Ich habe schon einmal über die jährlichen kleinen Verabschiedungen geschrieben. Aber alle zehn oder zwanzig Jahre gibt es auch große Verabschiedungen, nämlich wenn die Schulleitung geht. Das habe ich bisher zweimal erlebt; dieser Tage wurde unsere Schulleiterin in den Ruhestand verabschiedet.
(Über diesen großen Abschied geriet mein eigener in den Hintergrund; das war so abgesprochen und mir recht und es ging auch nicht anders. Außerdem war das bei mir einfach auch sehr kurzfristig, kam für den Großteil im Kollegium unerwartet, und die Zeit war voll mit Proben und Vorbereitung der anderen Verabschiedung. Alles gut, zum Ende des Schuljahres komme ich noch einmal vorbei und hole mir ein Gedichtlein ab und sage abgeklärte Worte. Was mir tatsächlich gefehlt hat: mehr Zeit, um mich zu verabschieden. Ich habe meine Materialnester aufgeräumt und nach Hause transportiert; die letzten schriftlichen Prüfungen eingesammelt und abgegeben, eigene Respizienzen abgearbeitet, wenn auch recht oberflächlich. Und dann ist auch schon der letzte Schultag an der alten Schule.)
So eine Schulleitungs-Verabschiedung war beide Mal immer eine große Sache. Es gab jeweils mindestens zwei Veranstaltungen, jede ein paar Stunden lang.
1. Die offizielle Verabschiedung
Offiziell, weil wichtige Leute und ordentlich angezogen, mit Reden mindestens von:
- dem oder der Dienstvorgesetzten, also Ministerialbeauftrage für den Landkreis
- jemandem vom Landkreis
- jemand von der Stadt (Bürgermeister)
- Stellvertretung der Schulleitung
- Elternbeirat
- VertreterIn der Schüler und Schülerinnen
Dazwischen Musiknummern, Chor, Orchester, Bigband, Solisten, was da ist. Akrobatik, wenn möglich. Und jemand muss durch das Programm führen, gerne zu zweit, als Conférenciers, frühers noch viel verbreiteter. Auf Englisch heißt das MC, emcee, Master of Ceremonies. Gäste sind Lehrkräfte, Ehemalige, Nachbarschulen, Organisationen und Behörden, mit denen man zu tun hat.
Das findet eher vormittags oder mittags statt. Es gab Häppchen und Sekt und Saft.
(Unsere Schule hat das sehr gut gemacht diesmal. Sehr gute Conférence.)
2. Die schulinterne Verabschiedungsveranstaltung
Wieder mit Conférenciers, mit Musik, aber auch mit Sketchen und persönlichen Anekdoten. Kein großer Chor, aber dafür viele Musik- Einzelnummern, ernste und parodistische. Nicht jede Fachschaft kann etwas beitragen, sonst dauert es zu lange.

Das kann mittags/nachmittags stattfinden oder abends. Mit Essen.
(Unsere Schule hat auch das sehr gut gemacht.)
3. Optional: noch etwas mit allen Schülerinnen und Schülern
Am allerletzten Tag dieser Woche gab es dann noch eine Veranstaltung, bei der die gesammelten Schüler und Schülerinnen sich von der Schulleitung verabschiedeten.

(Auch das gut gemacht.)
Wie man so etwas organisiert
Ich weiß es gar nicht. Vor fast zwanzig Jahren habe ich mehr mitgekriegt als jetzt. Man braucht ein oder zwei Personen im Kollegium, die die Führung übernehmen, einen Rahmen vorgeben, dem ganzen Struktur verleihen. Das waren beide Male, die ich erlebt habe, jeweils Leute mit Theatererfahrung, das hilft wahrscheinlich. Die Musiker muss man ins Boot holen und alle, die Bühnentalent haben. Zeitvorstellungen haben.
Warum das wichtig ist
So ein Veranstaltung ist wichtig für den Zusammenhalt und das Selbstverständnis der Schule.
Ich kam an diese Schule in halbes Jahr nach der 50-Jahr-Feier, die wohl wirklich groß gefeiert wurde. Immer – und immer – wieder wurde darüber geredet, die Feier als Referenzpunkt herangezogen. Ein Höhepunkt dabei war ein Lehrer, der als Elvis-Imitator auf der Bühne stand, im engen weißen Kostüm und mit Glitzergürtel, und den Körper schaukelte und zu „It’s now or never“ die Lippen bewegte – „lip sync“ hieß das damals noch gar nicht in der Populärkultur. Ich glaube, vor zehn oder fünfzehn Jahren gab es noch einmal diesen Auftritt; seit über zehn Jahren gab es an der Schule aber kein vergleichbar großes Ereignis.
Der Lehrer, seit kurzem im Ruhestand, kam diese Woche für einen letzten Auftritt von „It’s now or never“ zurück. So schließt sich der Kreis für mich. (Und dann gab es noch eine Zugabe mit „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“. Den jungen Leuten sagt das natürlich alles nichts mehr.)
(Es gab noch vier Lehrkräfte an der Schule, die den ersten Elvis-Auftritt tatsächlich miterlebt haben, für den Rest war das Legende.)
Ich durfte sogar als eine von vielen Stimmen im kleinen Lehrkräfte-Chor mitsingen, und keiner hat etwas gesagt darüber, dass ich keine Einsätze kann und die Noten nicht immer treffe. Das bedeutete mir tatsächlich viel, und es klang am Ende ja auch gut.
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