Aus Gründen war eine kleine Schachtel Pralinen in meinem Fach in der Schule gelandet, und weil ich die nicht alleine essen wollte, habe ich sie an die Theke im Lehrerzimmer zu den dort wartenden Kollegen gebracht. Die haben nicht speziell auf Pralinen gewartet, sondern einfach nur so. „Wie kommt’s?“, fragten die Kollegen. „Ihr wisst doch, dass ich befördert worden bin, da wollte ich was springen lassen.“ Gelächter.
Das war ein in der Situation sehr lustiger Witz, finde ich. Also: Ja, ich bin seit einem guten Monat Studiendirektor, StD, oder, um es direkt zu sagen, Besoldungsgruppe A15. (Das wussten die Kollegen.) Und es ist da üblich, etwas mehr zu spendieren als ein bisschen Schokolade. Das kommt auch noch.
A15: Das ist man sonst als verbeamteter Chefarzt oder Fregattenkapitän. Am Gymnasium wird man das, wenn man ein paar Jahre Aufgaben am Kultusministerium oder ISB erledigt, Stellvertreter der Schulleitung ist oder Mitarbeiter im Direktorat, oder wenn man lange genug auf einer anderen Funktionsstelle sitzt. Wie lange man im letzteren Fall auf die Beförderung wartet, hängt von der Wertigkeit der Funktion ab und – noch viel mehr – von der Beurteilung, die man regelmäßig alle vier Jahre erhält. Aus all diesen Daten errechnet sich das sogenannte fiktive Beförderungsdatum. Das liegt meist etliche Jahre in der Zukunft, kann aber auch mal in der Vergangenheit liegen. Alle Leute mit gleichem fiktiven Beförderungsdatum werden gleichzeitig befördert, und zwar zu dem Zeitpunkt, an dem genügend Stellen für die ganze Kohorte freigeworden sind.
Sein fiktives Beförderungsdatum kann man bei der Schulleitung erfahren, der Bayerische Philologenverband bietet seinen Mitgliedern auch eine Excel-Datei zum Herunterladen an, mit denen man es errechnen kann. (Der Hauptpersonalrat macht dieses Angebot nicht, dabei würde ich mir das von denen erwarten.) Da kann man auch mal vergleichen, ob die Daten überall aktuell sind.
Wie gerecht ist dieses System? Ich kann grundsätzlich mit der Tatsache leben, dass es an unterschiedlichen Schularten – Grund-, Mittel-, Real-, Förderschule, Gymnasium, und was es noch gibt – unterschiedliche Besoldungsgruppen gibt. Angebot und Nachfrage und Qualifikationen bestimmen das Gehalt, nicht die Menge an Arbeit. Wenn man bezahlen würde danach, wie viel oder schwer Leute arbeiten, dann wären wir in einem anderen System. Aber dass ich so viel verdiene wie die Schulleitung einer Realschule oder mehr (glaube ich) als die Schulleitung einer Mittelschule – das kann eigentlich nicht sein.
Dass überhaupt manche Lehrkräfte am Gymnasium Studiendirektoren werden und andere nicht, halte ich für schwierig. Man wird es jedenfalls nicht dadurch, dass man eine gute Lehrerin oder ein guter Lehrer ist. Das fände ich besser. Man wird es dann, wenn man einen aus einer begrenzten Menge an Jobs übernimmt, von denen manche viel mehr und andere viel weniger Arbeit machen. Und in einem Lehrerkollegium wird sehr genau darauf geachtet, welche Jobs wann frei werden und wer sich darauf bewerben wird. Wenn man Pech hat, gibt es auf absehbare Zeit keine solchen Posten. Dann muss man sich wegbewerben, wenn man nur wüsste, wohin.
Gerechter fände ich es, solche Jobs auf Zeit zu vergeben, mit finanziellem Bonus, aber ohne Relevanz für eine Beförderung. Aber klar: Schulpolitisch sehe ich es ein, wenn man versucht, am Gymnasium diese Beförderungsstellen (die dem Finanzministerium wohl schon lange ein Dorn im Auge sind) zu erhalten, irgendwie.
Trotzdem freue ich mich natürlich. Jetzt muss ich aber auch mehr arbeiten, damit ich das wirklich verdiene.
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