Etwas verspätet zusammengefasst, weil Sabbatjahr. Die wichtigsten Punkte:
Fürs Abitur gelte, dass „die Schreibaufgaben nicht genau festgelegte „Aufsatzformate“ abrufen, sondern die Schreibkompetenz anhand differenzierter Schreibaufgaben schulen und überprüfen.“ Das war bisher nur theoretisch und nie praktisch der Fall, ich bin gespannt, ob sich daran etwas ändert. Glaub’s nicht.
„BiStas“ ist mancherleuts Abkürzung für „Bildungsstandards“.
Abitur 2024 und 2025 betreffen mich nicht, deswegen habe ich das nur überflogen. Spannend wird es erst wieder zum Ende Schuljahs 2025/26, wenn der erste G9-Jahrgang dran ist. Und da tut sich etwas: Die Aufgabenformen heißen jetzt IL, AP, MI, EP und MA. Wer denkt sich so etwas aus, bitte? – Es gibt weiterhin ein Abiturthema zum informierenden Schreiben (entweder auf Basis eines zu analysierenden Textes oder einer Materialsammlung) und eines zum Argumentieren (andersherum entweder auf Basis einer Materialsammlung oder eines zu analysierenden Textes). Man unterscheidet dabei zwischen adressatenbezogenem Schreiben und einem Ergebnis als „heuristischer Zieltext.“ Ich finde es ja immer süß, wenn sie Begriffe falsch verwenden. Im Kontaktbrief zuvor hieß das noch „epistemisch-heuristisch“ und war auch nicht besser. Der Hintergrund ist der, dass Lehrkräfte wohl immer wieder kritisieren, dass die Interpretationen von Texten ohne Kontext und Adressaten außerhalb des Korrekturpersonals stehen, also nicht einmal fiktiv wie bei den anderen Aufgaben. Und um das zu rechtfertigen, werden dann solche Begriffe eingeflochten. – Neu ist allerdings, dass es nicht mehr je eine Aufgabe zu Lyrik, Drama, Epik gibt, sondern nur noch zwei Aufgaben zu zweien dieser Gattungen (ohne dass man das vorher weiß). Sprich: die beliebten Aufgabentypen mit der Literatur werden zurückgefahren, weil die anderen, unbeliebteren Arten für wichtiger gehalten werden. Ich halte sie auch für wichtiger, insbesondere die Erörterung, aber es ist unter den obwaltenden Bedingungen nicht möglich, sie adäquat zu lehren; ob das unter anderen ginge, weiß ich nicht.
Bereits angekündigt waren ländergemeinsame Themenbereiche, gibt’s in Englisch auch, kann ich mich zur Not mit abfinden.
Neu sind ländergemeinsame Lektüren, für die ersten drei Jahre Kleist, „Der zerbrochene Krug“ und als zeitgenössischer Roman „Heimsuchung“ von Jenny Erpenbeck. Deren „Geschichte vom alten Kind“ (nicht zu verwechseln mit „Das alte Kind“ von Zoë Beck) liest Frau Rau gerade und ist durchaus angetan. – Es wird also eine Abituraufgabe zum einen, eine weitere zum anderen Werk geben. Und das, mit Verlaub, ist völliger Unsinn, falsche Kulanz gegenüber verirrten Bundesländern, die das traditionell so halten. Es war schwer genug, die Fachschaft davon zu überzeugen, in Klausuren keine bekannten Texte zu verwenden, sondern nur unbekannte; wenn jetzt im Abitur schon zwei von vier Aufgaben mit bekannten Texten arbeiten, wird es schwerer zu vermitteln sein, das beizubehalten. Der Umgang mit unbekannten Texten wird aufgegeben werden. Das kann man für sinnvoll halten, weil man dann exemplarisch mehr in die Tiefe geht, nur hilft alle Exemplarizität nicht, wenn man das nicht an fremden Texte überprüft.
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