Als später Teenager hatte ich mir mal vorgenommen, Leuten zu misstrauen, die keine Taschenbücher im Regal stehen haben. Vermutlich war ich nur neidisch auf die schick gefüllten Bücherregale, die ich immer im Hintergrund berühmter Leute im Fernsehen gesehen hatte.
In meiner Ecke mit englischen Büchern, der wichtigsten, sind etwa 10-15% der Bücher gebunden, Spezialfälle ausgenommen. (Ich habe gerade zwei Regale ausgezählt.) Gebundene Bücher mag ich schon lieber als Taschenbücher, aber einige der für mich typischeren Autoren gibt es nur als Taschenbuch. Außerdem haben Taschenbücher auch ihren eigenen Charme.

„The first paperback ever published“ steht auf meinem Nachdruck von Lost Horizon. Ganz stimmt das nicht: Schon vor 1939 kamen ehemals gebundene Bücher, deren Umschläge entfernt und durch Papier ersetzt worden waren, auf den Markt. Aber Lost Horizon war Nr. 1 der Reihe Pocket Books, der ersten Reihe mit kleinformatigen Taschenbüchern für den Massenmarkt.
Zugegeben, schon 1938 gab es ein aller-allererste Buch von Pocket Books, unnummeriert, und zwar The Good Earth von Pearl S. Buck. Das war dann aber wirklich das erste Taschenbuch.
Außer dass Penguin schon 1935 in England Taschenbücher herausgab.

Grüne, rote und gelbe. Mmmmh!
Aber auch schon davor gab es Taschenbücher. Ganz merkwürdig kommt mir dieses vor:

„As certain Editions of the Waverley Novels and other Works of Scott have recently been issued, which are incomplete, the Public are warned against all but the Author’s editions, which are Published by A. & C. BLACK of Edinburgh.“
Die Widmung innen ist datiert auf 1888:
Wichtig ist bei all diesen Ausgaben, dass betont wird, der Text sei COMPLETE AND UNABRIDGED. Ich nehme mal an, dass den ersten Taschenbüchern mit Misstrauen begegnet wurde, oder dass die Verlage das zumindest befürchteten. Schließlich waren die Taschenbücher deutlich schmächtiger.




— Und hier hätte ich noch ein Taschenbuch im Querformat, etwa von der Größe einer eher kleinen Postkarte. Davon habe ich drei oder vier, eine kuriose Auswahl – unter anderem Guerrilla von Lord Dunsany (ausgesprochen unerwartet).
Diese Taschenbücher waren von einer den US-Streitkräften nahe stehenden Organisation als Lektüre für die Soldaten herausgegeben. Papierknappheit und so. Da steht dann auch besonders dick drauf: THIS IS THE COMPLETE BOOK – NOT A DIGEST.

Wurden davon immer gleich zwei auf einmal gedruckt und dann geschnitten? Sie haben ein ähnliches Format wie die deutschen Piccolo-Comics der 50er Jahre.

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