Quittengelee nach Art meiner Eltern

(5 Kommentare.)

Man fülle einen kleinen Reisekoffer mit Quitten. Apfelförmige sind meist duftiger als birnenförmige, aber für das Gelee spielt das keine Rolle. Wichtig ist, dass die Quitten lange am Baum bleiben, bis Anfang November vielleicht, und schön gelb sind. Die Quitten kriegt man von einer Quittenfee. Den Reisekoffer hat man im Keller, und mit all dem geht man zu seinen Eltern, den irgendwann muss man halt lernen, wie das geht.

Daraus werden 13 große Gläser aus Marmelade, jeweils ursprünglich mit 450g Marmelade gefüllt.

Zuerst schneidet man die Quitten grob in Stücke. Quitten sind recht hart, man braucht ein gutes Messer und etwas Kraft. Stiele und Schafhafte Stellen wegschneiden, aber wenn die Quitten innen nur eine Braunfärbung haben, macht das nichts. Das Kerngehäuse unbedingt dabei lassen, die Kerne sind für Farbe und Pektin wichtig.

Die Quittenteile kommen in einen großen Schnellkochtopf zusammen mit 300 ml Wasser und werden für 20 Minuten gekocht, Zählung ab Erreichen des Drucks. Ohne Schnellkochtopf geht das sicher auch, dauert dann aber länger.

Die ein wenig abgekühlten Quittenteile und ihr Saft kommen dann in eine solche Saftpresse:

(Wenn man keine solche Saftpresse hat, kann man kein Quittengelee nach Art meiner Eltern machen.)

Ein bisschen Saft läuft jetzt schon heraus, aber hauptsächlich muss man in der Saftpresse ordentlich pressen. Dazu kommt eine spezielle Platte auf das eingeschlagene Tuch, und die Kurbel oben wird heruntergekurbelt, bis die Stange in die vorgesehene Öffnung in der Platte eingefädelt wird und ab da die Platte nach unten gedrückt wird.

Heraus kommt dann eine sehr dickliche Flüssigkeit. Auf jeweils 1200 ml davon kommen 500 g Gelierzucker 1:3, das wird dann aufgekocht und 4 Minuten gekocht:

Eventuell Schaum abschöpfen. In Gläser einfüllen:

Ob die Gläser umgedreht werden sollen oder nicht, da scheiden sich die Geister.

Die Quittenreste entsorgt man im Biomüll, wozu man letztendlich einen Schlüssel zum Müllhäuschen des Wohnblocks braucht. Das kann man halten, wie man will, aber dieser Schlüsselanhänger ist seit vermutlich vierzig Jahren im Familienbesitz, und keiner denkt wohl daran, dass der aus Las Vegas mitgebracht wurde:


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Kommentare

5 Antworten zu „Quittengelee nach Art meiner Eltern“

  1. geminiinc

    „Die Quittenreste entsorgt man im Biomüll“ Oder:
    Reste nicht auf den Biomüll, sondern in den mit heißem Wasser ausgespülten Eimer geben, mit Branntwein/Weißweinessig (wenn es teuer sein darf, auch nur Weißweinessig) aufgießen, stehen lassen, vorzugsweise mehrere Wochen mit Mulltuch abgedeckt im kühlen Keller, in mit heißem Wasser ausgespülte Flaschen füllen und den weltbesten Quittenessig der Welt genießen. Erst danach kommen hier die Reste in den Biomüll.
    Geht mit allen Obstresten aus Entsafter, ob kalt oder heiß entsaftet ist dabei völlig egal. Getestet mit: Mirabellen, Äpfeln, Birnen, Johannisbeeren (alle drei Farben), Himbeerresten von der flotten Lotte etc.
    Vielleicht noch eine Idee zur Nachahmung für das nächste Jahr :)

    Und da das glaube ich mein erster Kommentar in vielen Jahren stillen Mitlesens ist: Vielen Dank für tolle Anregungen und Einblicke in mir unbekannte Fächer, vor allem Informatik.

  2. Sabine

    Jetzt freue ich mich aber drauf, meine allzu reichliche Ernte dieses Jahres zu verarbeiten. Ganz nach Art deiner Eltern wird es mangels Presse nicht, aber es heißt ja, dass das Gelee trüb wird, wenn man es presst…

  3. Vielen Dank, @geminiinc, das ist eine gute Idee für ein kommendes Jahr, und ich merke mir das! (Tatsächlich habe ich einen Kommentar aus dem Jahr 2011 gefunden, das sind wirklich viele Jahre, ganz herzlichen Dank auch dafür!)

    @Sabine: Ja, etwas trüber als ohne Presse wird das Gelee wirklich.

  4. Frau Rau

    Ich behaupte, dieses ist das beste Quittengelee der Welt, gerade WEIL die Presse alles aus den Quitten rausholt. Die Trübe ist ein Preis, den ich gerne dafür zahle.

  5. Die Essigidee ist prima.

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