Homöopathie, Bildung und Humor

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Der geschätzte Kollege fragte heute früh auf Twitter:

https://twitter.com/Tob_Sch/status/1468097498304630786

Ich bot eine kurze Antwort an: „Lerntypen“, weil ich ja brav mitspielen will und die Humbug sind, aber der Glaube daran weit verbreitet ist.

(Es ist eine schwierige Sache mit der Metaphorik. Mein Lieblingsbeispiel ist „Ray Bradbury ist der Louis Armstrong der Science Fiction“, ein Zitat von Kingsley Amis, das zumindest früher auf den Bradbury-Bänden im Diogenes-Verlag auf der Rückseite stand. Amis hat das allerdings im Originalzusammenhang anders und weniger lobend gemeint, als man zuerst vermutet.)

Denn eigentlich sah ich die Parallele ja anderswo, nämlich im Begriff der „zeitgemäßen Didaktik“. Zumindest schien mir das lustiger, und ich hatte die Frage ja als lustig verstanden. Was jeweils unter zeitgemäßer Didaktik verstanden wird, weiß ich nicht, ist wohl auch unterschiedlich, es ist wohl mit „Kultur der Digitalität“ verwandt, aber mehr als nur „agile Didaktik“. Klar scheint mir nur: Noten sind schlecht, Hausaufgaben sind schlecht, Prüfungen sind schlecht, Lehrpläne sind schlecht, Schularten Gymnasium ist schlecht.

Parallelen zur Homöopathie finde ich da nämlich einige:

  • Sie funktioniert nicht (zugegeben der schwächste Punkt der Analogie, aber nicht unbedingt ein falscher).
  • Sie wird von einer kleinen, lauten Minderheit vertreten, die sich im Besitz von elitärem Wissen glaubt, das nur noch nicht zur verblendeten Mehrheit durchgedrungen ist.
  • Der Widerstand gegen Das System, und die fehlende Anerkennung durch Das System.
  • Das System wird mit Kampfbegriffen belegt wie „Schulmedizin“ auf der einen, „Frontalunterricht“ und „palliative Didaktik“ auf der anderen Seite – man sieht, mit der Medizinmetaphorik habe nicht ich angefangen. Palliative Didaktik ist das, was die Schuldidaktik treibt.
  • Der Anspruch, alle Probleme des jeweiligen Gebiets lösen zu können, und zwar nur mit der eigenen Methode.
  • Der sanfte, behutsame, fürsorgliche Gestus.
  • Und vielleicht eine ganz kleine Humorlosigkeit? Jedenfalls habe ich keinerlei Zustimmung für die fein gezogene Parallele erhalten, obwohl ich das mit der Schulmedizin und der Palliativdidaktik schon nicht uninteressant finde.

Eigentlich sympathisiere ich ja mit dem ganzen Noten sind schlecht, Hausaufgaben sind schlecht, Prüfungen sind schlecht, Lehrpläne sind schlecht. Aber die Weggefährten, die Weggefährten. Bin halt Bourgeois durch und durch, als Guter ein Feind des Besseren und so weiter.


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