Gestern mit dem Unikurs und Unikollegen am Gymnasium Pullach gewesen, wo der Systembetreuer uns das Rechnernetz und die Software an seiner Schule gezeigt hat. Toll. Also, im Prinzip so ähnlich wie bei uns, nur mit kürzeren Wegen, und vor allem WLAN im ganzen Schulbereich. Die Kabel durch unterirdische Heizungsgänge verlegt, dass man sich vorkommt wie bei Die Hard.
— Am Tag davor war der Schulleitungsstellvertreter bei mir im Unterricht, Stunde beobachten. Das muss nämlich sein, früher dreimal, jetzt eventuell nur zweimal alle vier Jahre, im sogenannten Beurteilungszeitraum. (Steht alles irgendwo im Blog hier noch von den letzten Beurteilungszeiträumen.) Das war eine Informatikstunde, und da es gefühlt niemanden an meiner Schule gibt, der sich irgendwie dafür interessiert, was ich in Informatik mache oder auch nicht mache, nutzte ich die Gelegenheit, meinem unfreiwilligen Zuhörer danach mein Konzept und meine Planung und überhaupt alles mögliche zu erklären.
Eine Fußnote zum Beurteilungszeitraum, mit der ich beizeiten meine Schulleitung erschrecken möchte: „(Teil-) Abgeordnete Lehrkräfte werden im Einvernehmen mit der aufnehmenden Schule oder Behörde beurteilt. Im Fall der (Teil-) Abordnung oder Beurlaubung zu einer Dienststelle eines anderen Dienstherrn oder einer Privatschule erfolgt die Beurteilung im Benehmen mit der aufnehmenden Stelle.“ (Verkündungsplattform) Im Benehmen heißt: die andere Stelle muss gehört werden, im Einvernehmen: man muss sich einig sein. Ob das irgendwer weiß?
— Andere Bundesländer haben Sommerferien, meine Blog-Besucherzahlen treten in die jährliche Flaute ein. Ich bin zwar noch nicht wirklich ferienreif, habe aber schon das Aufräumen aufgegeben: bis Pfingsten hab eich Papiere gleich gescannt, eingeordnet oder weggeworfen, jetzt liegt einfach alles auf einem Stapel, der bis zum Ferienanfang wachsen darf.
— Letzte Woche waren die mündlichen Abitur-Ergänzungsprüfungen, kommende Woche geht es weiter. Das sind die Prüfungen, die man ablegen muss, wenn man im Abitur zu wenig Punkte erreicht und also nicht bestanden hat. Dann kann je nach Situation die mündliche Prüfung noch ein paar Punkte bringen; man kann sie auch freiwillig zur Punkteverbesserung ablegen, theoretisch kann sich die Note dadurch aber auch verschlechtern. Die LEV hat laut dieser Pressemitteilung erfahren, dass es dieses Jahr besonders viele Schüler sind, die in die Ergänzungsprüfung müssen, die also mindestens vorerst ihr Abitur nicht bestanden haben.
Wenn das bayernweit so sein sollte, würde mich das nicht wundern. Kultusminister Spänle sagt zwar, „dass viele Schüler die Nachprüfung als Chance genutzt haben, ihren Abiturschnitt noch zu verbessern,“ aber das kann ich mir so recht nicht vorstellen.
Die LEV nennt auch eine nachvollziehbare Ursache für die große Zahl an Ergänzungsprüfungen, wenn es sie denn gibt: In der Oberstufe zählen im G8 die kleinen Leistungserhebungen insgesamt ebenso viel wie die Semester-Klausur. In der Unter- und Mittelstufe ist das anders, da zählen die Entsprechungen zur Klausur insgesamt doppelt. Und im Abitur wird in Deutsch und Mathematik nur schriftlich geprüft. Wer also mit mündlichen Dreiern und schriftlichen Fünfern erfolgreich durch die Oberstufe laviert, wird auch beim Abitur schriftliche Fünfer kriegen.
In dieser Rechnung habe ich – eben so wie die LEV – „kleine Leistungserhebung“ mit „mündlich“ gleichgesetzt. Tatsächlich gehören zu den kleinen auch schriftliche Prüfungen; tendenziell sind es aber doch Ausfrage- und Mitarbeitsnoten. Und die fallen historisch immer besser aus als die schriftlichen. Deshalb wurde die 1:1-Regelung ja auch eingeführt, und an der möchte die LEV nicht rütteln, weil „diese Regelung […] die Antwort auf die Herausforderungen [ist], die die heutige Zeit an unsere Kinder stellt.“ Aber ich vermute eher, dass es daran liegt, dass die Noten dadurch besser werden. Richtig transparent sind mündliche Noten jedenfalls selten.
Wie geht man jetzt damit um, dass es so viele Schüler gibt, die zur Ergänzungsprüfung müssen? Ein Lösungsvorschlag der LEV: Nicht mehr Stunden Deutschunterricht, aber mehr Aufsätze schreiben. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Deutsch ist im G8 arg beschnitten, was die Stundenzahl betrifft, und das wirkt sich aus. Aber mehr Aufsätze können nicht schaden. Nur: Wer soll die korrigieren? So nebenbei lässt sich das nicht machen.
Was mich viel mehr interessiert: Warum war das beim letzten Jahrgang anders? Was haben wir Lehrer da richtig gemacht und diesmal falsch? Oder: was haben die Schüler da richtig gemacht und diesmal falsch? Wenn man jetzt etwas dran ändert, muss man nicht rückwirkend die Abischnitte der letzten Jahre raufsetzen?
— Ansonsten bei Stefan Niggemeier lesen, wie viel Bild das Urheberrecht wert ist: nichts. Da sagt der stellvertretenden Bild-Chefredakteur: Wer ein Bild ins Internet stellt, muss damit rechnen, dass Bild es nimmt und ungefragt und unerlaubt veröffentlicht, weil der wollte es ja nicht anders. Und selber ein Leistungsschutzrecht für sich reklamieren. Unfassbar.
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