An einem Gymnasium mit 100 Lehrern gibt es nur einen Vorgesetzten: den Schulleiter. Unterstützt wird der durch, sagen wir mal, drei Mitarbeiter in der Schulleitung. Aber nur der Schulleiter beurteilt die Leistungen der Lehrer, repräsentiert die Schule nach außen, ist verantwortlich und trifft Entscheidungen – und kann mir etwas anschaffen. Dafür ist der Schulleiter in der Gehaltsstufe A16, die anderen Lehrern – und da geht es uns gut, ich weiß – sind am Anfang A13, später A14, und wer eine der begehrten Funktionsstellen erhält, wird früher oder später meist auch A15.
Nun gibt es etwa doppelt so viele Funktionsstellen wie Geld dafür da ist. Deswegen das mit dem „früher oder später“: sobald genügend A15-Stellen freigeworden sind, werden die nächsten Anwärter befördert, und das dauert halt.
Meanwhile, at the farm… hat sich das Kultusministerium beziehungsweise die Regierung etwas überlegt, nämlich die mittlere Führungsebene/erweiterte Schulleitung. Heißt auch Modus F, weil das in den letzten Jahren unter diesem Namen erprobt wurde. Es soll eine Ebene der Zwischenvorgesetzten an Schulen geben. Den meisten Lehrern gefällt diese Idee gar nicht. Denn, so vermuten sie, es geht vor allem darum, die Zahl an beförderungsrelevanten Funktionsstellen zu reduzieren. Außerdem befürchten sie, dass eine Hierarchisierung der Schule dem Schulklima abträglich ist. Ersteres nennt man einen no-brainer, so selbstverständlich ist das, bei zweitem bin ich mir nicht sicher. Es kommt darauf, wer diese mittlere Ebene nach welchen Kriterien auswählt und was das für die anderen Kollegen bedeutet. Ich bin skeptisch, was die Durchführung betrifft, sehe allerdings ein, dass ein Vorgesetzter für einen Haufen von 100 Leuten nicht genug ist. Will ich mehr oder weniger pädagogische Führung? Oder geht es nur um mehr oder weniger Verwaltung?
Im letzten Jahr war ich anwesenden bei zwei verschiedenen Treffen mit zwei verschiedenen Mitgliedern des Hauptpersonalrats. Die wurden jeweils – weil das das Kollegium interessiert – danach gefragt, ob und wann und wie denn diese mittlere Führungsebene kommen würde. Beide Male hieß es sinngemäß, dass sei gerade überhaupt kein Thema. Werde nicht diskutiert. Man werde sich rechtzeitig darum kümmern, aber das sei alles nicht spruchreif und übertrieben dargestellt. Kein Grund zur Diskussion. Es klang beide Male danach, als sollten wir Lehrer unsere hübschen blonden Köpfchen nicht mit solchen Dingen belasten.
Derzeit ist ein Gesetzesentwurf zur eigenverantwortlichen Schule in der Ressortanhörung. Damit sollen die rechtlichen Grundlagen für die mittlere Führungsebene geschaffen werden. Mitdenkende Lehrer sind besorgt deswegen. Im Gesetzesentwurf geht es wohl noch gar nicht groß um die Umsetzung der eigenverantwortlichen Schule. Die wird dann später auf Verwaltungsebene vom Kultusministerium diktiert. „Eigenverantwortliche Schule“ klingt dabei erst einmal gut. Wenn ich mir ansehe, mit wie viel Mikromanagement das Kultusministerium seit Jahren arbeitet (siehe den letzten Beitrag bei JochenEnglish), dann kann ich mir nicht vorstellen, dass tatsächlich sinnvoll Verantwortung an Schulen abgegeben wird. Andererseits: wer soll sie denn dann tragen, die Verantwortung – die Schulleitung? Sind Schulleitungen darauf vorbereitet? Bequem ist das mit der Verantwortung allerdings dann, wenn man sich etwa ein Flexibilisierungsjahr ausdenkt und die Schulen das eigenverantwortlich in der Realität umsetzen lässt.
Vom Hauptpersonalrat habe ich nichts zu diesem Gesetzesentwurf gehört. Was die Kollegen an anderen Schulen darüber denken… ist nicht leicht herauszufinden. Es gibt keine Möglichkeit für die örtlichen Personalräte an verschiedenen Schulen, sich untereinander auszutauschen. Wie gerne würde ich wissen, wie die ÖPR an anderen Schulen Dinge handhaben. Wie Dinge an deren Schulen geregelt sind. Welche Kultusministerielle Schreiben bis zu wem durchgedrungen sind. Aber da gibt es keine Kanäle. Es gibt den HPR, an den man sich wenden kann, aber der hatte dezidiert kein Interesse an einer Mailingliste für Personalräte. Der Gedanke, die könnten direkt miteinander kommunizieren statt über den HPR, schien nicht gerade willkommen zu sein. Bedenken wurden geäußert. („Wer garantiert denn, dass die Adressen dann aktuell oder echt sind“ und so weiter. Könnte man alles lösen.) Gehört sich das für die Personalräte verschiedener Behörden, sich zu vernetzen?
Siehe auch kommentierte Pressemitteilung von Anfang Februar 2013
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