Die FAZ titelt etwas plakativer Frontalunterricht macht klug. Ganz so vereinfacht würde ich das nicht darstellen: Eine Studie zeigt (wenn auch nur an naturwissenschaftlichen Fächern), was andere Studien auch schon gezeigt haben, was Hilbert Meyer, der „Papst der Lehrerausbildung“ (FAZ) inzwischen auch sagt – Frontalunterricht funktioniert und die meisten Schüler lernen bei den meisten Lehrern besser damit als mit offeneren Unterrichtsformen. Praktiker sind davon nicht überrascht.
Das ist deshalb erwähnenswert, weil in vielen Kreisen Frontalunterricht zum Schimpfwort geworden ist. („Deine Mutter macht Frontalunterricht!“) Siehe Er hat Frontalunterricht gehalten… von Hokey anno 2009, oder meinen Blogeintrag neulich. Einfach mal nach „Frontalunterricht“ googeln und schauen, was herauskommt.
Wenn man nachbohrt, stellt sich allerdings manchmal heraus, dass es gar nicht um Frontalunterricht geht. Klar, jeder vernünftige Lehrer ist für Methodenmix, jeder braucht ein Methodenrepertoire, aus dem er auswählen kann – und dann eben auch Frontalunterricht. (Bezeichnet wird damit ohnehin lehrerzentrierter Unterricht; Frontalunterricht im Sinne einer Vorlesung gibt es seit vor meiner Schulzeit nicht mehr.) Wenn der Begriff als Kritik gemeint ist, steht er oft stellvertretend für „alles, was mir an Schule nicht passt“. Daran störe ich mich dann, weil ich das halt doch wörtlich nehme.
Ich habe oben die Studie zusammengefasst mit: „die meisten Schüler lernen bei den meisten Lehrern besser“ mit Frontalunterricht. Dieser Satz ermöglicht es, doch wieder gegen Frontalunterricht zu argumentieren. Wenn wir Frontalunterricht abschaffen wollen und dabei doch effektiven Unterricht machen wollen, brauchen wir (Möglichkeit 1) einfach andere Schüler! Das geht, indem man eine neue Schülergeneration postuliert, die mit dem Internet aufwächst und deshalb ganz anders ist. Da bin ich skeptisch. Oder wir brauchen (Möglichkeit 2) andere Lehrer, die dann – so die allerdings völlig unbewiesene Vermutung – mit anderen Methoden noch effektiver lehren. Das kann man argumentieren, falls sich jemand dazu berufen fühlt. Man könnte also fragen, welche Methode die beste ist und wie wir genug Lehrer kriegen, die diese Methode können? Ich halte das für den falschen Weg. („Wie kriegen wir die besten Lehrer?“ ist allerdings eine Frage, die man bei Gelegenheit mal beantworten sollte.)
Andere Studien sagen, und da sehe ich keinen Widerspruch: Es kommt auf den Lehrer an. Klassengröße, Unterrichtsmethode, Medien, alles nicht so wichtig: was den Ausschlag gibt, ist die Lehrerpersönlichkeit. Und da gibt es die einen, die mehr Frontalunterricht machen, mit oder ohne Geschichtenerzählen, und die, die mehr Gruppenarbeit machen.
Das heißt nicht, dass alles gut läuft an unseren Schulen. Überhaupt nicht. Aber um Methoden brauchen wir uns vorerst nicht zu streiten. Wenn wir jetzt bitte noch aus den anderen Schlagworten und Kampfbegriffen die Luft etwas herauslassen könnten?
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