Das Onlinezugangsgesetz verpflichtet Bund, Länder und Gemeinden, bis spätestens Ende 2022 Dienstleistungen auch online anzubieten. Damit das sicher geht, braucht es eine Art Online-ID. Deswegen gibt es das Nutzerkonto Bund (NKB), auch BundID genannt, an dem sich verschiedene Bundesländer beteiligen. Bayern bietet stattdessen die BayernID an. Im Techniktagebuch habe ich vor einer Weile darüber geschrieben, wie ich an meine BayernID kam.
Hier will ich noch einmal aus anderer Perspektive festhalten, wie ich glaube, dass das funktioniert. Denn der Prozess ist alles andere als selbsterklärend. Ja, wenn man mal durchgestiegen ist, dann ist das schon klar. Aber es ist wie bei Kochrezepten: Wenn man kochen kann, ist es leichter, auch bei schlecht geschriebenen Kochrezepten – und davon gibt es etliche im Web – herauszufinden, was eigentlich gemeint ist. Manchmal reicht ein schlecht gewählter Begriff, um mich durcheinander zu bringen.
Die BayernID verwaltet man hier: https://bayernid.freistaat.bayern
Verschiedene Zugänge
Es gibt verschiedene „Zugänge“:
Ihre Registrierung können Sie entweder mit Benutzername/Passwort, mit dem ELSTER-Zertifikat oder mit der eID-Funktion Ihres Personalausweises, Ihres elektronischen Aufenthaltstitels oder Ihrer eID-Karte vornehmen. Weiterhin ist eine Registrierung mit einem eID Mittel der EU Staaten (europäischen eID) ebenfalls möglich.
Das heißt, man kann sich auf verschiedene Weise anmelden. Man kann sich einfach mit Benutzernamen und Passwort registrieren! Das klingt erst einmal schön. Aber mit dieser Zugangsmöglichkeit kann man noch nicht viel machen, außer das interne Postfach aurufen, glaube ich. Das ist die BASISREGISTRIERUNG. Die reicht nicht.
Wenn man die Steuer digital mit Elster online macht, hat man ohnehin ein Elster-Zertifikat. Man kann auch damit einen Zugang anlegen. Damit ist die Vertrauensstufe bereits SUBSTANTIELL. Vermutlich geht damit mehr, aber auch diese Stufe reicht nicht.
Man kann auch einen Zugang für den Personalausweise mit eID-Funktion (haben sie alle, und ein paar andere Dokumente auch) anlegen. Das „man kann“ ist in Wirklichkeit ein „man muss“. Nur mit dieser Art der Anmeldung ist die Vertrauensstufe HOCH.
Einen neuen Zugang legt man dort an, indem man „Weiteren Zugang hinzufügen“ auswählt. Am Ende des darauf folgenden Vorgangs steht ein Knopf, beschriftet mit „Weiteren Zugang hinzufügen“ – damit ist aber gemeint, den Zugang hinzufügen, den man gerade anzulegen fast abgeschlossen hat. Verständlicher wäre ein: „Diesen Zugang jetzt hinzufügen.“ (Ministichprobe, aber ich konnte zusehen, wie Frau Rau, der ich den Vorgang zeigte, bei genau den gleichen Stellen verunsichert war, bei denen ich das auch gewesen war.)
Typischer Einsatz
Führerscheintausch. Der geht bei der örtlichen Behörde dann vollständig von zuhause aus. Man muss hochladen:
- Foto vom Personalausweis
- Foto vom Führerschein, hinten und vorne (auch das irritierend: ich habe noch den alten grauen Lappen, da gibt es kein hinten und vorne)
- Foto von der eigenen Unterschrift
- Foto von einem Ausweisfoto
- (nicht hochzuladen, oder vielleicht doch, aber jedenfalls anderes Thema, ist die „Karteikartenabschrift“der den Führerschein ursprünglich ausstellenden Behörde)
Wie das genau geht, hängt von der jeweiligen Behörde ab, das unterscheidet sich also, und ist sicher manchmal besser und manchmal schlechter geregelt. Die Münchner Seiten sind dezidiert fürs Handy optimiert, aber geht schon. So oder so ist die Voraussetzung dafür jedenfalls die Anmeldung mit der BayernID. Die ist das eigentlich tückische.
