Am Freitag „The Tell-Tale Heart“ von Edgar Allan Poe im LK angefangen. Als Einstieg habe ich die Lied-Version von Alan Parsons Project aus Tales of Mystery and Imagination gespielt und den Text dazu mit Tageslichtprojektor gezeigt.
Anhand des Textes können die Schüler schon Vermutungen über den narrator im Lied äußern, die notgedrungen vager bleiben müssen als bei der Analyse der Kurzgeschichte: Immerhin nannten die Schüler (die den Text vielleicht schon aus dem Deutschunterricht vergangener Jahre kannten): „proud, sadistic, crazy“, „did he kill somebody?“, „he hid the body“ und das „eye“-Motiv. Sie wissen dadurch jedenfalls schon, worauf sie bei der Lektüre der Kurzgeschichte achten können.
Weiter ging’s mit der Geschichte, und weil wir müde waren vom Kurstreffen vom Vortag, ließen wir uns den Text vom MP3-Player vorspielen (gibt’s bei vorleser.net als kostenlosen englischsprachigen Download).

Das Lied hat sich übrigens gut gehalten, besser als die anderen Sachen, die ich von Alan Parsons Project vor zwanzig Jahren gehört habe. „Don’t answer me“ ging natürlich damals schon nicht.
Frau Rau sagt, dass sie das Lied aus dem Musikunterricht kennt. Bei uns gab’s immer nur „Bridge Over Troubled Water“ als Beispiel für anspruchsvolle Popmusik.
Poe habe ich selber schon freiwillig zur Schulzeit gelesen, und ein paar seiner Gedichte habe ich auswendig gelernt. So fiel mir auch früh auf, dass das Gedicht, das Mississippi (gespielt von – ach ne, das war James Caan, wusste ich gar nicht) im Western El Dorado (mit John Wayne und Robert Mitchum) zitiert:
Ein Kämpfer und Streiter, ein kühner Reiter
ritt einstens durch Colorado.
Sein Herz war bang
ta-tum-ti lang,
vor Sehnsucht nach El Dorado
– dass dieses Gedicht ja nur eine Variante von Poes „Eldorado“ ist:
Gaily bedight, a gallant knight,
In sunshine and in shadow
Had journeyed long
Singing a song
In search of Eldorado
Zitiert nach dem Gedächtnis, also vielleicht falsch.
Ob die Colorado-Variante auf den deutschen Übersetzer zurückgeht oder tatsächlich schon im Original so ist, weiß ich nicht.
Western mag ich nicht besonders, aber El Dorado schon, und „Die Letzten vom Red River“. Wenn der mal wieder käme… Natürlich ist „El Dorado“ irgendwie ein Remake von „Rio Bravo“, aber mit der besseren Titelmelodie. („Ride, boldly ride, to the end of the rainbow“, früher mit dem Mikro vom Fernseher aufgenommen.) Drehbuch zu beidem von Leigh Brackett, Frau von Space-Opera-Großmeister Edmund Hamilton, mütterliche Freundin von Ray Bradbury und selber Autorin wunderbarer Mars-Geschichten. Aber jetzt muss ich irgendwann aufhören mit den Assoziationen.
Zurück zum „Tell-Tale Heart“: ich weiß noch, dass ich die Geschichte, als sie mir als Schüler im LK vorgesetzt wurde, nicht richtig begriffen habe. Wie das genau war, weiß ich nicht mehr, aber vermutlich war mir als Leser von Horror- und Fantasy-Geschichten nicht klar, dass es ein Zeichen von Wahnsinn ist, wenn man das Herz eines Ermordeten immer lauter schlagen zu hören glaubt.
Wie geht’s weiter? Zu Robert Brownings „My Last Duchess“ gäbe es die Chris-de-Burgh-Variante „The Painter“. Wenn ich schon bei den Liedern meiner Jugend bin.
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