt. Deshalb könnt ihr gerade nicht arbeiten” oder so ähnlich. Ganz schwarzer Hintergrund, weiße Schrift. Aber hauptsächlich schwarz, das ganze. Der Siebtklässler hat von dieser Meldung einen Screenshot gemacht und als Desktophintergrund eingestellt. Da auf dem Desktop ohnehin keine Icons sind, fällt das nicht auf und die Signalwirkung dieser Nachricht geht beim Lehrer sofort ins Hirn – unerfahrenere Kollegen kann man damit bestimmt gut foppen. (Überhaupt, Computer ermöglichen ganz neue Arten von Streichen. Klar gibt es da auch eine Grenze zum Vandalismus, die man nicht überschreiten darf, aber das gilt für alle Streiche.)

Fußnote aus dem Englischunterricht, 7. Klasse – wann immer King Arthur und die Tafelrunde dran kommen, immer daran denken, Monty Python zu zeigen, zum Beispiel das hier:

https://www.youtube.com/watch?v=dhRUe-gz690

Lockert das Martialische etwas auf und ist ein schöner Redeanlass.

Was noch? Die Neufassung des Jugendmedienschutzstaasvertrags ist überraschend gescheitert. Nachdem die Regierungskoalition in NRW sich wohl erst enthalten wollte – schöne Regierung, so etwas – hat ausgerechnet die CDU angekündigt, dagegen stimmen zu wollen, und am Ende waren sie dann alle dagegen, vermutlich auch noch schon immer.
Jugendmedienschutz ist wichtig, aber eben am liebsten über den Weg der Jugendmedienerziehung.

Und dann war ich gestern noch bei einem Bewerbungsgespräch. Für einen gestandenen Beamten wie mich ist das schon eine Herausforderung, überhaupt mal einen Lebenslauf zu schreiben. Ich musste mir erst einmal heraussuchen, was ich wann mal geworden bin oder gemacht oder veröffentlicht habe. In Zukunft: alles immer brav und gleich aufschreiben, auch wenn man für den jeweiligen Lebenslauf dann gar nicht alle Punkte aufnimmt. Hätte ich den Lehrerblog des Jahres 2009 aufnehmen sollen? Mein Blog selber habe ich genannt, da steht ja auch alles mögliche über mich drin, was einem Arbeitgeber hilft, sich ein Bild von mir zu machen, beruflich und privat.
Überhaupt, so ein Blog: schon hilfreich. Einige Fragen, die im Interview gestellt wurden, hatte ich bereits so oder so ähnlich in meinem Blog für mich beantwortet, hatte mir schon einmal schriftlich dazu Gedanken gemacht (und Rückmeldung in den Kommentaren dazu erhalten). Es fällt leichter, zu etwas Stellung zu nehmen, wenn man schon einmal darüber nachgedacht hat, und wenn ich auch privat ein nur mäßig analytischer Mensch bin – im Zuge meines regelmäßigen Bloggens kommen schon einige Gedanken zusammen.

(Was das für ein Interview war, wie es lief, wie meine Chancen stehen, wieviel Angst ich vor der eigenen Courage zu haben brauche – alles später mal, wenn sich das gesetzt hat.)


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Kommentare

3 Antworten zu „Schon wieder nur ein Rückblick“

  1. Till

    Monty Python ist natürlich klasse – aber die etwas fortgeschritteneren Schüler würde ich dann doch eher an Black Adder heranführen. Denn Monty Python lernt man ohnehin irgendwann einmal kennen, was bei Black Adder nicht unbedingt der Fall ist. Und der englischen Sprachfertigkeit ist das perfekte Oxford English Rowan Atkinsons auf jedenfall zuträglich.

    PS: Über die “erdstrahlenfreie Website” habe ich sehr geschmunzelt…

  2. Ja, Monthy Python kannten sogar einige der Siebtklässler schon. Black Adder mag ich sehr, insgesamt und vor allem die vierte Staffel. In der Schule habe ich die aber noch nie eingesetzt, glaube ich. (Fawlty Towers schon, ebenso Rowan Atkinson live.) Müsste aber schon gehen.

  3. […] Herr Riecken hat genau wie der Herr Rau vor einiger Zeit bald ein Bewerbungsgespräch. Der Lebenslauf ging mir im Gegensatz zu ihm recht […]

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