Ein Essay – ist das jetzt die deutsche Übersetzung von Op-ed? – von Dietmar Pieper bei Spiegel Online fordert: „Unsere Lehrer müssen besser werden.“ Auf die komme es an, die Systemfrage führe in die Irre.
Ideale Lehrer müsse man sich unter folgenden Kriterien anschauen: „Sind es vor allem Menschen, die gern mit Kindern und Eltern Umgang haben? Die erzählen können, bis die Augen der Zuhörer leuchten? Die wissen, wie man ein Rudel kleiner Wölfe führt?“
Der Lehrer als Leitwolf statt als Lernbegleiter? Lehrerzentriertes Geschichtenerzählen? Das befindet sich pädagogisch auf dem Stand von vor zwanzig, Jahren. Da befinde ich mich allerdings oft auch noch, ehrlich gesagt.
Pieper wünscht sich bessere Lehrer. Hm, ja. Nicht bessere Politiker, Banker, Manager, Journalisten, obwohl wir die doch auch alle brauchen könnten. Warum bei den Lehrern anfangen? Intuitiv gebe ich ihm trotzdem recht. Ich glaube, dass sehr viel vom Lehrer abhängt. Kaum etwas von den Methoden. Und noch viel mehr übrigens vom Schüler – es gibt Klassen, da lernen die Schüler noch beim schlechtesten Lehrer sehr viel. Wie entstehen diese Klassen? Beschäftigt sich irgendwer in der Didaktik damit?
Offen bleibt, wie man herausfindet, was ein guter Lehrer ist. Und was man tut, wenn man lauter gute Lehrer hat, es aber keine Stellen für sie gibt?
Gute Lehrer kriegt man nicht nur durch Übeprüfung auf Gutlehrersein während des Studiums, sondern indem man den Beruf attraktiv für die Leute macht, die man haben will. Mein Vorschlag: Beamtentum abschaffen. Wenn nach zehn Jahren Lehrer in die Wirtschaft oder Erwachsenenbildung wechseln können, kriegt man zum einen die guten (die sich ansonsten vielleicht nicht lebenslang an einen Arbeitgeber binden wollen), und kann zum anderen den schlechten eine Alternative bieten.
Pieper wünscht sich Schule als kundenorientierte Dienstleistungsbetrieb. Kann man so sehen – aber wem leisten wir Dienste, dem Staat oder den Eltern? Ganz schnell wird daraus ein Anspruch der Eltern, nicht bis zum Leistungsvermögen der Schüler zu fördern, sondern bis zum bestmöglichen Abschluss, Eignung hin oder her. Pieper hätte halt doch gerne den Abitur-Gesamtschulabschluss, liest man dann. Und schon gar keine Trennung nach der 4. Klasse. (Seine Kinder sind 9 und 11.) So viel zur Systemfrage, die in die Irre führen soll.
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