Ich bin jetzt auch schon 53, immer mehr Verwandte sind immer öfter im Krankenhaus. Ein Kollege an der Uni starb in den letzten Monaten; eine Kollegin an der Schule. Ich bin ein bisschen niedergeschlagen, lese wenig, blogge wenig. Und das Handgelenk tut mir weg. Habe schon Sehnenscheidenentzündug und Karpaltunnelsyndrom gegoogelt, klingt nicht danach; mehr googeln will ich nicht.
Ich ziehe um, nur ein bisschen. Das ist Anlass, auszumisten, zu entrümpeln, wie manche Leute bei Lehrplänen gerne sagen. Ich habe jetzt nur noch vier Papier-Ordner mit Schulmaterial, davon 2 1/2 mit Unterlagen aus meinem Informatikstudium. Die alten Uni-Ordner bleiben unangetastet; Kontoauszüge und Bezügemitteilung kriege ich schon lange digital – die alten (März 1996) sind bereits digitalisiert, müssen jetzt nur noch vernichtet werden. Schulmaterial und Schulbücher habe ich noch zu viele, und dann sind da die anderen Bücher.
Im Moment wächst ein großer Stapel Bücher (deutsch, englisch) auf einem kleinen Schrank im Wohnzimmer. Zwei große Pakete sind schon hinaus an interessierte Kreise. Der Rest kommt zu Oxfam, einige Bücher kommen zum Altpapier. Bei den CDs und DVDs muss ich vielleicht doch mal dieses Momox ausprobieren.
Hier ist eine besonders schöne Lücke entstanden:

Da war mal eine Serie, 80 Taschenbücher, die jetzt in bessere Hände kommen. Ich habe den Vergleich schon einmal gebracht: So wie man – in amerikanischen Fernsehserien – Kinder über den Tod eines Haustiers mit der frommen Lüge täuscht, das Haustier sei auf eine Farm gebracht worden, wo es es jetzt viel besser habe – nun, sagen wir, die Farm hat auch eine Bibliothek, und die Leute auf der Farm freuen sich jetzt über die vielen Bücher.
Tatsächlich kommen die 80 Bände nicht auf die Farm, sondern werden für, uh, wissenschaftliche Experimente zur Verfügung gestellt. Die Forschung interessiert dafür, will sie scannen, und dazu wahrscheinlich aufschneiden. Ist in Ordnung. Godspeed.
Ich finde das tatsächlich in Ordnung. Ja, wenn ich einen Bauernhof hätte, und eine übrige Scheune, vielleicht, da würde ich wahrscheinlich alle Bücher aufheben. Und alle angefangenen Serien zu Ende sammeln. Und alle Serien sammeln, die ich noch nicht zu sammeln angefangen habe. Aber so oder so ist mir ist seit 25 Jahren klar, dass das im doppelten Sinn varnde guot sind, irdische, vergängliche Güter – nicht nur ich kann sie nicht mitnehmen nach meinem Tod und muss sie zurücklassen, auch niemand anderes wird sie nach meinem Tod haben wollen. (Ein Freund war quasi Zeuge, wie Wolfgang Jeschkes Stadel voller Bücher nach dessen Tod aufgelöst wurde. Man möchte seufzen.) Sie sind auf eine gewisse Weise, dem Wortsinn nach oder vielleicht auch nicht dem Wortsinn nach, wert-los.
Andererseits erinnere mich da an eine Zen-Parabel, oder war es doch aus dem Großen Buch der Kinderwitze? Ich weiß es nicht mehr, jedenfalls: „What is the most priceless thing in the world? A dead dog, because nobody can tell its value.“ Im Original deutsch, englisch, übersetzt? Ich weiß wirklich nicht mehr, wo ich das her habe, und wüsste es gerne, weil auch Gedanken etwas sind, die ich gerne aufhebe und sortiere. (Nachtrag: Es war der Kopf einer toten Katze, kein Hund! Und damit findet man die Geschichte schnell.)
Vom zwanghaften Horten bin ich noch entfernt, möchte aber nicht verschweigen, dass in meinem Zimmer etwa 28 Kartons mit Comics versteckt sind. Es könnten ein oder zwei mehr sein, ich habe Angst, unter mein Bett zu schauen.
Gerade bei Momox getestet, wieviel meine Sachen wert sind: Schwankt so zwischen 15 Cent und „Diesen Artikel kaufen wir aktuell leider nicht an“ – lauter tote Hunde. Aber gut, vieles hat gar keinen Barcode, der sich einscannen ließe.
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