Etwas technischer heute, gerne zu überspringen.
Eine Aufgabe der Personalräte ist es, einen Blick auf die Unterrichtsverteilung für das kommende Schuljahr zu werfen. Dies geschieht für den Fall, dass man Vorschläge hat, wie sich noch etwas verbessern lässt; für den Fall, dass man Bedenken vorbringen möchte; für den Fall, dass etwas übersehen wurde. Die endültige Entscheidung liegt natürlich bei der Schulleitung.
Dieses Jahr habe ich mir die Verteilung besonders gründlich angeschaut, um währenddessen Notizen zu machen. Denn Ende des kommenden Schuljahres werden nämlich die Personalräte neu gewählt, und eventuellen Nachfolgern will ich Unterlagen hinterlassen können, worauf man achten muss. (Ich weiß nicht, ob ich wieder kandidieren werde.) Ein paar dieser Notizen will ich auch hier festhalten.
An allen Schulen, die ich kenne, geben Lehrer in mehr oder weniger organisierter Form Wünsche ab, welche Klassen oder Jahrgangsstufen sie im kommenden Jahr unterrichten wollen. Die Bio- und Chemielehrer – zwei Fachschaften, die aus nicht allzu vielen Lehrern bestehen, die noch dazu zum Großteil diese beiden Fächer unterrichten – können fast ihren ganzen Unterricht verplanen. Bei Fachschaften wie Deutsch geht das kaum, weil die Deutschlehrer als weiteres Fach Geschichte oder Erkunde haben, Sport oder Latein, Englisch oder Französisch, und manchmal auch Informatik. Das lässt sich nicht alles vorher verplanen. Trotzdem, einige Wünsche werden mehr oder weniger gebündelt abgegeben, und die Schulleitung hält sich mehr oder weniger an diese Vorschläge. Unsere Schulleitung, einmal will ich sie loben, nimmt diese Wünsche sehr ernst und versucht, sie so gut es geht zu erfüllen.
Wenn ich als Personalrat die Verteilung anschaue, achte ich unter andererm auf folgende Punkte. Eigentlich überflüssig zu erwähnen: auch die Schulleitung hat sich natürlich Gedanken um genau diese Punkte gemacht. Aber noch mal aus einer anderen Perspektive drüberschauen kann nicht schaden.
- Wofür gibt es wieviele Anrechnungsstunden? Manche davon sind vorgeschrieben (etwa für die Personalräte: bei 50-99 Beschäftigten an der Schule insgesamt 2, bei 100-149 Beschäftigten insgesamt 3 Anrechnungsstunden), andere sind Spielraum für die Schulleitung, mit dem sie Zusatzaufgaben abgleichen kann. Fest ist auch die Stundenzahl für den Stellvertreter, die Mitarbeiter im Direktorat und die Oberstufenkoordinatoren: bei 1261-1320 Schülern sind das 40 Stunden, die auf diesen Personenkreis verteilt werden.
- Sind manche Lehrer nur in einem ihrer meist zwei Fächer eingesetzt? Haben Lehrer viel arbeitsintensive Klassen, also Deutsch oder – in geringerem Maß – Physik?
- Intensivierungsstunden und Wahlunterrichte: wie sind die verteilt?
- Bietet sich ein Tausch von Lehrern an? Manchmal ist ein Lehrer mit zwei verschiedenen Fächern in zwei verschiedenen Klassen derselben Jahrgangsstufe eingesetzt. Ist es da sinnvoll, zu tauschen, so dass er beide Fächer in derselben Klasse unterrichtet? (Manchmal ja, manchmal nein.) Gibt es schwierige Klassen, in denen nur unerfahrene Kollegen sitzen?
- Unterrichtet auch jeder Lehrer so viel, wie muss? (Oder bei Teizeitlehrern: will.)
Die letzte Frage ist aus den Unterlagen gar nicht so leicht zu entscheiden. Da steht nämlich zum Beispiel (erfundene Zahlen):
Rau vz 24: 6a E 4, 6a E2, ..., bUw Sga 1 (20 Stunden)
Das bedeutet:
- Ich arbeite Vollzeit und habe eine Unterrichtspflichtzeit UPZ von 24 Stunden. Die UPZ hängt allein vom Alter ab: bis zum 50. Lebensjahr 24 Stunden, bis zum 60. Lebensjahr 23 1/2 Stunden, darüber 23 Stunden pro Woche.
Bei den Fächen Kunst, Musik, Sport in Unter- und Mittelstufe muss man in Bayern mehr unterrichten: 28 bzw. 27 1/2 bzw. 27 Stunden. Wenn man zugleich in einem anderen Fach eingesetzt ist, reduziert sich das wiederum, so dass die UPZ auch mal25 (27)
sein kann, also 25 Stunden statt ursprünglich 27. Weiterhin gibt es Sonderregeln für Schwerbehinderung. Die 23 1/2 Stunden bedeuten: im einen Jahr 24, im anderen 23 Stunden, abwechselnd. - Ich bin in der Klasse 6a im Fach E mit 2 und im Fach E2 mit 2 Stunden eingesetzt. E ist Englisch, und E2… Intensivierungsstunde Englisch.
- Ich unterichte das Fach
Sga
mit 1 Stunde, und das ist einbUw
… besonderer Unterricht wissenschaftlich. Wahluntericht Schulgarten, auf Deutsch. Es gibt auch noch bUp und bUf, und manche Wahlunterrichtsbezeichnungen, die sich kaum erschließen lassen. Nachfragen bei erfahrenen Kollegen. - Ich bin in 20 Stunden eingesetzt. Moment, habe ich nicht eine UPZ von 24? Ja, aber nicht eingerechnet sind Anrechnungsstunden, die muss man von der UPZ abziehen. Nicht eingerechnet ist eventuell eine Teilabordnung an eine andere Schule, die muss man auch abziehen. Nicht eingerechnet ist – je nach Alter – eine Stunde Arbeitszeitkonto AZK, die muss man dazuzählen. Oder ab 2011/12 abziehen, zumindest bei manchen Kollegen. Nicht eingerechnet ist zuletzt die Altersermäßigung: ab dem 58. muss man eine Stunde weniger unterrichten, ab dem 60. sind es zwei Stunden, ab dem 62. drei Stunden. Außer man spart sich diese Altersermäßigung im Blockmodell auf.
Kompliziert? Hier als Grafik:
(Quelle)
(neuere Fassung))
(Neueste Fassung
Erstellt wird die Unterrichtsverteilung mit einem notorischen Programm. Die Suite heißt WinSV, das Schülerverwaltungsmodul WinSD und das Lehrermodul WinLD. Ich schimpfe oft über das Programm. Aber immerhin stellt Bayern seinen Schulen ein solches Programm zu Verfügung; andere Bundesländer haben gar keines oder eines, das mehr Ärger bringt als Nutzen. Seit vielen Jahren ist der Nachfolger von WinSV angekündigt. Wenn genügend Leute daran glauben, wird er kommen, so heißt es.
Wenn die Personalräte sich die Unterrichtsverteilung angeschaut haben und Fragen offen sind, gehen sie zur Schulleitung und sprechen darüber. Echte Fehler kommen dabei kaum vor, meistens fehlen nur Informationen, um bestimmte Punkte einordnen zu können.
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