In meiner Unterstufenklasse tragen einige Schülerinnen seit ein paar Wochen Hasenöhrchen. Hat man das jetzt? Es gefällt mir jedenfalls, weil es für ein gewisse Absurdität steht und dennoch ernsthaftes Arbeiten nicht behindert.
Am Dienstag waren wieder die Praktikanten bei mir. Viel gibt es gerade nicht zu tun; diese Woche steht ganz unter dem Zeichen des Bibers: Meine Klassen nahmen nach und nach am so genannten jährlichen Informatik-Wettbewerb Teil.
In einer 6. Klasse hatte ich eine Vertretungsstunde, da stellten sich die Praktikanten vorne hin und beantworteten Fragen der Schüler (und, weniger, Schülerinnen) zu Studium allgemein und Informatik speziell. Ein Drittel der Fragen waren Varianten von „Habt ihr schon mal ein Spiel programmiert?“, ein weiteres Drittel drehte sich um „Habt ihr schon mal gehackt?“ Das geht durchaus vierzig Minuten lang mit einer neugierigen Klasse. („Was ist DDOS?“ war eine Frage. Respekt, Sechsklässler.)
Am Donnerstag wieder Vorlesung an der Uni. Ich sage ja doch ungefähr jedes Jahr das gleiche, aber wenigstens bringe ich regelmäßig neue und aktuelle Beispiele – Twitter ist da eine wunderbare Quelle. Diesmal war es ein vielkommentierter und retweeteter Tweet von @manomama (von der ich übrigens gerade eine Jeans trage):
"Informatik ist langweilig, Mama!"
"Ist wichtig!"
"Wir lernen mit der Zeichenfunktion von Word ein Haus malen. Was ist daran wichtig?" #omg— Sina Trinkwalder (@manomama) October 29, 2016
Der Tweet ist ja okay, obwohl es wohl nicht viel für ein oh-my-god braucht. Die Kommentare dazu versuchen allerdings einander zu übertreffen mit Spott auf diesen Informatikunterricht. Die arbeiten ja nicht mal mit Raspberrys! Die lernen ja gar nicht programmieren! Informatik ist ja auch nicht Programmieren. (Zugegeben, der bayerische Informatikunterricht hat es auch dadurch in den Pflichtfachstatus gefasst, dass er relativ wenig programmiert und mehr abstrakte Konzepte herausarbeitet. Ich hätte schon gern ein wenig mehr Programmierung. Ein Informatiklehrer auf Twitter präsentiert stolz die Hardware, mit der er arbeitet – aber in einem Bundesland, in dem Informatik auch nur Wahlfach ist und nicht Pflicht.
Zugegeben, ich würde auch nicht gerade Word nehmen, aus Prinzip, sondern nur freie Software. Die Eltern hätten in der Regel lieber Microsoft-Produkte, denke ich. Aber man kann Informatik auch ganz ohne Rechner machen, „Unplugged“ heißt das, pädagogisch ganz vorzeigbar, und da hätte dann wieder keiner auf Twitter gemeckert. Oder doch?
(Was das für die Uni hergibt: Bildungsgehalt von Lehrplaninhalten herausarbeiten; Notwendigkeit von Kommunikation innerhalb und außerhalb des Unterrichts – ganz offiziell gehört zur Didaktikausbildung an der Uni auch „fachliche Fragen … innerhalb und außerhalb der Schule kommunizieren können“.)
Wahlen in den USA. Ich hab’s befürchtet. Eine Kombination von Die-Zeit-Zurückdrehen (ohne Homoehe, ohne einen Schwarzen als Präsidenten, Frauen und Minderheiten wieder an ihren Platz) und Es-Denen-Da-Oben-Zeigen – aus Unzufriedenheit über die Situation, und weil man nicht glauben will, dass ein System an Situationen schuld sein kann, sondern weil man glaubt, es gäbe eine Gruppe von Leuten da oben, die das so arrangieren.
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