Dieses Jahr habe ich an regulärem Unterricht nur Oberstufe, 11, 12 und 13, teilweise mehrfach in verschiedenen Fächern. Auch mal interessant, ich nehme ja alles, was kommt, weil ich alle spannend finde. Außerdem unterrichte ich ILV 9 und Differenzierungskurs Deutsch 13. Das ist, das was ich irregulären Unterricht nenne, obwohl beides vorgeschrieben ist.
ILV: Individuelle Lernzeitverkürzung
Die 11. Klasse am bayerischen Gymnasium ist ein eher politisch motiviertes Konstrukt. Man hatte in Bayern G9, dann G8, und um nicht zugeben zu müssen, zurück ins G9 zu gehen, wurde das G 8 1/2 eingeführt, von wegen Individualisierung und keine starren Korsette und Zeitgemäßheit. Heißt: Den mittleren Schulabschluss gibt es jetzt nach der 10. Klasse (mit weniger Stunden als früher), die Kursphase findet in 12/13 statt, und die 11. Jahrgangsstufe dient zur Sicherung oder Verfestigung oder Vertiefung oder Differenzierung oder Vertrödelung, je nachdem. Sie ist so geplant, dass man sie relativ leicht überspringen kann und dann doch ein G8 hat, oder das Jahr auch im Ausland verbringen kann.
Wer mag, kann dafür in den Jahrgangsstufen 9 und 10 die Stunden der ILV besuchen. Da wird in den meisten Kernfächern eine Kurzfassung des Stoffs der 11. Klasse angeboten, in kleinen Gruppen als intensive Fördermaßnahme. Danach spricht die Schule eine Empfehlung aus, was das Überspringen oder Auslandsjahr betrifft, die für die Erziehungsberechtigten aber nicht bindend ist.
Differenzierungskurs Deutsch
Der ist ganz neu: Eine Fördermaßnahme für die 13. Jahrgangsstufe. Die Teilnahme daran ist freiwillig, und das ist speziell für die – schriftlich? – schwächeren Schülerinnen und Schüler gedacht, um sie auf das Abitur vorzubereiten. Wie viele da kommen werden, und wie regelmäßig? Wird man sehen. Ich habe jedenfalls einige aus meinem Kurs im Auge. Der Kurs findet ein- oder zweistündig statt, verteilt oder geballt, von Schuljahresanfang an oder – theoretisch – erst kurz vor den Abiturprüfungen, das kann die Schule selbst entscheiden. Bin schon gespannt. (Es gibt einen anderen Kurs mit spannenden Erweiterungen für die besonders guten Schüler und Schülerinnen, ebenfalls ein freiwilliges Angebot.)
Spätbeginnende Informatik 11
Das ist ein ganz regulärer Unterricht, aber doch ein bssichen anders.
Im naturwissenschaftlich-technologischen Zweig des bayerischen Gymnasiums gibt es Informatik-mit-anderem-Namen in den Jahrgangsstufen 6/7 und Informatik in 9/10/11, mit der Option auf Weiterführung in 12/13 bis zum Abitur. In den anderen Zweigen gibt es Informatik-mit-anderem-Namen in den Jahrgangsstufen 6/7 und – jetzt neu – spätbeginnende Informatik in 11. Auch hier gibt es die Option 12/13, aber getrennt von den anderen, das wird also an meiner Schule nie geschehen. Was also immer in diesem Jahr geschieht, alle werden das Fach danach ablegen. Das bin ich nicht gewohnt, sehe es noch aber eher als Befreiung und nicht als pädagogisches Problem.
Drei Viertel der Inhalte für 11 sind für alle Zweige: Codierung/Verschlüsselung, Netzwerke, und KI, unterschiedlich für den Naturwissenschaftszweig Graphen und für den Sprachenzweig Algorithmik. Nur wenig davon braucht mn für 12/13.
Das heißt: der naturwissenschaftlich-technologische Zweig NTG programmiert in 9/10 objektorientiert, mit allen Vor- und Nachteilen, und zwar fast überall in der Programmiersprache Java, weil das der kleinste gemeinsame Nenner unter Informatiklehrkräften ist. In dieser spätbeginnen Informatik kann ich von Null beginnen und muss nicht anschlussfähig für andere Lehrkräfte in Folgejahren sein und bin demnach völlig frei in der Wahl der Programmiersprache – ich habe über Java, Snap!, JavaScript nachgedacht und mich für Python entschieden. Python, weil es so einfach und zugänglich ist; ich habe es schon mal in einem Wahlunterricht eingesetzt und anno 2006/2007 im Versuchszweig Europäisches Gymnasium III.
Und ich muss nicht objektorientiert programmieren! Dieses Gefühl der Freiheit, das war überraschend intensiv. Ich bin natürlich sehr gespannt, wie es weitergeht.
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