Laut Presse-Information der Bayerischen Staatskanzlei hat der bayerische Kultusminister Schneider etliche Neuerungen für das bayerische Schulwesen angekündigt. Konkret geht es auch um 30 Neuerungen auf den Gebieten Schulorganisation, Förderung einzelner Schüler, Leistungserhebung und Personalführung, die an Versuchsschulen in den letzten Jahren erprobt wurden:
Der Minister kündigte an, dass die bayerischen Schulen schon im kommenden Schuljahr mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortung erhalten sollen. Konkret sollen Maßnahmen, die in den letzten drei Jahren im Rahmen des Modellversuchs MODUS 21 erprobt wurden und dort den Praxistest bestanden haben, für alle Schulen freigegeben werden.
(Siehe hierzu auch die Pressemitteilung des KuMi vom 17. Juni 2005.)
Beim KuMi gibt es eine Liste der 30 freigegebenen Maßnahmen sowie ein etwas ausführlicheres Handbuch dazu. Die Links führen jeweils zu Seiten, auf denen man sich die Dokumente als pdf herunterladen kann.
Nachtrag: Ja, das Kultusministerium. Die Links gelten alle nicht mehr. Das passiert da öfter.
Dumm ist allerdings, dass für fast alle dieser Maßnahmen die Schulordnung geändert werden muss, und daher ohne ein entsprechendes Schreiben des Kultusministeriums an die Schulen gar nichts geht. Ich warte immer noch auf dieses Schreiben, das für den Schulanfang angekündigt war. Vermutlich muss den neuen Maßnahmen dann noch die gesamte Lehrerkonferenz zustimmen, die dann extra dazu einberufen werden müsste – ich rechne jedenfalls nicht damit, dass wir schon in diesem Schuljahr dazu kommen, irgend etwas umzusetzen. „Das hätte man den Schülern doch gleich zum Schuljahresanfang sagen müssen“, heißt es dann wieder.
Vielleicht geht ja doch etwas. Die zum Großteil neuen Maßnahmen sind recht interessant. Einige davon wünschen wir uns seit Jahren:
Schulorganisation:
- Flexibilisierung der Stundentafel (bereits möglich)
- jahrgangs- und klassenübergreifender Unterricht (bereits möglich)
- Organisation des Unterrichts in Doppelstunden
- themenbezogene Projektwochen
- Einbeziehung externer Partner (bereits möglich)
- Pädagogischer Tag statt Wandertag
- Jahrgangsstufenversammlungen
- Jahrgangsstufensprecher
- Einrichtung einer „Klassenstunde“
- Schüler gestalten eigenverantwortlich Unterricht
Individualförderung:
- Förderunterricht nach dem Zwischenzeugnis
- Vorlesungsbetrieb (bereits möglich)
- Schüler lehren Schüler (bereits möglich)
- Selbsteinschätzung der Schüler
Leistungserhebungen:
- Schulaufgabe mit Gruppenarbeitsphase
- Angesagte „Tests“ im Turnus von sechs Wochen statt Schulaufgaben
- Debatte ersetzt je eine Schulaufgabe (Aufsatz) in Deutsch und/oder Fremdsprachen
- Präsentation ersetzt eine Aufsatzschulaufgabe (bereits eingeführt)
- Test aus formalsprachlichen und Sprachverständnisanteilen in Deutsch ersetzt eine Aufsatzschulaufgabe
- Schwerpunkte des Jahresstoffs in letzter schriftlicher Leistungserhebung
- Leistungserhebungen (auch nicht angekündigte) über die Lerninhalte mehrerer Unterrichtsstunden
- schulinterne Jahrgangsstufentests zum Grundwissen
- Neugewichtung schriftlicher und mündlicher Leistungen in den Fremdsprachen
- Verstärkte Einbeziehung von Grundwissen in schriftliche Leistungserhebungen
- Trennung von Unterrichts- und Prüfungsphasen
- Ganz- und Halbjahresprojekte in der Klasse
Personalmanagement und Personalführung:
- Bildung von jahrgangs- und stufenbezogenen Pädagogischen Lehrerteams
- Unterrichtsplanung im Lehrerteam
- Planung und Durchführung von schriftlichen Leistungserhebungen im Lehrerteam
- „Mitarbeitergespräche“ mit Zielvereinbarungen des Lehrers mit allen Schülern
Vor allem die neuen Möglichkeiten bei der Leistungserhebung finde ich sinnvoll.
Schreibe einen Kommentar