Gestern hatte ich zwei Vertretungsstunden, und die liefen beide ganz verschieden ab. In der ersten habe ich mich erst mal recht autoritär für Ruhe gesorgt. Das muss man schließlich auch irgendwann üben. Oder ich war im Stress, irgend so etwas. Dann durften sich die Schüler ziemlich frei beschäftigen. (Ausnahme: Handy, Mp3-Player, Gameboy, Herumlaufen oder -stehen. Zusammensitzen und Umsetzen war okay. Karten spielen auch.) War nervig, wohl für alle Beteiligten.
In der zweiten Stunde fegten die Schüler erst das Klassenzimmer aus. Das war bereits zum Ende der vorigen Stunde von der letzten Lehrkraft angeordnet worden und auch ziemlich nötig. Danach musste jeder an seinem Platz bleiben und a) Hausaufgaben machen, b) Lernen (zum Beispiel Vokabeln, gerne mit dem Partner) oder c) ein deutschsprachiges Buch oder beliebige fremdsprachige Lektüre lesen. Kein Schiffeversenken. Kein Umsetzen.
Ich weiß nie so recht, was ich mit Vertretungsstunden anfangen soll. Die kommen gerne gerade dann, wenn man wirklich eigentlich ein bisschen Pause bräuchte. Spontan eine gewinnbringende Stunde zu halten, ist möglich, und ich habe das auch schon getan, kostet auf Dauer aber zuviel Kraft.
Ein durchgängiges Konzept oder einen systematischen Umgang mit Vertretungsstunden gibt es an unserer Schule nicht.
Folgende Möglichkeiten gäbe es dafür, und für jede gibt es einen Kollegen, der für diese Regelung ist.
a) Die Lehrkraft, die vertreten wird, hinterlässt Arbeitsaufträge und Material bei der Schulleitung beziehungsweise bei der vertretenden Lehrkraft. An manchen Schulen ist das so etabliert. Nachteil: Viel Arbeit für den Lehrer, der eine Woche nicht da ist und acht oder zehn Klassen unterrichtet. Bei kurzfristiger Krankheit muss morgens angerufen werden und Arbeit durchgegeben werden.
b) Es gibt Ordner mit Grundwissen/Aufgaben/Folien, die man sich greift, um eine solche Grundwissenstunde im eigenen Fach einzuschieben. An jeder Schule verstauben vermutlich Ordner zur Verkehrserziehung, die mal dem gleichen Zweck dienen sollten.
c) Die Schüler dürfen sich mal entspannen und sollen ruhig eine Pause machen. Miteinander plaudern. Vielleicht ist das verschenke Zeit, vielleicht nicht. Für die Lehrkraft ist das jedenfalls sehr anstregend.
d) Die Schüler beschäftigen sich selber mit schulischer Arbeit. Das wäre mir das liebste. Wochenpläne oder sonstige Regelungen, bei denen Schüler ihre Zeit und Arbeit selber einteilen können, gibt es bei uns nicht. Das wäre schön, aber ein sehr langfristiges Ziel. Mittelfristig halte ich es für am besten, wenn die Schüler daran gewöhnt wären, dass sie in Vertretungsstunden ihre Hausaufgaben machen oder lernen. Oder ein mitgebrachtes Buch lesen.
Mal sehen, vielleicht wird das ja mal Thema im Kollegium.
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