Wandertag im Zoo: Kam dann doch gut an, wie immer, trotz Regen. Viele der Kinder waren noch nie oder schon lange nicht mehr dort gewesen. Die Fledermäuse sind fort, die Wölfe wurden vom Personal genau beobachtet (auf Nachfrage: der erste Tag ganz neuer Wölfe), und schön aktiv die von mir sehr geschätzten Röhrenaale:
Danach Projekttage an der Schule, Motto „Schule als Staat“. Das hatten wir schon mal, das gab es anderswo auch schon größer, dieses Jahr war aus allgemeinem Stress nur wenig davon: „Die Schüler*innen sollen einen Einblick in den wirtschaftlichen Ablauf eines echten Staates bekommen.“ Es gibt eine eigene Währung (mit Umtausch am Anfang), Geschäfte und Gehälter, einen Beamtenapparat für Polizei und Gericht. Keine Legislatur, das wäre das eigentlich Interessante gewesen, aber für zwei Tage lohnt sich das kaum – jedenfalls nicht am Ende eines solchen Schuljahrs.
Ohne Regierung kann man den Staat natürlich auch nicht stürzen, nur den einen oder anderen Bildschirm kapern:

Aber auch als Wirtschaftssimulation finde ich das Projekt bedenklich. Ressourcen sind einfach da, Strom kommt aus der Steckdose. Man könnte von den Klassen-Betrieben je nach Stromverbrauch ja auch unterschiedlich viel Steuer verlangen. Müll-Entsorgung geschieht auch automatisch, besser wäre: jeder Betrieb zahlt pro Norm-Müllsack. Gar nicht eingepreist sind Erbschaften bzw. andere Ressourcen außerhalb des Systems: Eltern backen Kuchen, der verkauft wird; Eltern transportieren mit dem Auto Limokästen. Produziert wird quasi global, nämlich im Supermarkt oder Discounter, wo man Produkte ersteht und dann weiterverkauft. Wie die Produkte in dieser Kette ursprünglich entstanden sind, das will niemand wissen.
Aber es ist das Ende eines langen und anstrengenden Schuljahrs, da darf man nicht viel erwarten. Herr Mess hat die Erschöpfung beschrieben. Das Schuljahr war wesentlich anstrengender als die anderthalb Pandemiejahre zuvor: Man hat so getan, als wäre jetzt alles wieder wie vorher, aber das war es nicht. Wesentlich anstrengender, Gründe wohl offensichtlich.
Ich flüchte mich jetzt in mein Sabbatjahr; diese Aussicht hat mir vielleicht geholfen, relativ kraftvoll zu bleiben. Aber das kann es ja auch nicht sein, dass ich freiwillig auf Geld verzichte (Sabbatjahr ist Teilzeit im Blockmodell), um Energie für die Arbeit zu tanken. Aber vermutlich reichen da schon die Sommerferien.
Nachgetragene Notizen: Nicht Kuchenverkaufprojekttage als Vorbild/Ausgangspunkt nehmen, sondern Brettspiel/Börsensimulation. Mit App dazu? Stündliche unvorhergesehene Einflüsse, Inflation, schwankende Wechselkurse, asymmetrische Ausgangssituationen? Ein Parlament obendrein. Keine Polizei, weil die im Spiel Verbrechen erfordert oder produziert. Die eigentliche Beschäftigung müsste aber wohl weiter Kuchenverkauf sein, weil nicht alle Börsenhandeln wollen.
Vielleicht ist bei nur 800 Schülern und Schülern „Schule als Staat“ nicht das richtige Modell? „Schule als bronzezeitliche Gemeinschaft“. Man könnte damit anfangen, dass das Konzept „Geld“ noch nicht eingeführt ist und man zu Tauschhandel oder zu Edelmetall ausweichen muss.
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