Im Moment bin ich noch in England im Urlaub und knippse Bilder von Vögeln. Das Wetter ist herrlich.
Urlaubshalber also nur kurz aus der Kiste etwas über unbekannte Subgenres: Eine Bangsian Fantasy ist eine Erzählung, in der sich berühmte historische Personen im Leben nach dem Tod wiederfinden und dort weitere Abenteuer erleben. Szenen im Jenseits gibt es schon bei Gilgamesch und Homer, Dantes Inferno wird auch gern angeführt.
(Nicht ganz passend, aber erwähnenswert ist die Riverworld-Serie von Philip José Farmer: in diesem Science-Fiction-Szenario finden sich mehr oder weniger alle Menschen, die je gelebt haben (etwas mehr als 36 Milliarden), auf einem fremden Planeten wieder – alle sind sie höchstens 25 Jahre alt, in bester Gesundheit, und, wie sich herausstellt, Nachbildungen ihrer selbst. Die jüngsten Menschen dort sind aus dem späten 20. Jahrhundert – niemand aus einer späteren Zeit. Also muss danach wohl etwas passiert sein. — Die späteren Bände, wenn es ans Erklären geht, sind mir zu sehr Science Fiction. Der erste ist noch in Ordnung, da kann man nur den verschiedenen Leuten zusehen, wie sie versuchen, eine Existenz aufzubauen und miteinander interagieren.)
Aber echte Bangsian Fantasy sieht so aus:

Nach John Kendrick Bangs, dem Autor dieses Buches und dessen Folgebänden – dereinst waren sie Bestseller, spätes 19. Jahrhundert – ist das Genre benannt.
Inhalt des ersten Bandes: Der Fährmann Charon wittert Konkurrenz, als plötzlich ein Hausboot auf dem Styx auftaucht. Aber keine Sorge, die verschiedenen Gentlemen dort wollen nur einen gemütlichen Club haben und Charon sogar als Hausmeister anstellen. Zu den prominenten Mitgliedern zählen Boswell und Dr. Johnson, Shakespeare, Bacon, Mozart, Homer, Konfuzius, Napoleon und viele mehr. In jedem Kapitel schmieden sie neue Pläne, streiten sich viel, spielen Billard, beraten über einen Tag der offenen Tür, an dem auch Damen erlaubt sein sollen – aber es gelingt ihnen nie, etwas richtig auf die Beine zu stellen. Ein eher fades Leben, obwohl es den Geistern nicht so vorkommt. Viel Zank und Missgunst ist aus der Welt der Lebenden mitgenommen worden, und die gesellschaftlichen Probleme sind auch nicht weniger geworden, jetzt wo jeder unsterblich und jedermanns Nachbar ist.
Am Ende des ersten Buches entführt Captain Kidd das Hausboot. Vielleicht treibt das die Leute ja etwas an, da sie im Folgeband versuchen, ihr Boot zurückzuerobern.


Vielleicht geht so etwas ja mal als literarische Erörterung in einer Schulaufgabe durch und man lässt Werther und den Karl Moor nach ihrem Tod aufeinandertreffen. Wäre mal etwas anderes.
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