Generalversammlung Kartoffelkombinat 2025

(7 Kommentare.)

Ich bin ja Genosse (Blogeintrag):

Herr Rau in Wirtschaft am Tisch mit Faust an Stirn
Ich jedesmal so, wenn ich das Kartoffelkombinat erkläre.

Am Sonntag war die jährliche Generalversammlung, mehr a.a.O. (am anderen Ort), ich konnte wieder einmal teilnehmen, nachdem ich mindestens letztes Jahr verhindert war. Diese Punkte fand ich besonders interessant.

Wachstum

Viele Vereinigungen, die solidarische Landwirtschaft als Ziel haben, haben im letzten Jahr Mitglieder verloren: die Leute haben kein Geld mehr. Das Kartoffelkombinat ist gleich groß geblieben, damit ist allerdings das eigentliche Ziel, nämlich Wachstum, nicht erreicht.

Gewinn

Genosse wird man, indem man mindestens 1 Genossenschaftsanteil kauft; damit ist man stimmberechtigt. Die Genossenschaftsanteile bilden den finanziellen Grundstock einer Genossenschaft. Man kann auch mehr Anteile kaufen, damit erhöht man diesen Grundstock. Je nach Satzung könnte man damit auch mehr Stimmen haben; das ist bei uns nicht so.

Wenn die Genossenschaft Gewinn macht, kann dieser Gewinn entweder a) diesem Grundstock hinzugefügt werden (mehr Sicherheit), oder b) auf das nächste Geschäftsjahr übertragen werden (mehr Flexibilität) oder c) als Dividende ausgeschüttet werden (weniger Geld in der Genossenschaft, dafür kriegt man etwas für die Anteile). Darüber wird jedes Jahr abgestimmt.

Bei gewinnorientierten Genossenschaften wie genossenschaftlichen Banken schafft man diesen Gewinn im Verkehr mit Kunden außerhalb der Genossenschaft, nimmt denen also Geld ab (was natürlich völlig legitim ist) und verteilt es eventuell als Dividende an die Mitglieder. So kann ich mir überlegen, mein Geld für 2,5% Zinsen irgendwo sicher anzulegen, für -10% bis +15% in Aktien anzulegen, oder für 1,5% Ausschüttung der eigenen Genossenschaft zur Verfügung zu stellen. (Die Zahlen habe ich erfunden.)

Das Kartoffelkombinat ist gemeinnützig und nicht gewinnorientiert, wir schaffen auch keinen Gewinn durch Interaktion mit Nichtmitgliedern, so dass wir jedes Jahr a) oder b) beschließen, also den Verbleib des Gewinns in der Genossenschaft. Groß wäre die Dividendenausschüttung ohnehin nicht. Dennoch, das Thema ist immer ein bisschen heikel und wird intern wohl auch diskutiert. Aber die meisten Genossen und Genossinnen sehen das entspannt, relevant ist das ohnehin nur für die, die freiwllig mehr Anteile halten. Im Moment sind meine Anteile ein zinsloses Darlehen an meine Genossenschaft; dafür eine gut funktionierende Genossenschaft habe. Dass andere mit weniger Anteilen davon auch profitieren, ist völlig in Ordnung. (Ein Argument für eine Dividende, das genannt wurde: dass dann vielleicht mehr Anteile gekauft werden würden. Kann natürlich sein. Im Moment sind meine Anteile wie verliehene Bücher: ich schreibe sie gedanklich ab.)

Strom

Wir produzieren Strom mit Photovoltaik. Im Idealfall produziert man damit tagsüber Strom für den Eigenverbrauch und für den Batteriespeicher, der dann nachts geleert wird. Tatsächlich könnte man – wir sind da sicher nicht die einzigen – viel, viel mehr Strom produzieren, als wir selbst brauchen, aber damit jemand anderes etwas damit anfangen kann, muss man den in das allgemeine Stromnetz einspeisen. Dafür kriegt man sogar Geld, je nachdem jedenfalls. Dazu muss das Stromnetz aber in gutem Zustand sein, und das ist es lokal wohl nicht. Das ist diese marode (mein Wort) Infrastruktur, von der man so viel hört.

Also produzieren wir weniger Strom, als wir könnten, und sind vom allgemeinen Stromnetz getrennt, kriegen also auch kein Geld für die ansonsten mögliche Einspeisung. Es ist jetzt nicht so, dass der Strom auf der Straße liegt, aber er liegt doch irgendwie ungenutzt herum. Freue mich schon auf die Antworten, warum das zeigt, dass Solarstrom einfach nicht funktioniert!


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7 Antworten zu „Generalversammlung Kartoffelkombinat 2025“

  1. Wachstum: Dieses Ziel muss auch nicht unbedingt erreicht werden. Wo ist das Ende des Wachstums?
    Manchmal schadet auch eine Verkleinerung nicht. Hauptsache, die Qualität stimmt.
    Das KK ist cool.

  2. Das Geldargument leuchtet mir nur bedingt ein. Sind die Anteile denn teurer geworden? Mein Eindruck ist sonst eher, dass Biogemüse der Inflation überraschend gut widerstanden hat und der Preisanstieg moderater war, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, weil ich es gerne hätte, dass es so wäre.

