Heute war ich den ganzen Tag auf einer Fortbildung für die Fachbetreuer Deutsch. Es ging um die anstehende Einführung des neuen Lehrplans (https://www.lehrplanplus.bayern.de). Wie man der Webseite entnehmen kann, ist sie für alle Schularten in Bayern gedacht; ob eine davon federführend war, weiß ich nicht – aber wie kann man heutzutage noch ernsthaft auf einer hochoffiziellen Schulwebseite Comic Sans verwenden? Um Tafelschrift nachzuahmen?
Was der Unterschied zwischen den Kompetenzen „Texte planen und schreiben“ und „über Schreibfertigkeiten bzw. -fähigkeiten verfügen“ wurde mir zwar in einem Satz erklärt, aber nicht so, dass ich ihn verstanden hätte. Es geht jedenfalls nicht um „richtig schreiben“, das ist eine dritte Kompetenz.
Manche der Änderungen sind nur kosmetisch, muss halt sein. Statt „Beachten von Umgangsformen und Gesprächsregeln: zuhören“ heißt es jetzt ausführlicher: Die Schülerinnen und Schüler „hören ihren Gesprächspartnern aufmerksam zu, um Aussage und Intention zu erfassen und Wertschätzung auszudrücken“.
Andere Änderungen haben tatsächlich Folgen, aber über die muss ich noch nachdenken.
Schwierig ist das weiterhin mit dem Adressatenbezug und der Kontextuierung von Aufsätzen. Das beste ist sicher, echte Schreibanlässe aufzugreifen, wenn sie sich bieten. Vermeiden würde ich selber das, was ich vor allem vom Englischunterricht her kenne: Stell dir vor, du schreibst für die Schülerzeitung…. Du bist Austauschschüler in England und erklärst deinen neuen Mitschülern… Für die Homepage der Schule schreibst du einen Artikel… Du schreibst einen Brief an die Schulleitung… da fühlen sich die Schüler doch veräppelt. Nein, entweder ganz ohne simulierten Adressaten (klassische Inhaltsangabe, Erörterung) oder die Schülerinnen sollen sich in die Rolle von erwachsenen Schreibern versetzen. Bei Erzählungen in der Unterstufe verlangen wir auch nicht, dass die Schüler erzählen, was ihnen – in den Ferien etwa – Spannendes widerfahren ist. Und dann sollen sie auch nicht ihren Eltern gegenüber schriftlich begründen müssen, warum sie mehr Taschengeld brauchen.
Bei einigen Kollegen war der Wunsch nach mehr Austausch da, das ging aber nicht so weit, dass man einen E-Mail-Verteiler errichten würde; ich habe es gar nicht erst vorgeschlagen. Aber ohne wird’s Austausch nicht geben.
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