Motivierende Einstiege in den Unterricht

“Fünf Minuten verloren, aber eine Stunde gewonnen.” So kriegt man das in Pädagogikveranstaltungen erklärt. Man beginnt die Stunde mit einer Folie, darauf ein Bild, ein Cartoon, eine Schlagzeile, oder man hält etwas Mitgebrachtes hoch. Als Schüler habe ich abschätzig auf diese Praktik heruntergeblickt. Mir war stets völlig klar, dass das jetzt irgendetwas Lustiges, Heiteres, Spannendes sein sollte, dass es aber unwichtig war und nichts, das sich zu merken lohnte. Ich wartete dann nur darauf, dass die eigentliche, ernstzunehmende Stunde begann.

Demnach beginne ich meine eigenen Stunden auch selten mit einem explizit motivierenden Element und fahre ganz gut damit. Wobei klar: Spannung erzeugen am Anfang ist schon sinnvoll. Aber alle letzten Referendarsstunden, die ich gesehen habe, begannen mit einer solchen Folie. Am Freitag war jedenfalls wieder die Praktikantin da, und da sie ja etwas lernen soll, habe ich brav auch so etwas mit Folie gemacht. (Am Beamer allerdings.)

Ich würde ja gerne sagen, dass das völlig überflüssig war, aber es war tatsächlich eine gute Idee, glaube ich. Also gut, manchmal kann man das machen.

(Es war ein Zeitungsbericht über Kinder, die ein Auto beschädigt hatten. Über Strafmündigkeit ging es dann zur Mündigkeit, und dann zu Kant.)


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Kommentare

13 Antworten zu „Motivierende Einstiege in den Unterricht“

  1. […] Schüler im Gespräch irgendwie die Problemfrage herleiten und somit die Erarbeitung beginnen kann. Auch Herr Rau kennt dieses Szenario und wenn ich auf meine bisherigen Unterrichtsbesuche zurückblicke, lief der Einstieg tatsächlich […]

  2. Hah – ein ausgemachtes Grundschulthema!

    Ich habe schon ziemlich viele Stunden mit einem solchen Impuls begonnen. Besonders gerne (und – ich gebe es zu – manchmal auch zu oft) dienen diese Impulse dem Wecken der Schreibmotivation beim Kreativen Schreiben. Achtjährige gucken sich halt gerne was an, um ihre Fantasie aufs Pferd zu schubsen.

    Die 5 besten Mibringsel waren dabei:

    5. (Fisch-)Schuppen vom Schwanz des kleinen Wassermanns,

    4. Ein vom Zoll beschlagnahmtes und netterweise zur Verfügung gestelltes Präparat einer beeindruckend großen Wasserschildkröte,

    3. Ein geheimnisvolles Kästchen, dem merkwürdiger Geruch entströmte,

    2. Ein fliegender Teppich. Leider defekt, aber groß genug für eine ganze Klasse voller Erstklässler,

    1. Pupspulver.

    Und wo ich so darüber nachdenke, fallen mir noch bestimmt 20 andere Dinge ein. Scheint wirklich ein Grundschulding zu sein. Aber wie du schon schreibst, kann das in Maßen sicher durchaus auch später noch funktionieren.

    Herzliche Grüße
    Frau Weh

    P.S. Morgen begleitet mich übrigens ein ungefähr hundertjähriges Eichhörnchen. Ausstellungsstück und Lehrobjekt für “Schule früher”. Mit Pinselöhrchen, das arme Ding.

  3. […] entstand während meines Referendariats im Juni 2007. Er ist nie fertig geworden, aber ich habe ihn anlässlich des aktuellen Beitrags von Herrn Rau noch einmal ausgegraben und rudimentär […]

  4. Moe

    Oh, danke. Sie wissen ja nicht, wie sehr uns im Studium eine Stunde ohne “interessanten, motivierenden Einstieg” um die Ohren gehauen wird.

    Wirkliches Schülerinteresse weckt man halt nicht durch Instant-Begeisterung, sondern durch Begeisterung fürs eigene Fach und schülergerechte Anschaulichkeit.

