Dramenaufbau-Zeitstrahl-Software gewünscht

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Man macht ja oft zu einem Drama eine Spannungskurve. Zu einem Drama, weil Romane zu komplex sind und Kurzgeschichten zu einfach und Novellen eh nicht mehr viel gelesen werden.

Solche Kurven können ganz verschieden aussehen:

Bei Faust gibt es besonders viele Möglichkeiten, weil man sich auf die Gelehrten- oder die Gretchentragödie beschränken kann oder nicht, weil man den Prolog dazu nehmen kann oder nicht, und Teile der Handlung ja ohnehin erst mit Der Tragödie zweiter Teil abgeschlossen sind. Einen einfachen klassischen Aufbau hat Faust eben nicht, und obendrein kann man ja verschiedene Kurven erstellen, nämlich je nachdem, was man auf der y-Achse abbilden möchte.

Denn eine Spannungskurve ist das ja eigentlich nicht beim klassischen Drama, sondern es geht um die Schürzung des Knotens, den Wendepunkt, die Lösung des Konflikts. Vielleicht ist es Spannung, die damit gleichzeitig abgebildet wird, aber oft eigentlich nicht, und was man spannend findet, ist ohnehin Deutungssache, über die man verschiedener Meinung sein kann, anders als bei auf etwas hin zusteigender oder fallender Handlung.

Und weil es bei Faust so viele Möglichkeiten gibt, suchte ich nach einer Software, zum Zeichnen und einfachen Verändern von solchen Dramenaufbaukurveb. Man würde dabei eine Reihe von Ereignissen oder Szenen auf einer Art Zeitstrahl anlegen. Die x-Achse wäre die chronologische Abfolge und sollte deshalb relativ fix bleiben, die Elemente sollten also nicht versehentlich nach links oder rechts verschoben werden können, sondern nur nach oben und unten – wie eine Art Schieberegler beim Mischpult vielleicht?

No machine-readable author provided. Biggerbyfar~commonswiki assumed (based on copyright claims)., Audio mixer faders, Beschnitten, um Text ergänzt. von Herr Rau, CC BY-SA 2.5

Der Zeitstrahl wäre dann kein solcher mehr, sondern die Verbindungslinien zwischen den Szenen oder Stationen würden sich verändern und sich elegant anpassen, ihre Anfänge und Enden beim vertikalen Verschieben mitwandern. Dann könnte ich einer Klasse eine Vorlage mit den horizontal angeordneten Daten zur Verfügung stellen, und alle könnte einzeln für sich die vertikale Lage anpassen und auch leicht nachträglich wieder ändern: Der Spannungskurveneditor.

Einer solche Software habe ich noch nicht gefunden. Bei Vektorgrafikobjekten gibt es Linien, deren Krümmungen sich mit Bezierkurven beschreiben lassen:

Aber das ist zu kompliziert, ich will die Kurven ja gar nicht selbt definieren müssen, und ich will die Knotenpunkte auch nur nach oben und unten verschieben können.

Man kann dazu Libre Office Draw benutzen, indem man für die einzelnen Szenen Rechteckobjekte anlegt und sie durch Verbinder-Objekte verbindet. Dann bewegen sich die Linien elegant mit.

Aber die Linienführung ist nicht ideal; man kann die Objekte auch horizontal verschieben; und man kann nicht kollaborativ oder webbasiert damit arbeiten (wichtig für die Spielzeugcomputer der Kinder, also Tablets).

Webbasierte kollaborative Zeichenprogramme gibt es natürlich, aber es kommt auf gut implementierte Verbinder an. Schließlich soll man nicht nur eine Zeichnung anlegen, sondern sie im Nachhinein leicht ändern können.

Webbasiert und kollaborativ ist TaskCards und kennt solche Verbinder. Die sind zwar auch nicht ideal, aber es lässt sich damit arbeiten:

Dennoch, die ideale Software habe ich noch nicht. Irgendeine Form von Timeline-Software, bei der sich die Höhe einstellen lässt und ich auf die Verbindungen verzichten muss? Brauche ich die am Ende gar nicht, wenn ich dafür vertikale Balken zur Grundlinie habe?


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4 Antworten zu „Dramenaufbau-Zeitstrahl-Software gewünscht“

  1. Scapple könnte die gewünschte Software sein:
    https://www.literatureandlatte.com/scapple/overview

  2. […] Herr Rau sucht eine Dramenaufbau-Zeitstrahl-Software […]

  3. @Chris Kurbjuhn: Schöne Software, vielen Dank. Ich nutze für so etwas ein uraltes Produkt CMap, offline, taugt noch. Aber für eine einfache, wenn auch nicht ganz einfache, Timeline-Software ist beides zu mächtig.

  4. Ich habe als Autor nie eine Software-Lösung (auch Scapple ist für mich nur ein Notbehelf für unterwegs) gefunden, die auch nur annähernd an „Pinnwand mit Karteikarten“ herangekommen ist. Aus einem simplen Grund: Für 90 Minuten (also ein Theaterstück, ein Spielfim-Drehbuch) reicht eine Bildschirmseite nicht aus, man muss scrollen und hat sofort nicht mehr den Überblick über das große Ganze. Eine digitale Alternatve zu meiner preiswerten analogen Lösung (zwei bis drei 60 cm breite Pinwände, die ich bei Bedarf vor mein großes Bücherregal hänge) gibt es m. W. nicht.

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