Ich lese regelmäßig, dass alles Wissen, das man in Schulen beibringt, ja eh schon im Internet steht. Selbst wenn das vielleicht noch nicht ganz stimmt, dann stimmt es vermutlich bald. Nahegelegt wird mit diesem Satz, dass Schulen nur oder vor allem Wissen beibringen. Das ist sicher nicht so, obwohl man über das Verhältnis Wissen-Kompetenzen streiten kann. Nahegelegt wird außerdem, dass man Wissen nicht braucht, wenn man es eh leicht nachschlagen kann. Das stimmt so sicher auch nicht.
Die Webseite cracked.com lädt regelmäßig Leser dazu ein, zu bestimmten Themen witzige Fotomontagen einzuschicken. Hier ist zum Beispiel eine Reihe zu „13 emails that shed new light on famous scandals.“
http://www.cracked.com/photoplasty_487_13-emails-that-shed-new-light-famous-scandals/
Zugegeben, manche Einträge sind nur mäßig witzig. Gar nicht witzig sind sie, wenn man nicht weiß, worauf sie sich beziehen. Wenn ich zu wenig Ahnung von Daten der Zeitgeschichte und Geschichte habe, kapiere ich die Witze nicht. Ich kapiere auch tatsächlich nicht alle. Da hilft es mir gar nicht, dass diese Informationen online zu finden sind.
Mit jemandem, der nicht über ähnliches Wissen verfügt wie ich, kann ich keine Witze austauschen. Oder Geschichten. Obwohl: das stimmt so nicht ganz; der andere hat ja vielleicht einen ganz anderen Hintergrund und kann mir aus diesem heraus ganz andere Geschichten erzählen. Aber dazu muss er einmal welche kennen.
— Tatsächlich ist meine Schulart, so wie ich sie erlebe, noch zu sehr wissens- und zu wenig kompetenzorientiert. So will es der Lehrplan. Wir bringen den Schülern in der Oberstufe literarische Epochen bei, eine nach der anderen, aber wir bringen ihnen nicht bei, wie sie selber Antworten finden können auf Fragen wie: Wie finde ich die charakteristischen Merkmale einer literarischen Epoche heraus? Wie kann ich sie von anderen Epochen unterscheiden, wie hängt sie mit den Nachbarepochen zusammen? Wie hilft mir das Wissen, ein Werk dieser Epoche verstehen und für mich erschließen zu können? Das kostet Zeit.
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