  5. Justina

    offtopic: das Bild rechts (Herr Rau mit T-Shirt Olympiade 1972!) Genial! War noch gar nicht in der Schleife, oder???? Aber wirklich knallrot? Die Farben waren damals doch orange-grün-gelb-blau (siehe Wald hier http://www.muenchenarchitektur.com/index.php?p_id=14&aACTION=aARTICLE&aID=16876

  6. Ich hab’s heute wieder getan, also: nach Zeugnisanschauen und Zetteleinsammeln und Ausfragen. Hat wieder gut funktioniert. Obwohl man gerade das doch nicht am Anfang machen soll… es hat wieder funktioniert.
    Es geht mit und ohne Bildchen. Und Bildchen sind keine Garantie – wenn der Einstieg erkennbar nur ein solcher ist, vergrault man Schüler wie mich. Die Ideen unter dem Trackback von Hokey (“Fünf Unterrichtseinstiege”) sind zum Beispiel alle gut. Hauptsache, man kriegt mit, was wie ankommt bei den Schülern.

    (Im Referendariat sollte man natürlich das tun, was der Seminarlehrer will.)

    Ah, das Bild, Justina, ist eines von den neueren, aber schon einige Zeit hier. Die Farbe muss wohl so gewesen sein, auch wenn mich eher Brille und Körperhaltung interessieren. Mein Vater war bei den Bogenschützen damals Schiedsrichter, daher hatten wir eine Menge Olympiamaterial zu Hause. Den Plastikwaldi gab es noch lange bei uns.

  7. Mit geheimnisvollen KLästchen und fliegendem Teppich hätte man mich immer gekriegt, Frau Weh.

    (Verzeihung, dein Kommentar hing im Filter.)

  8. Kann mich an eine Englischlehrerin erinnern, eine (im Schulbetrieb der frühen 80er sehr unüblich) vollendet elegant gekleidete und frisierte grande dame Mitte 30, die uns bis zur 11. Klasse geschlossen aufstehen ließ und uns erst nach eingekehrter Ruhe und Begrüßung erlaubte, sich wieder hinzusetzen. Kleine Disziplinierungsmaßnahme, die weniger militärisch wirkte, als man meint. Sie verströmte ohnehin genügend natürliche Autorität, dieses Ritual diente eher der Sammlung und funktionierte; selbst die immer Rebellischen zogen unwidersprochen mit.

  9. Das war damals auch üblich bei uns, und ist auch heute in Bayern bis zu 10. Jahrgangstufe eher die Norm. (Im G9 war das bis zur 11. so.) Meiner aktuellen 10. habe ich erklärt, das sei ein Ritual, und ich empfände das quasi als Signal und Aufforderung, dass der Unterricht jetzt beginnen könne. Anderen Signalen gegenüber sei ich aufgeschlossen, wenn sie eine Alternative wüssten. Und das meine ich auch so.

  10. Interessant, bei uns war diese Lehrerin unter den damals jüngeren Lehrkräften (> Jahrgang *1945) die absolute Ausnahme – ich besuchte allerdings auch die Refomierte Oberstufe in NS ;)

  11. “Mit geheimnisvollen Kästchen und fliegendem Teppich hätte man mich immer gekriegt, Frau Weh.”

    Da spricht der alte Rollenspieler aus dir!

  12. Klingt für mich nach methodisch monokultivierter Orientierungsphase mit Rezeptcharakter. Ihren grundsätzlichen Wert sehe ich davon nicht berührt.

  13. Herr Kon

    Einstiege machen bisweilen aber auch Spaß; grad vorgestern hab ich z.B. eine Relistunde zum Thema “Entscheidungen” hiermit angefangen:

    http://www.youtube.com/watch?v=OuJ87X9YX3c

    Ansonsten gibt es ja immer noch jene legendäre Erzählung vom Referendar, der angeblich in der Prüfungslehrprobe vom angrenzenden Vordach durchs Fenster kletterte, die Prüfungskommission triumphierend fixierte und die Stunde mit den Worten begann: “Na, das war doch mal ein Einstieg!”

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