Der wichtige Zugang, der mit dem Ausweis
Für den Führerscheintausch muss man sich mit dem Personalausweis anmelden können, also den Zugang über diesen registriert haben. Wie überhaupt für alles wichtige. Das geht einfacher, wenn man nur am Handy arbeitet. Aber wer macht das schon? Junge Leute wahrscheinlich, aber die müssen doch eh noch keinen Führerschein tauschen.
Um den Ausweis-Zugang anzulegen, braucht man:
- Den Personalausweis
- Den mit diesem Ausweis verbundenen PIN-Code
- Ein passendes Kartenlesegerät
Den PIN-Code hat man per Post gekriegt, bevor man sich den neuen Ausweis bei der Behörde abholt. Und zwar gibt es eine „Transport-PIN“ aus fünf Ziffern, den man zur ersten Anmeldung verwendet, den man dann aber durch den eigentlichen Code aus selbstgewählten sechs Ziffern ersetzt. (Man kann diese eigentlichen PIN aber auch bei der Abholung des Ausweises erstellen, falls man meint, die Transport-PIN verloren zu haben. Und wenn man nichts hat, kann man sich eine neue PIN schicken lassen, die kommt dann von der Bundesdruckerei und nur persönlich gegen Ausweis per Post.)
Das passende Kartenlesegerät: Hat man natürlich nicht. Glücklicherweise kann man das Smartphone als Kartenlesegerät verwenden. Dazu muss die NFC-Funktion beim Smartphone eingeschaltet sein, das ist die, die man auch verwendet, um mit dem Smartphone zu bezahlen.
Das reicht aber noch nicht, man braucht auch die passende App dazu, die dann mit Hilfe der NFC-Funktion den Ausweis ausliest. Zum Zahlen mit dem Smartphone braucht man ja auch die passende App. Die heißt „AusweisApp2“, und es gibt sie bei Google Play für Android und im AppStore für IOS. Jetzt kann das Smartphone den Personalausweis lesen, das kann man mit der App auch überprüfen und sich freuen, dass das wirklich funktioniert. Der Ausweis möchte dabei aber recht genau unter dem Gerät platziert werden, also notfalls etwas juckeln.
Jetzt könnte man vermutlich schon loslegen – wenn man am Smartphone arbeitet. Aber wer tut das schon, siehe junge Leute oben. Ich jedenfalls arbeite am Rechner. Also muss man am Rechner ein Programm installieren, das ebenfalls AusweisApp2 heißt. Das gibt es für aktuelles Windows und MacOS. Kein explizites Linux. Das installierte Programm startet man, und man startet das gleichnamige Programm auf dem Handy, schaltet in der Handy-App den Fernzugriff ein und muss jetzt die Handy-App mit der Rechner-App koppeln. (Hoffentlich hat man überall Bluetooth eingeschaltet. Oder läuft das nicht über Bluetooth? Ich weiß es nicht, finde dazu auch nichts in der Anleitung. Die könnte man natürlich auch lesen.) Wenn die Geräte einmal gekoppelt sind, muss man das nicht wiederholen. Aber man muss jedesmal, wenn man von einer Webseite wie der Führerscheinstelle dazu aufgefordert wird:
- am Handy die App starten und Fernzugriff einschalten
- am Rechner die App starten
- den Ausweis unter das Handy legen
- den sechsstelligen Code eingeben
Und das Setup sollte man so liegen lassen, weil man im Verlauf des typischen Online-Behördengangs zumindest bei meinen Versuchen mehrfach den Code eingeben muss.
Im Nachhinein
Im Nachhinein ist das alles schon verständlich. Wenn ich nur mal die per E-Mail angekündigte Behördennachricht lesen will, dann möchte ich nicht den Anmeldezirkus mit Elster-Zertifikat oder gar Ausweis machen, da bin ich froh, dass es die rasche Anmeldung über Benutzernamen und Passwort gibt. Wenn ich den Führerschein tauschen will, muss ich meine Identität mit höherer Sicherheit bestätigen, also mit dem Ausweis. Und da brauche ich als Lesegerät das Handy. (Und PIN.) Und dafür brauche ich die App, und NFC. Und damit ich von Windows aus das Handy benutzen kann, müssen die miteinander reden, also brauche ich auch da eine App. Und ich muss die beiden Apps irgendwie miteinander koppeln, damit die überhaupt von einander wissen.
Und dennoch. Sprache und Interface hätte man verbessern können. (Tutorial-Level so wie bei Spielen?) Ob es darüber hinaus Vereinfachungsmöglichkeiten gibt, kann ich schlecht beurteilen.
#NFC #Bluetooth #Appstore #PIN #Koppeln #Puh
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