
1953 erschien The Unfair Sex, ein Ratgeber für junge Frauen. Der Autorin war das Buch nötig erschienen, „ever since [her] eighteenth birthday, when she surrendered her virginity because she was afraid to seem rude“. Zwei Prämissen gibt es im Buch: Männer wollen nur das eine, nämlich Sex; und Frauen sollen das so teuer wie möglich verkaufen oder sich zumindest nicht von Männern zum Sex überreden lassen, ohne es selber zu wollen. Das Ziel der Frau ist allerdings die Heirat.
Das Buch ist heiter geschrieben, im Stil etwa des Films How to Marry A Millionaire / Wie angelt man sich einen Millionär, in dem Marilyn Monroe, Lauren Bacall und Betty Grable auf Männerfang aus sind. (Der Film ist ebenfalls aus dem Jahr 1953.)
Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ernst das Buch gemeint ist. Die Autorin schreibt unter Pseudonym, es muss sich nicht mal wirklich um eine Frau handeln. Ist das Buch reine Unterhaltung in der Form eines Ratgebers? Gut möglich. Farewell schreibt über ihr Publikum: „It would be unwise for anyone to read The Unfair Sex in a spirit of idle curiosity, since there is always the danger that words written purely to instruct […] may, by some strange alchemy of contact between the writer and the reader’s mind, serve to pique, arouse, and incite.“ Und: „And if you are a man there is nothing in these pages to interest you, since they contain only that which you already know — an analysis of your motivations and an exposé of your methods“.
Die Methoden der Männer sind dreierlei: Lines, Devices und Techniques.
Line Number Six ist „The Charity Drive“, der bettelnde Unwürdige, der um eine milde Gabe von Zuneigung und Sex bittet. Nicht drauf reinfallen, rät Farewell: „Remember, there are organizations to take care of the needy.“
Die Dearest-Enemy-Technique besteht darin, so zu tun, als ob der Mann die Frau überhaupt nicht ausstehen könnte. Die Technik wird laut Farewell so häufig eingesetzt, dass sie häufig die Grundlage für Theaterstücke und Filme liefert; ob die Kunst das Leben oder das Leben die Kunst imitiert, sei dabei nicht herauszufinden. (Im Film heiratet das Paar; Farewell warnt, dass das echte Leben weniger zensiert ist.)
Da Frauen heiraten wollen, reicht es nicht, wenn sie die Tricks und Schliche der Männer kennen, sie müssen auch selber in der Lage sein, Männer zu bezaubern. Ein Mittel dazu sind bunte Kleider, Schleifen, Spangen, glänzender Schmuck, Blumen im Haar. Die Erklärung dafür: Anders als im Rest der Tierwelt ist dem Menschen-Männchen aus Gründen der Konvention nicht erlaubt, geschmückter zu sein als das Weibchen. Sein Bedürfnis nach schönen Dingen erfüllt der Mann also indirekt, indem er geschmückte Weibchen betrachtet.
Farewell räumt auf mit den drei Schreckgespenstern disgrace, spinsterhood und unwilling motherhood.
Due to modern scientific developments, illegitimate children are a rarity. […] It is true, there are a few unfortunates every year, but these girls are the kind who, if they did not get into this sort of difficulty, would fall out of a window, or be hit by a car, or suffer some other mishap. They are accident prone.
Typen von Männern, die zu meiden sind:
Stalemate: There is one kind of man who, though he gives outward evidence of being captured by your charms, is not really interested. He is not interested in girls at all. But he wishes to give the impression that he is, and thus gain the approval of those who would otherwise censure him.
Über Tugendhaftigkeit:
The needs, the appetites, the desires of some are greater than others, and are determined not by the Devil’s promptings, but by the way God made their bodies. This would indicate that Virtue ist often a matter of glands and other vagaries of Nature. Does a girl then deserve credit for not giving in to an urge she never had?
Und was halte ich jetzt von dem ganzen? Das Buch ist amüsant, darf aber in der Hausbibliothek humoristischer Literatur fehlen. Der Tonfall ist oft tongue-in-cheek, aber manche der Ratschläge waren damals vielleicht wirklich angebracht. Erfrischend ist die großteils tolrante und aufgeklärte Ansicht zu Sex, störend daran sind nur, dass der Drang zum Sex fast nie von Frauen auszugehen scheint, und dass als Ziel einer jeden Frau die Heirat angesehen wird. Ich weiß nicht, wie sehr das konventionelles Beiwerk, und wieviel ernst gemeint ist.
Allerdings: So fortschrittlich, humorvoll und wenig prüde wie in diesem Buch von 1953 sind weite Teile der USA heute schon lange nicht mehr.
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