Wir haben einen neuen Kafeeautomaten im Lehrerzimmer. Der macht Espresso, genau so wie der von George Clooney in der Fernsehwerbung. Und Milchkaffee. Und Cappuccino. Und so. Und alle stehen davor, an die Theke gelehnt, die wir im Lehrerzimmer haben und die tatsächlich zum Lehnen einlädt, und trinken Kaffee aus kleinen Tässchen.
Daneben gibt es immer noch die alte Kaffeemaschine, die den üblichen grauslichen Lehrerzimmerkaffee macht. Schwarz, bitter, trinkt man nicht aus Tässchen, trinkt man auch nicht mit Untertasse, sondern aus großen Tassen mit geraden Seiten. Eine Erleuchtung für mich, als ich spätestens im ersten Semester an der Uni das Wort „mug“ dafür kennenlernte: Das war mein Kaffeegefäß. Damals war das Modell noch nicht so verbreitet, inzwischen ist es weithin bekannt.
Ich missgönne den italienisch sozialisierten Kollegen und Kolleginnen den Kaffee nicht. (Oder nur ein kleines bisschen. Die weltbürgerische Genießermentalität ist immens lobenswert, aber scheint mir aus ein oder zwei Gründen nicht ganz zu passen.) Nichts gegen lecker: am Wochenende kriege ich immer einen köstlichen Milchkaffee zum Frühstück, den ich sehr, sehr schätze.
Aber für den Arbeitskaffee ist meine Sozialisierungsgeschichte eine andere. Kaffee trinkt man schwarz, aus den oben erwähnten Tassen, als Privatdetektiv oder als Reporter. Und raucht dazu Zigaretten. Die schmecken schließlich auch nicht. Wir trinken bitteren Bürokaffee, der uns an die bittere Zeit des Referendariats und an den Auszug daraus erinnern soll.
(Gut, sagt Frau Rau, aber jetzt nimm doch mal als Lehrervorbild das Modell Oscar Wilde. Der würde auch Espresso oder café au lait trinken. Recht hat sie.)
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