Das Schuljahr beginnt, wenn auch langsam. Ich muss erst einmal den Informatik-Kongress letzte Woche verdauen, von dem ich mir mehr Anregungen geholt habe, als ich je umsetzen werden kann (und die ich erst einmal sortieren muss). Aber das ist okay, man braucht ja viele Möglichkeiten, Dinge im Unterricht umzusetzen, damit man auswählen kann, was gerade passt.
Ein Höhepunkt war sicher der Vortrag von Stefanie Scherzinger über Methoden der Software-Entwicklung, vor allem Agile Softwareentwicklung (Wikipedia), wie sie sie auch selber bei Google anwendet.
Für das Programmierprojekt in der Q11 (meine Beispiele) braucht man tatsächlich irgendeine Art von Entwicklungsmethode. Bei uns war es einfach ein großes schwarzes Brett in Form eines GoogleDoc-Dokuments, auf das jeder Teilnehmer Lese- und Schreibzugriff hat.
Aber die Formulierungen dort waren sehr allgemein: „Datenbank episch perfektionieren: episch angefangen“ stand da oder „Bilder colorieren: episch erledigt“, mit dem Namen des aktuellen Bearbeiters.
Eine Möglichkeit der Verbesserung wäre, beim nächsten Mal das Projekt gleich bei Google Code zu hosten. [Nachtrag 2015: Mitte des Jahres hat Google das Codehosting eingestellt.] Der Vorteil: Man kann Aufgaben erstellen, kann sie Leuten zuweisen oder diese sich sie nehmen lassen, kann vor allem den Programmcode in verschiedenen Versionen zentral dort sammeln. Nachteil: Ist vielleicht etwas abschreckend für ein kleines Schulprojekt. Außerdem muss das Projekt open source sein – damit habe ich kein Problem, aber vielleicht die Schüler bzw. eigentlich sogar deren Erziehungsberechtigte.
Eine andere äußerst schöne Projektplanungssoftware ist Trello, hier bei Lifehacker kurz beschrieben. Das ist nicht dazu gedacht, Softwareversionen zu verwalten, aber Projekte kann man damit intuitiv und einfach planen:

Man legt ein Projekt an („board“), zu jedem Projekt können Teammitglieder senkrechte Listen hinzufügen, in meinem Beispiel: Ideen, Aufgaben, Aufgaben in Arbeit, Erledigtes. Jeder Liste kann man Karteikärtchen anfügen, die einen Titel haben, aber dazu noch Abstimmungen, Links, Dateianhänge und Checklisten enthalten können. Den Aufgaben können Teammitglieder zugeordnet sein, man kann Karteikärtchen auf andere Listen verschieben. Alles sehr einfach und übersichtlich. (Nur eine Terminverwaltung ist nicht dabei. Ist vielleicht okay, man kann ja Listen anlegen mit dem Titel „Zu erledigen bis + Datum“.)
Nachteil: eine Anmeldung ist erforderlich. Das hätte ich gerne auf einem eigenen Server laufen.
Ansonsten noch gefunden (via Felix Schaumburg): „Lehrer spähen Schüler im Internet aus“, und zwar indem die Lehrer einer Schule sich unter Pseudonym bei SchülerVZ, Facebook und einem regionalen Chat anmelden. Skandal.
Also, reden muss man schon mal darüber, ob das erlaubt ist. Aber eine Nummer kleiner geht auch. Wo habe ich neulich gelesen, dass ein Gesetzesentwurf vorbereitet wird, der es Firmen verbietet, bei Vorstellungsgesprächen dem Kandidaten in einem sozialen Netzwerk (gemeint: Facebook, aber natürlich überhaupt nicht abgrenzbar, dieser Begriff) nachzuforschen? Kann fast nur Deutschland gewesen sein.
Ähnlich die Argumentation der Sächsischen Zeitung:
Zudem dringen die Lehrer in die Online-Privatsphäre der Jugendlichen ein: Viele Schüler laden persönliche Fotos hoch, lästern über Lehrer und Klassenkameraden, verwenden sogar Schimpfwörter
Der Knackpunkt ist der Begriff „Online-Privatspäre“. Ich habe schon mal darüber geschrieben: Schüler teilen die Welt in „schulisch“ und „privat“ – alles, was nicht schulisch ist, ist privat. Außerschulische Menschen teilen die Welt in „öffentlich“ und „privat“. Es müsste klar sein, dass Internet in der Regel heißt: öffentlich. Wer Informationen privat halten möchte, kann das auch bei Facebook tun – muss sich aber selber darum kümmern.
Andererseits ist allen klar, dass eine Firma keinen Privatdetektiv damit beauftragen darf, bei einer Kandidatin herauszufinden, ob sie eventuell schwanger ist. Und mal schnell bei Facebook geschaut, ob da eine Schwangerschaft öffentlich gemacht wurde? Hm. Ich sehe das Problem. Deshalb stand in dem Gesetzesvorschlag – wo war das gleich wieder, zefix – ja auch, dass nur auf Erlaubnis des Angestellten auf bestimmten Webseiten nach ihm gesucht werden dürfte. Viele Leute wollen ja explizit, dass ihr Web-Profil gefunden wird.
Unrealistisch ist so ein Gesetz allemal.
Zurück zu den Lehrern: Ich würde mich wehren gegen eine Dienstanweisung, meinen Schülern bei Facebook hinterherzuschnüffeln. (Geplant: Frankreich.) In meiner Eigenverantwortung als Pädagoge: will ich bei Facebook machen dürfen, was a) nicht allzu verboten ist, b) nicht gegen meine pädagogischen Aufgaben verstößt und c) mir sinnvoll erscheint. Theoretisch muss ja jeder bei Facebook mit seinem echten Namen arbeiten. Aber schon sehr theoretisch.
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