Ich bin ja Genosse (Blogeintrag):

Am Sonntag war die jährliche Generalversammlung, mehr a.a.O. (am anderen Ort), ich konnte wieder einmal teilnehmen, nachdem ich mindestens letztes Jahr verhindert war. Diese Punkte fand ich besonders interessant.
Wachstum
Viele Vereinigungen, die solidarische Landwirtschaft als Ziel haben, haben im letzten Jahr Mitglieder verloren: die Leute haben kein Geld mehr. Das Kartoffelkombinat ist gleich groß geblieben, damit ist allerdings das eigentliche Ziel, nämlich Wachstum, nicht erreicht.
Gewinn
Genosse wird man, indem man mindestens 1 Genossenschaftsanteil kauft; damit ist man stimmberechtigt. Die Genossenschaftsanteile bilden den finanziellen Grundstock einer Genossenschaft. Man kann auch mehr Anteile kaufen, damit erhöht man diesen Grundstock. Je nach Satzung könnte man damit auch mehr Stimmen haben; das ist bei uns nicht so.
Wenn die Genossenschaft Gewinn macht, kann dieser Gewinn entweder a) diesem Grundstock hinzugefügt werden (mehr Sicherheit), oder b) auf das nächste Geschäftsjahr übertragen werden (mehr Flexibilität) oder c) als Dividende ausgeschüttet werden (weniger Geld in der Genossenschaft, dafür kriegt man etwas für die Anteile). Darüber wird jedes Jahr abgestimmt.
Bei gewinnorientierten Genossenschaften wie genossenschaftlichen Banken schafft man diesen Gewinn im Verkehr mit Kunden außerhalb der Genossenschaft, nimmt denen also Geld ab (was natürlich völlig legitim ist) und verteilt es eventuell als Dividende an die Mitglieder. So kann ich mir überlegen, mein Geld für 2,5% Zinsen irgendwo sicher anzulegen, für -10% bis +15% in Aktien anzulegen, oder für 1,5% Ausschüttung der eigenen Genossenschaft zur Verfügung zu stellen. (Die Zahlen habe ich erfunden.)
Das Kartoffelkombinat ist gemeinnützig und nicht gewinnorientiert, wir schaffen auch keinen Gewinn durch Interaktion mit Nichtmitgliedern, so dass wir jedes Jahr a) oder b) beschließen, also den Verbleib des Gewinns in der Genossenschaft. Groß wäre die Dividendenausschüttung ohnehin nicht. Dennoch, das Thema ist immer ein bisschen heikel und wird intern wohl auch diskutiert. Aber die meisten Genossen und Genossinnen sehen das entspannt, relevant ist das ohnehin nur für die, die freiwllig mehr Anteile halten. Im Moment sind meine Anteile ein zinsloses Darlehen an meine Genossenschaft; dafür eine gut funktionierende Genossenschaft habe. Dass andere mit weniger Anteilen davon auch profitieren, ist völlig in Ordnung. (Ein Argument für eine Dividende, das genannt wurde: dass dann vielleicht mehr Anteile gekauft werden würden. Kann natürlich sein. Im Moment sind meine Anteile wie verliehene Bücher: ich schreibe sie gedanklich ab.)
Strom
Wir produzieren Strom mit Photovoltaik. Im Idealfall produziert man damit tagsüber Strom für den Eigenverbrauch und für den Batteriespeicher, der dann nachts geleert wird. Tatsächlich könnte man – wir sind da sicher nicht die einzigen – viel, viel mehr Strom produzieren, als wir selbst brauchen, aber damit jemand anderes etwas damit anfangen kann, muss man den in das allgemeine Stromnetz einspeisen. Dafür kriegt man sogar Geld, je nachdem jedenfalls. Dazu muss das Stromnetz aber in gutem Zustand sein, und das ist es lokal wohl nicht. Das ist diese marode (mein Wort) Infrastruktur, von der man so viel hört.
Also produzieren wir weniger Strom, als wir könnten, und sind vom allgemeinen Stromnetz getrennt, kriegen also auch kein Geld für die ansonsten mögliche Einspeisung. Es ist jetzt nicht so, dass der Strom auf der Straße liegt, aber er liegt doch irgendwie ungenutzt herum. Freue mich schon auf die Antworten, warum das zeigt, dass Solarstrom einfach nicht funktioniert!
Schreibe einen Kommentar