Zum Ende eines jeden Schuljahrs, in geringerem Maß auch auch zum Halbjahr, verlassen immer wieder Lehrkräfte das Kollegium: Bei manchen laufen Verträge aus, andere wechseln die Schule, und vor allem gehen Kollegen und Kolleginnen in den Ruhestand. Das ist sicher an jeder Schule eine mehr oder weniger große Sache. Theoretisch müssen Angehörige meiner Generation bis 67 arbeiten, man kann je nach Situation über Antragsruhestand oder Sabbatjahre schon vorher aufhören, je nach Genehmigungszustand.
Einmal habe ich die Verabschiedung eines Schulleiters miterlebt: Tagsüber eine große Veranstaltung in einer Aula (jedenfalls einer vergleichbaren Halle) mit vielen Rednern und Rednerinnen, und am Abend die Verabschiedung durch das Kollegium in Form eines Kabaretts mit Musik und anderen Einlagen. Ich gab den Teil: „Ich will einfach nur hier sitzen“ von Loriot, zwei Kollegen aus dem Direktorat saßen als „Zwei Herren im Bad“, auch von Loriot, in einer Badewanne auf der Bühne. Es existieren Videoaufnahmen, das war zehn Jahre vor Smartphones.
Und einmal wurde ein allseits geschätzter Mitarbeiter im Direktorat verabschiedet: Orchester, Reden von Schülern und Schülerinnen, von anderen ohnehin. Meistens ist das allerdings mehrere Nummern kleiner.
An meiner Schule findet das üblicher Weise im Rahmen einer mittäglichen Abschlussveranstaltung statt – gelieferte Pizza, mitgebrachte Salate, mitgebrachte Desserts. Schön dekorierte Tische. Früher auch frischer Leberkäse und Schweinebraten und Bier vom Fass, aber das ist ein bisschen im Rückgang. Dafür gab es diesmal Beerenbowle, das war gut. (Darf ich das überhaupt veröffentlichen? Wenn es mir im Rahmen meiner dienstlichen Tätigkeit bekannt geworden ist, eigentlich nicht. Ist das, obschon freiwillig, eine dienstliche Tätigkeit? Wahrscheinlich ja, aber das weiß man immer erst, wenn es einen Unfall gegeben hat und der als Dienstunfall akzeptiert worden ist.)
Manchmal sagt die Schulleitung etwas oder der Personalrat, immer haben die eine versammelte Fachschaft (Fach 1) und die andere versammelte Fachschaft (Fach 2) einen Auftritt. Der Auftritt darf nicht zu kurz sein, das hängt meist davon ab, wie lange die verabschiedete Person an der Schule war, ein wenig vielleicht auch von der Größe der Fachschaft.
Wie sehen solche Auftritte aus? Ich weiß nicht, wie das bei anderen Schulen ist. Ähnlich? Das würde mich interessieren. Es gehören nach meinem Wissen drei Elemente dazu: a) ein paar Worte, b) eine Geschenkübergabe: Verzehrbares, Bücher, DVDs, Geschenkgutscheine, Fotobücher, Unterschriebenes, Blumen und c) eine artistische Einlage, wozu gehören können:
- Gedichtvortrag, meist umgedichtet
- Liedvortrag – Kleingruppe, gerne Refrain fürs ganze Kollegium, umgedichtet; meist mit Instrumentalbegleitung
- größere Instrumentalbegleitung, schon auch mit Lied dabei, kann aber auch nur eine Cello-Einlage sein; habe schon Schlagzeug, elektrischen oder Kontrabass, akustische und Westerngitarre erlebt
- gespielte Szene, Sketch, Improtheater
- Tanzeinlage (halt so eine Art Skigymnastik; wo die hiesigen Sportlehrer den Tanz sonst scheuen wie der Teufel das Weihwasser), mit audience participation
- gerne auch auf Englisch, ein bisschen auf Französisch, im Fall von Latein müssen die lateinischen Zitate für das Publikum übersetzt werden (Quo vadis, Studienrat?)
- mit KI-Unterstützung/-Demonstration
- Nachtrag aus Kommentaren: Quiz
Ein geschätzter Kollege regte an, dass es bei seiner Verabschiedung kein solches Programm geben solle, vielmehr wolle er selber die entsprechende Rede halten. Das kann ich mir auch vorstellen.
Exkurs
Mit dem Besuch der Verabschiedungen am letzten Donnerstag endete sozusagen mein Sabbatjahr, formal arbeite ich ab heute, 1. August wieder Vollzeit. Vielleicht reflektiere ich nach den Ferien mal. Etliche Kolleginnen und Kollegen verliehen ihrer Freude, mich zu sehen, Ausdruck, und darüber, dass ich im September wiederkomme. Das war nämlich nicht so sicher, ich hatte durchblicken lassen, dass ich gerne die Schule wechseln würde – aus Abenteuerlust; keinesfalls, weil es mir an der Schule nicht gefällt.
Ich hatte einige Münchner Schulen angeschrieben, die wenigsten haben überhaupt reagiert, bei zweien war ich vor Ort. Ich bin Besoldungsgruppe A15, bei der Marine ist das ein höherer Fregattenkapitän. (Captain America wäre A12, so wie die Kriminalhauptkommissare Batic und Leitmayr beim Tatort. Anderes Thema.) Ein Kapitän geht als letzter von Bord, will heißen, ich kann eigentlich nur die Schule wechseln, wenn ich mich auf eine Stelle als Mitarbeiter in der Schulleitung oder eine andere Art genuiner Führungsposition bewerbe. Da helfen mir auch meine gesuchte Fächerkombination und meine sehr gute Beurteilung nicht. Es gibt zwar auch andere A15-Stellen, so wie die Fachbetreuung, die ich innehabe, aber diese Stellen werden de facto intern vergeben, ein Schulwechsel ist nicht vorgesehen. Ich verstehe das sogar. Zur Not würde ich mich auf eine Mitarbeitsstelle bewerben, aber eigentlich will ich das gar nicht, will am liebsten nur unterrichten und nebenbei ein bisschen basteln, und so sehr drängt es mich ja auch nicht weg. Also: ich halte weiter die Augen offen, bleibe aber wohl noch eine Weile meiner Schule erhalten.
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