Man darf Hausaufgaben nicht benoten. (Man darf allerdings Hausaufgaben abfragen, und diese Abfrage benoten.)
Drei mögliche Gründe fallen mir ein:
1. Man kann nicht kontrollieren, ob die Schüler die Hausaufgaben alleine gemacht haben.
2. Die Schüler arbeiten zu Hause unter zu unterschiedlichen Arbeitsbedingungen.
3. Man will den Schülern einen notenfreien Übungsbereich lassen. (Etwa bei Übungsaufsätzen für eine Deutsch-Schulaufgabe.)
Punkt 3 leuchtet mir ein. Er kann aber sicher nicht auf alle Hausaufgaben angwendet werden: Es muss den Schülern nur klar sein, ob die Hausaufgabe zur Übung dienen soll, oder ob sie Stoff sind, den sie danach können.müssen Aufgegebene Vokabeln möchte ich abfragen und benoten können, aufgegebene Übungsaufsätze bei neuen Textsorten werde ich nicht vorlesen lassen und benoten.
Punkt 2 leuchtet mir weniger ein. Lernen müssen sie ja auch unter unterschiedlichen Bedingungen (eigenes Zimmer oder nicht). Wenn man nur Gruppenarbeiten als Hausaufgabe benotet, löst das dieses Problem? Muss ich darauf Rücksicht nehmen, dass die einen Schüler mehr freie Zeit haben als die anderen? – Sicher darf die aufzuwendende Zeit für die Hausaufgabe nicht zu groß sein, keine Frage. Und einen Computer darf man auch nicht voraussetzen.
Punkt 1 ist einerseits der kniffligste, andererseits sehe ich ihn am wenigsten ein. Gerade in der Unterstufe arbeiten Eltern viel an den Aufsätzen ihrer Kinder mit (auch wenn sie das nicht sollen). Aber Übungs-Aufsätze mit neuem Stoff möchte ich ohnehin nicht benoten. Wenn es ums Wiederholen einer Jahrgangsstufe geht, verstehe ich die Versuchung, sich helfen zu lassen, ohnehin.
Ich glaube, ich möchte einfach Aufgaben stellen können, die ein vorzeigbares Ergebnis haben: Texte, Plakate, bespielte Kassetten, von mir aus auch Computerprogramme. Und die möchte ich benoten können, auch ohne dass ich die alberne Ich-frag-dich-in-der-Stunde-über-dein-Projekt-aus-Routine durchmachen muss. Zur Zeit darf ich das nicht, auch wenn mir der Schüler mit noch so einem tollen Produkt ankommt.
Ich bin mir klar darüber, dass ich damit die Freizeit der Kinder in Anspruch nehme, und möchte das keinesfalls mehr tun als durch die üblichen Hausaufgaben. Gerne auch in Gruppen. Ich traue mir und meinen Kollegen dabei zu, faire und sinnvolle Noten zu geben. Aber Noten, die bei derzeitiger Rechtslage einer Klage standhalten würden, sicher nicht.
Ich glaube, ich möchte einfach trennen in Hausaufgaben, in denen Schüler üben können (unbenotet), und Hausaufgaben, in denen Schüler zeigen können, was sie können (benotet). Dazu bieten ihnen die erlaubten Schulaufgabenformen in Deutsch und die üblichen Schulaufgabenformen in Englisch keine ausreichende Gelegenheit.
(Nebenbei: Ab der 10. Klasse schreiben die schwächeren Schüler in Deutsch tatsächlich gerne aus dem WWW ab, ohne das zu deklarieren. Aber das traue ich mir zu zu merken. Und notfalls kann ich ja immer noch nachfragen, ob der Schüler das auch kapiert hat – anders als bei solchen Plagiaten in Klausuren, die’s immer mal wieder gibt.)
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