  3. @Hauptschulblues: Die Frage, ob das KK wachsen soll oder nicht, und unter welchen Bedingungen, war vor ein paar Jahren ein Thema, das zu großen Problem und unterschiedlichen Meinungen im Kombinat geführt hat. Es ging dabei immer darum, was das Ziel des KK sein soll. Letztlich hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass das KK -als Ziel, noch nicht unbedingt jetzt als Umsetzung – eine Alternative zur herkömmlichen Gemüseerzeugung und -vermarktung darstellen soll, und zwar so, dass nicht nur ein Anbauer zufriedener ist (Hofladen), oder eine kleine Gruppe von Menschen, sondern als Anschauungsobjekt, dass nach und nach wirklich das ganze System umgestellt werden kann. Das impliziert Wachstum, oder jedenfalls, dass man zeigen muss, dass mit solchen Betrieben große Mengen des täglichen Bedarfs eines zwar winzigkleinen, aber doch immer größeren Tels selbst einer Großstadt abgedeckt werden darf. Aber ja, das kann man auch anders sehen.

    @Poupou: Nein, die Anteile sind nicht teurer geworden, auch nicht das Geld, das man für die wöchentliche Kiste zahlt. (Mit einem Anteil als Einlage ist man erst einmal nur Genosse, dazu kommt die Kiste. Ich selber habe keine Kiste, zum Beispiel, dafür Frau Rau.) Auch die internen Kosten sind im letzten Jahr weniger gestiegen als sonst, das stimmt, und gilt vielleicht für anderes Biogemüse auch, das weiß ich nicht,

    Aber das KK ist teurer als reguläres Biogemüse – beim Discounter jedenfalls; bei Biosupermärkten auch, vergleichbar vielleicht mit ähnlichen Gemüsekisten-Projekten. Das liegt zum Beispiel daran, dass wir mehr und auch über den Winter Lohn zahlen. Für einzelne Produkte lässt sich das allerdings schlecht vergleichen. Aber es ist sicher billiger, auf Supermarkt-Bio umzusteigen.

  4. Constantin Paech

    Also. Zu der Aussage, dass Solarstrom funktioniert, kann ich tatsächlich meinen Senf dazugeben. Das Solaranlagen und Windräder über den Tag hinweg Überstrom produzieren, ist ja keine neue Sache. Das Problem ist ja dann, dass der Strom nachts halt fehlt. Wenn wir tagsüber zu viel Strom produzieren ist das aber auch schlecht für das Stromnetz. Das führt teilweise sogar zu negativen Stompreisen. Damit machen einige Leute eine Menge Kohle. Die Österreicher zb. lassen sich tagsüber von uns bezahlen um ihren Strom abzunehmen (dieser wird dann in Speicherseen gespeichert) und Nachts verkaufen sie dann diesen wieder an uns zurück (Eigentlich zimlich blöde Sache). Und deswegen sind Energien wie Atom oder Gas primär erstmal besser für eine feinere Kontrolle des Stromnetzes. Weitere Sache ist ja auch, dass der Endverbraucher Strompreis, ein rein politischer ist. Wenn der Strompreis aufgrund Stromüberschuss sinkt, kommt dieser nicht beim Verbraucher an. Dies würde sich durch ein paar Wege, relativ einfach bewältigen lassen. Die Technologie ist da, die Rechtslage fehlt. Wenn sich jeder einen Energiespeicher in den Keller setzte und die Möglichkeit habe, diesen aus dem Stromnetz zu laden und wieder entzuladen oder in meinem eigenen Haus zu verwenden und dann die Strompreise wie an der Börse in Echtzeit auf zb. meinem Handy sehen könnte, dann wären unsere Stromspeicherprobleme sehr schnell beseitigt. In München ist ja schon ein großteil des Solarstroms aus Privathaushalten. (Diese werden aber nicht bezahlt). Also die Speicherung des Stroms ist das Problem. Wobei wir mittlerweile technisch bei der speicherung schon so weit sind, dass wir jetzt durch Gesetze und Rechte, das Potential der Balkonkraftwerke, Kellerspeicher und Privathaushalte und des Marktmechanismus nutzen müssen. Es gab ja mal die Idee, E-Autos als Nachtspeicher zu verwenden (Ganz gut im Ansatz aber nicht Sinvoll umsetzbar).

  5. Jedenfalls hat mich eure Berichterstattung motiviert, auch mal wieder nach Solawis in Berlin zu recherchieren. Nach dem Urlaub probiere ich das aus.

  6. Schön, Poupou, anschauen kann man mal! Mein Vorurteil zu Berlin: Da muss man mitarbeiten, statt wie in München einfach nur zu bezahlen. :-) Aber du hättest ja Gartenerfahrung.

  7. Soweit ich es sehe – es gibt mehrere, aber nur eine kommt angesichts der Abholstation und des Liefertags aktuell in Frage – ist die Mitarbeit dort freiwillig. Es scheint dort auch nicht das Anteilkaufsystem zu geben, sondern man zahlt für den Ernteanteil und das war’s, aber vielleicht habe da auch noch was übersehen . (Solawi Gemüslichkeit).

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